Solche Männer, wie der gerade 65 Jahre alt gewordene Felix Magath, sind selten geworden – übrigens nicht nur im Profifußball. Kantig, eckig und überaus erfolgreich, ohne, dass der Spielmacher dabei irgendwann mit der eigenen Meinung hinterm Berg gehalten hätte. Sicher braucht es solche Urgesteine heute dringender als zuvor, will man als Mannschaft unter einem Trainer spielen, der dieser aufgeblasenen Verbandsbürokratie ein paar hartnäckige Charaktereigenschaften entgegensetzen kann: Bei Magath sind es Abgeklärtheit und ein hohes Maß an Authentizität.
So lobt er zwar Jogi Löw:
„Jogi hat bisher einen guten Job gemacht. Ich finde es auch lobenswert, dass er sich nach dem verlorenen Spiel gegen Südkorea äußert und sagt: ‚Ich übernehme die Verantwortung.‘ Dann aber im nächsten Satz: ‚Jetzt gehe ich erst einmal für vier Wochen in den Urlaub, ich bin vier Wochen nicht zu sprechen – und anschließend reden wir weiter.‘“
Und dann kommt es, auf die Frage, was er gemacht hätte:
„Ich hätte mich dann auch verantwortlich gefühlt und meine Position zur Verfügung gestellt. So hätten die Gremien beim DFB sofort handeln können.“
Felix Magath kommt quasi direkt aus China zum Gespräch mit TE. Im bevölkerungsreichsten Land Asiens hatte er gerade im Handstreich die „Chinese Super League“ neu sortiert, als es ihm als Trainer gelang, den in der sieben Millionen Einwohnerstadt Jinan beheimateten Abstiegskandidaten Shandong Luneng binnen weniger Monate zum Topteam umzubauen.
Was hat Felix Magath für uns aus China mitgebracht?
Felix Magath wünscht sich das Leistungsprinzip zurück in den deutschen Fußball. Viele unwichtige Dinge am Rande würden viel zu sehr aufgeblasen, darauf könne man verzichten. Tatsächlich klingen die jüngsten Statements der DFB Spitze und die von Nationaltrainer Löw und Manager Bierhoff gerade so, als hätte Felix Magath ihnen im Hintergrund souffliert.
Magath möchte wieder mehr auf die Leistung des einzelnen Spielers schauen. Dabei hätte es nicht weiter zu interessieren, ob da einer „als Deutscher, Deutsch-Türke oder Türke“ spielt, der Blick muss alleine auf die Leistung gerichtet sein und danach soll der Spieler dann beurteilt werden.
Magath erzählt aus eigener Erfahrung, dass schon acht Monate Abwesenheit gereicht hätten, in Deutschland wieder den Sportkanal einzuschalten und bereits nicht mehr nachvollziehen zu können, um was es da eigentlich noch geht. Da würde nur noch über Taktik geredet und nicht mehr über das Spiel selbst.
„Im Zusammenhang mit Bundesligaspielen hört man fast nur noch von Taktik. Wie die Taktik war, was die Taktik war und wie man die Taktik verändert hat. Als das bei der Weltmeisterschaft nicht funktionierte, war von Taktik keine Rede mehr. Die anderen Mannschaften haben sich auch nicht an unsere Taktik gehalten und einfach gegen uns gewonnen. Der neue Weltmeister Frankreich hat als Schlüssel für den Erfolg Disziplin, Mannschaftsgeist und Fitness herausgestrichen.“