Nancy Faeser hat wieder einen Lauf. Nachdem sie bereits die linksextremen Krawalle am 1. Mai verharmloste und diese Woche Polizei-Statistiken im eigenen politischen Interesse instrumentalisierte, setzt die Bundesinnenministerin ihre Medienoffensive fort. In einem Interview mit dem Magazin Stern ging es eigentlich um mögliche russische Destabilisierungsversuche.
Preissteigerungen, ausgelöst vom Angriff auf die Ukraine, bedrohten die Demokratie. Menschen in wirtschaftlicher Not liefen größere Gefahr, für Putins Propaganda empfänglich zu sein, so Faeser. Mit einer Desinformationskampagne in den sozialen Netzwerken versuche die russische Regierung, das „Vertrauen der Deutschen in den Staat und seine Institutionen zu zerstören“.
Nachdem sie Statistiken verdrehte, will Faeser jetzt „Aufklärerin“ sein
Da mutet Faesers nächste Behauptung nicht weniger verdreht an. Denn als Antwort auf diese Falschinformation habe man eine Task-Force im Netz gegründet. Zitat: „Sie soll russische Falschinformationen im Netz erkennen und dafür sorgen, dass sie schnell widerlegt werden. Am besten nicht nur von uns, sondern auch von anderen glaubwürdigen Quellen, die wir auf gefälschte Bilder oder Videos hinweisen.“
Faeser führt diesen Gedanken weiter aus: „Unser Gegengift gegen russische Propaganda heißt Aufklärung. Wir müssen schon Kindern Medienkompetenz vermitteln: Traut nie nur einer Quelle, gebt Euch nicht mit einfachen Antworten zufrieden. Wichtig ist, dass wir Fake News konsequent widerlegen.“ Das Innenministerium als Wahrheitsministerium? Wie glaubwürdig ist so ein Anspruch, wenn man BKA-Statistiken nur wenige Tage vorher ideologisch genehm framed?
Faeser: „Ich dulde keine rechtsfreien Räume, nirgendwo“
Wer nicht dem Narrativ von Regierung und ÖRR folgt, oder einen Raum schafft, wo andere Meinungen herrschen dürfen, muss sich rechtfertigen – so beim Paradebeispiel Telegram. „Wir müssen durchgreifen, wenn eine Plattform zum Brandbeschleuniger für eine radikalisierte Szene wird. Jede Straftat im Netz muss so konsequent verfolgt werden wie in der analogen Welt. Ich dulde keine rechtsfreien Räume. Nirgendwo. Ich habe mir bei Telegram Gehör verschafft.“ Polizisten sollen für ihren Einsatz im virtuellen Raum geschult werden.
Dann spricht die Ministerin mehr über das Persönliche. „Morddrohungen gehören zur Jobbeschreibung einer Innenministerin dazu“, sagt sie. „Die meinen ja nicht mich, die meinen mein Amt.“ Auf Twitter schreibt Faeser dann die Quintessenz des Interviews neuerlich auf: „Ich lasse mich von Drohungen nicht einschüchtern. Wenn ich zurückweiche, ist das ein Sieg für die Feinde unserer Demokratie. Das gönne ich denen nicht. Wir dürfen nicht zurückweichen. Nicht einen Millimeter.“
Faesers Überzeugung ist offenbar: „Das Amt bin ich“
Faesers Interview ist ein Protokoll. Es steht stellvertretend für das Selbstverständnis des Kabinetts wie dieser Elite aus Politik und Medien. Die Kontrolle darüber, was der Bürger denkt, was er angesichts von Preissteigerungen fühlen soll, und welche Narrative gelten müssen, steht auf der Agenda – indem man es „Aufklärung“ nennt. Dahinter steckt ein Selbstbewusstsein, das sich aus der Überzeugung speist, dass man nicht nur eine Idee repräsentiert, sondern diese verkörpert.
Faeser sagt, es gehe um das Amt. Sie hätte auch sagen können: Sie ist das Amt. Und wer dieses Amt angreift, greift die Demokratie an. Dagegen nimmt sich die Überzeugung von Ludwig XIV. fast schon bescheiden aus.