Die Bewegung „Fridays For Future“ hat in einem bemerkenswerten Tweet bestätigt, was Kommentatoren, Analysten und Kritiker seit langem feststellen, nämlich dass es sich bei FFF nicht um eine politische Bewegung handelt, sondern um eine neuheidnische Glaubensgemeinschaft mit dem Bekenntnis zur Klimakatastrophe als Credo, dem CO2 als Teufel und der Natur (auch „Mutter Erde“ genannt) als Gott. Dass es der Bewegung nicht um Wissenschaft geht, sondern um Glauben, um Esoterik, sagt sie selbst in dem Tweet: „Wir haben den Papst in unserer Glaubensgemeinschaft, was habt ihr noch Christliches @CDU?“
Fridays For Future: Eine „Glaubensgemeinschaft“ und ihr Papst
Jetzt ist es schriftlich: Fridays For Future bezeichnet sich selbst als "Glaubensgemeinschaft" - zu der der Papst gehöre. Mit seiner wirklichkeitsfernen Enzyklika "Fratelli tutti", die aus Visionen und Träumen besteht, passt er da hin.
Das ist in mehrfacher Hinsicht hübsch. Erstens werden Heinrich Bedford-Strohm, Thies Gundlach und andere EKD-Funktionäre nicht als Christen gesehen, denn Inhalt des Christentums ist der Papst, den FFF in der Art eines Wanderpokals errungen hat. Zweitens gilt daher evangelisches Christentum FFF nicht als Christentum. Drittens hört mit dem Besitz des Papstes die CDU auf, christlich zu sein. Man könnte dieses Verständnis krude finden, doch sind Glaubensgemeinschaften nicht unbedingt ein Hort von Wissenschaftlichkeit und Rationalität. Es stellt sich damit viertens die Frage, ob FFF „die Mehrheit der Wissenschaftler“ noch benötigt, wo sie doch jetzt den Papst hat?
Nun hat Jorge Mario Bergoglio, der sich als Papst Franziskus nennt – was niemand zuvor unternahm und ein wenig unangemessen scheinen mag, wenn man bedenkt, dass Franz von Assisi (der Namenspatron Bergoglios) im Mittelalter als wiedergekehrter Christus verehrt wurde – in der Enzyklika „Fratelli tutti“ das kapitalistische Wirtschaftssystem abgelehnt. In einer Botschaft auf der Deutschen Welle bezeichnete er das bestehende Wirtschaftssystem als „nicht tragfähig“.
Die FFF-Glaubensgemeinschaft hat sich wohl kaum der Mühe unterzogen, die lange und redundante Enzyklika, in der der Papst von sich selbst ergriffen sich ständig selbst zitiert, zu lesen. Ausgangspunkt für die Jubelmeldung auf Twitter war der Tweet der Deutschen Welle über diese Videobotschaft: „Papst sorgt sich um das Weltklima“. Im Artikel heißt es: „Niemand solle aus der aktuellen Krise unverändert hervorgehen, verlangte Franziskus. Es erfordere „eine Verschiebung, Veränderung“.
Das Ziel sei klar: „Im nächsten Jahrzehnt eine Welt aufzubauen, in der wir auf die Bedürfnisse heutiger Generationen, alle mit inbegriffen, eingehen können, ohne die Chancen künftiger Generationen zu gefährden.“ Er wolle alle Menschen guten Willens, ob gläubig oder nicht, einladen, sich auf diese „Reise“ zu begeben. Jeder Einzelne könne einen wichtigen Beitrag leisten. In der Art eines Heilsbringers, neben dem Jesus Christus wie ein Landei aus Nazareth wirkt, verlangt der Papst die Umerziehung der Menschen, wie man es aus totalitären Ideologien kennt. Seine Enzyklika liest sich über weitere Strecken wie eine entfernte Erinnerung an die Befreiungstheologie im nachlassenden Sonnenlicht. Die Fragen des Klimas kommen übrigens in der Enzyklika kaum vor, so dass man zu dem Eindruck gelangt, dass in der Videobotschaft dieser Aspekt marketingtechnisch nachgereicht wurde.
Als Lutheraner war man zwar historisch der Meinung, dass in Rom der Antichrist wirkte, allerdings gesteht auch der Lutheraner mit Freuden ein, dass die katholische Kirche einige bedeutende Päpste hervorgebracht hat, wenn man beispielsweise an Johannes Paul I., an Johannes Paul II. und an Benedikt XVI. denkt.
Die Enzykliken Benedikt XVI. „Deus caritas est“ und „Spe salvi“ stellen Höhepunkte des Glaubens und der katholischen Theologie dar, durchdrungen von Kraft und Klarheit, eingebettet in die Tradition der Kirche. Dass sich der Vatikan mit wirtschaftlichen Fragen schwertut, zeigt allerdings schon Benedikts Sozialenzyklika „Caritas in veritate“, die dennoch Lichtjahre von der Weltenferne von „Fratelli tutti“ zu verorten ist.
Überraschen kann die jüngste Enzyklika des Bergoglio-Papstes nicht, denn vieles wurde bereits in der Vorgängerenzyklika „Laudato si“ geäußert. Die Pandemie kam hinzu und die Heiligsprechung der Migration. Weltfern ist der Papst, wenn er fordert: „Nur eine soziale und politische Kultur, die ein Aufnahme ohne Gegenleistung einschließt, wird eine Zukunft haben.“ Deutschland hat seit 2015 über eine Millionen Menschen aufgenommen, aufgenommen ohne Gegenleistung, aufgenommen in die Sozialsysteme, die den weiteren Ansturm nicht aushalten werden, zumal Deutschland in die Rezession rutscht – übrigens schon vor Corona. Wie viel Migranten hat eigentlich Bergoglios Vatikan aufgenommen?
Die lange Auslegung des Samariter-Geschichte umgeht phrasenreich drei wesentliche Punkte, erstens hat es der barmherzige Samariter mit einem einzigen Hilfsbedürftigen zu tun und nicht mit zwanzig oder hundert. Zweitens zahlt der Samariter dem Wirt Geld dafür, dass er den Hilfsbedürftigen aufnimmt und gesund pflegt. Insofern ist Bergoglios Forderung wohlfeil oder pharisäerhaft, denn die wirtschaftlichen Folgen seiner Großherzigkeit tragen diejenigen, die er moralisch zur Aufnahme verpflichtet, ohne nur den geringsten Gedanken daran zu verschwenden, ob sie das wirtschaftlich überhaupt vermögen. Im Grunde initiiert er einen neuen Ablasshandel. Drittens stellt sich die Frage, die mit großer Geste übergangen wird, so als existiere sie gar nicht, wie viele der Hilfsbedürftigen wirklich hilfsbedürftig sind?
Papst Franziskus behauptet, dass die wahre Weisheit die Begegnung mit der Wirklichkeit bedeutet. Doch ist in der Enzyklika, die aus Visionen und Träumen besteht, die Wirklichkeit die große Abwesende. Anwesend ist der Papst nicht mehr bei allen katholischen Christen, dafür aber umso mehr in der Glaubensgemeinschaft von Fridays For Future. Die katholische Kirche jedoch überlebt auch das, wie sie beispielsweise Cölestin V. überlebt hat.
Unterstützen