Trotz Null Grad und Schnee: Die Klimakrise wartet nicht. Deswegen haben wieder weltweit junge Menschen für Klimaschutz gestreikt. In rund 50 Ländern gingen laut Veranstalterangaben bis zu 1.000 Kundgebungen an den Start, 280 davon in Deutschland. Da coronabedingt viele Aktionen auch digital stattfanden, könne die exakte Teilnehmerzahl nicht beziffert werden, erklärte ein „Fridays for Future“-Sprecher. Die Bewegung kritisiert auch die aktuellen Wirtschaftshilfen für die Industrie, die sie als nicht „gegenwartsfähig“ einstuft.
Von Berlin bis Bangladesch drückten junge Menschen ihren Protest in als „kreativ“ bezeichnete Formen. So gab es zum Beispiel Fahrraddemos in Mainz und Gießen. In der Hamburger Innenstadt schufen die Aktivisten einen sechzig Meter langen Schriftzug mit der Botschaft „wir alle für 1,5 Grad C“. Selbst in der Antarktis veranstalteten Forscher eine Plakataktion. Viele Proteste fanden pandemiebedingt online statt: Die Teilnehmer posteten ihren individuellen Digitalprotest, der auf einer gestern Mittag veröffentlichten Website geteilt wurden.
Der analoge Protest fand derweil unter Eindruck der Coronaregeln statt: In Stockholm, der Heimatstadt der „FFF“-Begründerin Greta Thunberg, demonstrierten die Teilnehmer in Schichten, wie die 18-Jährige auf Twitter erklärte. So wollte man „große Menschenmengen vermeiden“. In der schwedischen Hauptstadt legten die Demonstranten Transparente mit Parolen aus, auf denen unter anderem „Wissenschaft statt Schweigen“ zu sehen war. Die deutsche Sprecherin Carla Reemtsma erklärte gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, es sei trotz Corona wichtig, weiter Aufmerksamkeit auf die „Klimakrise” zu lenken. So kritisieren die deutschen Aktivisten zum Beispiel die Coronahilfen für die Industrie, die sie als kontraproduktiv bezeichneten.
Im Superwahljahr 2021 wolle man Druck aufbauen und erreichen, dass alle Parteien „Klimaschutz” in ihren Wahlprogrammen verankern. Der Druck der Straße sei nur ein Baustein: Man wolle einen Marsch in die Institutionen antreten, erklärte Reemtsma. Auch die bekannte Aktivistin Luisa Neubauer erklärte, dass die Klimabewegung sich in den bestehenden Strukturen und Institutionen organisieren wolle und die Regierung herausfordern werde. Laut Neubauer sei der globale Klimaprotest in einer Welt voller Krisen und leerer Versprechen unabdingbar.
Wegen der zahlreichen Protestzüge und Kunstaktionen kam es in vielen Städten zu Verkehrsbehinderungen und Verspätungen im öffentlichen Nahverkehr. Die Demonstrationen fanden hauptsächlich im deutschsprachigen Raum statt. Dass sich einzelne Aktivisten einiger Länder wie z.B. aus Sri Lanka und Kenia an den Protesten beteiligten, reichte den Organisatoren, das Event als „globalen Streik“ zu bezeichnen.