Traditionell hat es die evangelische Kirche in der bayerisch-katholischen Diaspora schwer. Um so mehr versucht sie seit Jahren, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Was besonders in diesem Jahr völlig daneben ging. Ausgerechnet zu Ostern leisteten sich die Protestanten einen geschmacklichen Fehltritt, der für Empörung sorgte.
Auf Twitter postete die Kirche ein Bild, das erst vor wenigen Monaten im deutschen Braunkohlerevier entstanden war. Fridays-for-Future-Frontfrau Greta Thunberg war eigens angereist, um gegen die Zwangsräumung des letzten bewohnten Dorfes Lützerath zu demonstrieren. Wie andere Aktivisten auch musste die Polizei die Schwedin davontragen. Das Foto ging um die Welt.
Während nicht einmal Thunberg den Beamten einen Vorwurf machte, sah sich jetzt ausgerechnet die evangelische Kirche bemüßigt, die Aktion zu kommentieren. Sie verglich sie mit dem “Judas-Kuss” aus dem Evangelium, also dem Verrat an Jesus Christus: “Ein Kuss. Und dann geht alles sehr schnell. So lief damals die Gefangennahme Jesu. Und das Ende ist bekannt”, schrieben die Protestanten dazu. Die Polizeibeamten wurden als Helfershelfer der “Verräter” dargestellt. Polizisten als „Hauptmänner der Tempelwache“ verunglimpft.
“Wer wären heute die, die gefangen nehmen? Und die, die in Haft kämen?“, fragt die evangelische Kirche weiter provozierend. Das Posting schlug gewaltige Wellen, bayerische Politiker kritisierten die Äußerungen scharf. Besonders betroffen zeigten sich Vertreter der Polizei, deren Kollegen als “Hauptmänner der Tempelwache“, als “Führende Priester” und als “Ratsälteste“ verunglimpft wurden. Also als diejenigen, die Jesus einst ausgeliefert haben.
Nach dem Oster-Shitstorm ist die Kirche in Asche gegangen: “Wir haben zwar erwartet, dass dieses Meme für Kontroversen sorgt. Wir wollten aber keine Verletzungen. Die aber sind vor allem in den Reihen der Polizistinnen und Polizisten entstanden, die sich wunderten, wie Kirche ‚so eine Scheiße‘ posten kann. Das tut uns leid. Und wir entschuldigen uns dafür. Wir wollten anregen, nicht aufregen“, schrieben die Verantwortlichen.
Landeskirche bitte um Entschuldigung bei der Polizei
Die Bitte um Entschuldigung bei der Polizei gab es obendrauf: “Gleichzeitig hören wir, wie angespannt die Lage bei Einsatzkräften ist, die für uns als Gesellschaft arbeiten, unsere Werte verteidigen und Meinungsfreiheit ermöglichen. Wenn dieser Post euch da an Kirche zweifeln hat lassen, sehen wir das als unseren Fehler. Auch dafür bitten wir um Entschuldigung.“ Immerhin.
Dieser Beitrag ist zuerst bei exxpress.at erschienen.