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Destatis

Erzeuger- und Großhandelspreise zeigen fortgesetzte Inflation an

In fast allen Bereichen steigen die Preise, überdurchschnittlich bei Energie und Nahrungsmitteln. Und das wird wohl so weitergehen oder gar noch dynamischer werden, wie die Erzeuger- und Großhandelspreise zeigen.

IMAGO / Steinach

Die Inflation wird auch in den kommenden Monaten aller Voraussicht nach auf einem ähnlichen oder sogar höheren Niveau liegen, wie im Mai, für den das Statistische Bundesamt (Destatis) heute – wie nach der Vorausschätzung schon zu erwarten – die Rate mit 7,9 Prozent zum Vorjahresmonat beziffert.

Dass das mindestens so weitergehen wird, legen die ebenfalls heute bekannt gemachten Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte im April und die Großhandelspreise im Mai nahe. Erstere stiegen um den extremen Wert von 39,9 Prozent, letztere um 22,9 Prozent zum Vorjahresmonat. Das heißt, die größten Preissteigerungen für Konsumenten bei Lebensmitteln dürften noch bevorstehen, da die Erzeugerpreise, die die Hersteller (also in diesem Fall die Landwirte) vom Großhandel oder gewerblichen Kunden verlangen, von diesen in aller Regel an die Endkunden weitergegeben werden.

Seit Beginn der Erhebung im Jahr 1961 sind die Erzeugerpreise für Lebensmittel nie so stark gestiegen. Im März 2022 hatte die Veränderungsrate schon 34,7 Prozent betragen, auch dies war bereits ein Rekordanstieg. Im Vormonatsvergleich stiegen die Preise um 5,6 Prozent. Die Erzeugerpreise für pflanzliche Lebensmittel stiegen noch stärker (+45,7 Prozent) als die für tierische Erzeugnisse (+35,8 Prozent).

Der Preisanstieg bei den pflanzlichen Produkten ist unter anderem auf die seit Juli 2020 steigenden Getreidepreise zurückzuführen. Diese lagen im April 2022 um 77,6 Prozent über dem Vorjahresmonat und damit noch etwas höher als im März 2022 mit 70,2 Prozent. „Ausschlaggebend für die enorme Preissteigerung bei Getreide ist noch immer die Verknappung des Angebots infolge des Kriegs in der Ukraine“, heißt es von Destatis.

Aber auch jenseits der Landwirtschaft gibt es keine Entwarnung für Inflationssorgen. Die Verkaufspreise im Großhandel waren im Mai 2022 um 22,9 Prozent höher als im Mai 2021. Wie Destatis mitteilt, war der Anstieg der Großhandelspreise im Vorjahresvergleich damit etwas schwächer als im April 2022, als mit 23,8 Prozent der stärkste Anstieg seit Beginn der Erhebung im Jahr 1962 verzeichnet worden war. Im Vormonatsvergleich stiegen die Großhandelspreise im Mai 2022 allerdings um 1,0 Prozent. „Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Großhandelspreise sind wie bereits im April auch im Mai 2022 besonders im Großhandel mit Rohstoffen und Energieträgern, aber auch mit Lebensmitteln zu beobachten“, heißt es von Destatis zur Erklärung.

Der hohe Anstieg der Großhandelspreise im Vorjahresvergleich ist im Mai 2022 weiterhin durch stark gestiegene Preise für viele Rohstoffe und Vorprodukte begründet. Den größten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat hatte im Mai 2022 der Preisanstieg im Großhandel mit Mineralölerzeugnissen (63,5 Prozent).

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