Tichys Einblick
Labor oder nicht Labor? 

Corona-Ursprung: Virologen versuchten, die Labor-These zu diskreditieren

Der öffentlich gewordene Mail-Verkehr zwischen Virologen – unter anderem Christian Drosten – legt nahe, dass die wahrscheinliche These des Corona-Ursprungs aus dem Labor in Wuhan diskreditiert werden sollte.

Wuhan Institute of Virology

IMAGO / Kyodo News

In Amerika tauchen interne Emails aus Korrespondenzen unter Virologen auf, die sich über Herkunft des SARS CoV-2 Virus austauschen und Gegenstrategien erörtern. Der Beharrlichkeit vor allem des unabhängigen amerikanischen Journalisten James Tobias ist es zu verdanken, dass die jetzt ungeschwärzt an die Öffentlichkeit kommen. In mühseligen Klagen nach dem Informationsfreiheitsgesetz erkämpften sie sich den Zugang.

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Die jetzt veröffentlichten Mails von Anfang 2020 belegen die ausführlichen Diskussionen der Virologen und Epidemiologen untereinander. Zunächst wurde über die Wahrscheinlichkeit eines Übersprunges des SARS CoV-2 Virus vom Tier auf den Menschen diskutiert; solche Übertragungen finden sehr häufig statt, Zoonosen zählen zu den häufigsten Infektionskrankheiten.

Ganz vorn mit dabei: Professor Dr. Christian Drosten, jener Charité-Virologe, der lange die Deutungshoheit über die Pandemie und deren Bekämpfung hatte. Seine Intention war, alle Spuren zu verwischen, die einen Laborunfall nahelegen und deren Vertreter als Verschwörungstheoretiker zu desavouieren. Mit dabei auch Dr. Anthony Fauci, amerikanischer Epidemiologe, Chef der amerikanischen National Institute of Alergy and Infectious Deseases, einer Unterbehörde der amerikanischen Gesundheitsbehörde (NIH). Das amerikanische Gegenstück zu Drosten beriet die US-Präsidenten und hatte während der Corona-Pandemie eine besonders starke Stellung.

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Dem erlauchten Kreis der Experten ging es, so der Eindruck des Mailverkehrs, allerdings vorwiegend darum, eine offene Debatte über den Ursprung des Virus zu unterdrücken. Auch die offenbar miserablen Sicherheitsbedingungen, unter denen in den Sicherheitslaboren des Wuhan Institute of Virology gearbeitet wurde, sollten offenbar nicht weiter öffentlich thematisiert werden. In den E-Mails finden sich Hinweise eines Virologen, die Forschung in Wuhan gleiche dem »Wilden Westen«. Doch die verschwanden aus der ursprünglichen Fassung eines fertigen Arbeitspapiers.

Stattdessen wurden in wissenschaftlichen Arbeiten dargestellt, dass SARS CoV-2 natürlichen Ursprung sei und von Tieren auf Menschen übergesprungen sei. So in der Arbeit »The proximal origin of SARS-CoV-2«, die im März 2020 in der Zeitschrift Nature Medicine veröffentlicht wurde. Als Folge dieser halbwissenschaftlichen Paukenschläge war die Labortheorie vom Tisch.

Dies, obwohl viele an der Diskussion beteiligte Wissenschaftler einen Laborursprung für sehr glaubhaft hielten. »Viele Wissenschaftler sind sich inzwischen einig, dass ein Laborleck höchst plausibel ist, aber die meisten Beweise wurden von Hackern und abtrünnigen Wissenschaftlern gefunden, die als Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt wurden, weil sie die gängige Meinung in Frage stellten«, fasst die  britische Zeitung Telegraph Aussagen in den E-Mails zusammen. »Die jüngste E-Mail-Veröffentlichung zeigt, dass Wissenschaftler, die eine undichte Stelle im Labor ablehnten, diese hinter verschlossenen Türen für möglich hielten. In einer E-Mail vom 8. Februar räumte Prof. Edward Holmes von der Universität Sydney, einer der Autoren des Nature Medicine-Artikels, ein, dass viele Menschen glaubten, das Virus sei aus dem Labor in Wuhan ausgetreten.

Er schrieb: ‚Seit Beginn dieses Ausbruchs gibt es Vermutungen, dass das Virus aus dem Labor in Wuhan entwichen ist, und sei es nur, weil der Ort des Ausbruchs und der Standort des Labors zusammenfallen. Ich arbeite viel in China und ich kann Ihnen sagen, dass viele Menschen dort dies glauben und glauben, dass sie belogen werden.‘«

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Der Hamburger Physikprofessor Roland Wiesendanger hatte bereits Anfang des vergangenen Jahres seine Studie veröffentlicht, nach der das SARS CoV-2 Virus einem Laborunfall entstammte und belegte dies mit einer Sammlung von vielen Merkwürdigkeiten und Unstimmigkeiten. Dies war kein endgültiger Beweis wohl gemerkt, sondern eine sehr plausibel untermauerte Hypothese. TE hatte mehrfach darüber berichtet und einen ausführlichen TV Talk mit Wiesendanger geführt.

Er griff damit direkt auch Drosten an. Drosten wiederum wehrte sich mit einer Klage gegen Wiesendanger. Er legte März dieses Jahres eine eidesstattliche Versicherung ab, er habe kein Interesse, den Verdacht über den Ursprung des SARS CoV-2 Virus in eine bestimmte Richtung zu lenken. Und weiter wörtlich: »Insbesondere hatte und habe ich kein persönliches Interesse, die sogenannte Laborthese als Ursprung des Virus auszuschließen.« 

Die jetzt aufgetauchten E-Mails zeigen, dass dies nicht stimmen kann.

Wiesendanger jedenfalls, so das Hamburger Landgericht in einer ersten mündlichen Verhandlung, dürfe Dorsten keine gezielte Täuschung der Öffentlichkeit vorwerfen.

Auffallend war in der Tat, wie direkt Beteiligte vehement der Laborunfallthese widersprachen wie der amerikanische Zoologe und Ecohealth-Alliance-Vorsitzender, Dr. Peter Daszak. Der arbeitete eng mit der legendären chinesischen »Fledermausfrau« Shi Zhengli in jenem ominösen Virenlabor in Wuhan zusammen. Die wurde immer wieder in Reportagen präsentiert, wie sie in schwer zugänglichen Höhen Fledermauskolonien untersuchte und deren Virenausstattung erforschte. Die Frage zu klären, warum Fledermäuse als über Träger teils gefährlicher Viren gelten, selbst aber nicht daran erkranken, gilt als von hohem wissenschaftlichen Wert. 

Daszak verdammte sehr schnell und auffällig laut Verfechter der Laborunfallthese als Verschwörungstheoretiker. »Verschwörungstheorien schaffen nichts als Angst, Gerüchte und Vorurteile«, so heißt es in einem offenen Brief, den das Medizinfachblatt The Lancet veröffentlichte. Weltweit hatte eine Reihe von Virologen diesen Brief mit unterzeichnet – darunter auch Drosten von der Berliner Charité. 

Dieser Mechanismus, Kritik als Verschwörung zu verdammen, erwies sich gerade in der medialen Schlacht um die Deutungshoheit Corona Pandemie als besonders »hilfreich«. 

Die Diskussion in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten über die Laborunfall-These ist deutlich weiter fortgeschritten als hierzulande. Es geht immerhin um den größten Labor Unfall der Geschichte, Virenforscher experimentieren mit Viren herum, versuchen sie »schärfer« zu machen, als sie von Natur aus sind, oder versuchen, mit loss-of-gain-Experimenten sie unschädlicher zu machen. Dass selbst in Sicherheitslabore der höchsten Stufe Unfälle vorkommen, wurde in der Vergangenheit hinlänglich belegt.

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