Die Vorsängerin der Antifa ist frustriert: „Ich rufe free movement und ihr stimmt dann ein, everybody’s right.“ Bis jetzt klang das dünn, doch nach dem Anschiss klappt’s besser. So ein antifaschistischer Widerstand braucht halt schon Disziplin. Deswegen üben die Antifalas bereits eine Stunde vorm Kanzleramt, bevor dort der Flüchtlingsgipfel von Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Chefs der Länderregierungen beginnt.
So ein Gipfel ist ein enormer Aufwand. Bereits Stunden vorher stehen dort öffentlich-rechtliche Kamerateams, um O-Töne von ihren Landesfürsten einzuholen. Der Spiegel tickert sich im Internet wund. Am Spreebogen kann kaum ein Eichhörnchen furzen, ohne dass das „Sturmgeschütz der Demokratie“ das rausposaunt. Das Kanzleramt hat ein Thesenpapier entwickelt, die Länder auch. Jetzt kann es losgehen.
Und dann verkündet Scholz die Ergebnisse. Wie es sich für einen wichtigen Mann zu einem wichtigen Anlass gehört, wird er von zwei Männern flankiert: dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst (CDU), und von Niedersachsen, Stephan Weil (SPD). Jetzt aber Butter bei die Fische, wie man an der Nordsee sagt. Wat is denn nu mit der Einwanderung?
Der Bund zahlt den Ländern für die Einwanderung eine Milliarde Euro mehr. In Olaf Scholz umgerechnet, ist das ein Hundertstel „Sondervermögen“ und ein Zweihundertstel Doppelwumms. Die Deutsche Bank hätte es in besseren Zeiten „Peanuts“ genannt. Ist das alles? Eine Woche Brimborium, zwei Thesenpapiere und die Antifa hat extra das Skandieren geübt? Dafür?
Es gibt noch viel mehr. Die Grünen wollten verhindern, dass die Liste der sicheren Herkunftsländer erweitert wird. Da hat sich Scholz durchgesetzt. Die Liste wird erweitert. Zum Beispiel um Georgien. Und dann noch Moldau und … Nun, eigentlich nur um Georgien und Moldau. Aber der Gipfel hat noch etwas gebracht, „ein klares Verfahren“, wie es Wüst nennt, und ein Protokoll. Der Bund und die Länder beraten weiter – im Juni und im November. Früher hätte man das Arbeitskreis genannt. Die haben mittlerweile einen schlechten Ruf. Da klingt Wüsts „klares Verfahren“ schon besser, na ja, früher war mehr Wumms.
Die Kernforderung der Länder bleibt. Sie wollen eine Kopfpauschale. Das bedeutet: Je mehr Einwanderung es gibt, desto höher sind die Kosten und desto mehr soll der Bund bezahlen. Der Bund will die Kostenübernahme für die Einwanderung begrenzen, aber nicht die Einwanderung. Kostet sie dann mehr, sollen die Länder zahlen, oder die Kommunen oder irgendwer. Wer, wird man sehen. Scholz hat sich mit der Milliarde Euro mal wieder Zeit gekauft. Aber nur bis zum November. Eigentlich sogar nur bis zum Juni. Viel Wumms hat er nicht mehr.