Aichach. Der frühere Chef des Gesundheitsamts im oberbayerischen Aichach, Friedrich Pürner, der wegen seiner Kritik an den Coronamaßnahmen des Amtes enthoben wurde, zieht nach fast drei Jahren Corona eine Bilanz: Führende Politiker und Virologen hätten mehr versprochen als gehalten, die Kinder seien die Leidtragenden der Panikmache. Die frühe Aussage, dass die Corona-Impfung vor Ansteckung, Erkrankung und Übertragung schütze, habe sich als falsch herausgestellt, sei aber die Basis für die „völlig unsinnige und ausgrenzende 2G/3G-Regel und die einrichtungsbezogene Impfpflicht“ gewesen, schreibt Pürner in einem Gastbeitrag für das Monatsmagazin Tichys Einblick. Auch die Aussage, dass nach einer Impfung der Bevölkerung keine Maßnahmen mehr nötig seien, habe sich nicht bewahrheitet. „Trotz ausreichenden Angebots und einer wirklich guten Impfquote – zumindest bei den ersten beiden Impfungen – wurde das Versprechen nicht eingelöst. Bis heute bestehen Maßnahmen und Einschränkungen fort.“
Und so seien immer wieder „Schuldige“ für ansteigende Infektionszahlen gesucht worden. „Neben Urlaubern, Partygängern, ausländischen Erntehelfern und Schlachthofmitarbeitern wurden leider viel zu sehr die Kinder ins Visier genommen. So stark wie keine andere Gruppe litten sie unter den oktroyierten Maßnahmen“, schreibt Pürner. „Obwohl es bereits Mitte 2020 die ersten Hinweise einiger Fachgesellschaften gab, dass Kitas eben keine Pandemietreiber waren, wurden gerade diese Orte geschlossen und Kinder damit zu Treibern ernannt. Um vermeintlich die Gesundheit von Oma und Opa zu schützen, zahlten die Kinder einen hohen Preis.“ Mindestens vier renommierte Fachgesellschaften hatten schon im Mai 2020 die uneingeschränkte Öffnung von Kitas, Kindergärten und Grundschulen empfohlen. Doch diese Empfehlung habe im Widerspruch zu den Ansichten des Gesundheitsministers Lauterbach und des Virologen Christian Drosten gestanden.
„Nun endlich, nach zweieinhalb Jahren, wird eingeräumt, dass Orte wie Kitas, Kindergärten und natürlich auch Grundschulen zu keiner Zeit Einrichtungen mit erhöhter Infektionsgefahr waren.“ Und doch seien der Öffentlichkeit fast ausschließlich Horrorszenarien präsentiert worden. Doch zum Glück: „Alle Gruselmodellierer lagen bislang falsch.“