Für Konservative gab es lange Zeit ein rotes Tuch, das zugleich ein Lieblingsprojekt der Linken war: Die Wahl ab 16 Jahren. Getreu der alten Überzeugung, die Jugend müsse links und progressiv sein, schoben insbesondere die Grünen dieses Thema immer wieder an, um Zusatzstimmen zu ergattern. Dabei war bereits die letzte Bundestagswahl ein Damoklesschwert, das zeigte, dass ebenso viele Jungwähler die FDP wählten wie die Grünen.
Beide Parteien haben sich entzaubert. Nun kommt es für die Grünen noch dicker. Die neuen Parteien der Jugend heißen: AfD und CDU. Ausgerechnet! Revolutionär, wer heute bei der Jungen Union mitmacht oder bei der Arbeiterpartei für Deutschland. Das Bürgertum ist grün, oder besser gesagt: die Bourgeoisie. Und wer ist schon alternativ, der aufseiten des Spießers steht?
Der Muff von Tausend Jahren hängt deswegen in den grünen Talaren. Kaum haben sie die Universitäten unterwandert, schon müssen sie es sich gefallen lassen, als genauso abgehoben zu gelten wie ihre Vorgänger, die 1968 verhöhnt wurden. Geschichte kommt manchmal wie ein Bumerang zurück.
Noch fremdeln die Grünen mit dem neuen Image. Aber sie werden sich arrangieren müssen. Wohlstandsthemen kann man nur Menschen verkaufen, die sich auch eine Wärmepumpe oder ein ökologisches Sorgenpaket leisten können.
Für die meisten Jugendlichen ist dagegen klar: sie werden nicht mit 70 in Rente gehen, sie werden kein Haus kaufen, womöglich auch keine Familie versorgen können – und wenn doch, dann wachsen die Kinder in Problemvierteln, in ländlicher Einöde oder im Umfeld linker Indoktrination auf. Rechts wählen ist kein Trend, kein Chic, keine Laune. Es ist reine Notwehr.