Tichys Einblick
„Bis zum letzten Euro“

„Ernsting’s family“ will gegen 2G im Einzelhandel klagen

Timm Homann, Chef des Textilhändlers Ernsting's family, hat nun angekündigt, gerichtlich gegen 2G vorzugehen. Er spricht von einem "unfassbaren Dilettantismus der Verantwortungsträger". Von Michael Friese.

IMAGO / Michael Gstettenbauer

Der Modehändler Ernsting’s family will juristisch gegen die jüngst von Bund und Ländern beschlossenen Corona-Maßnahmen vorgehen, welche insbesondere 2G-Regelungen in fast allen Lebensbereichen vorsieht. Lediglich Supermärkte und Drogerien dürfen noch von Ungeimpften besucht werden. Der Geschäftsführer von Ernsting’s, Timm Homann, hat dazu eine klare Meinung: „Der politische Blindflug muss enden, die Gerichte müssen jetzt aktiv werden und gegen diesen unfassbaren Dilettantismus der Verantwortungsträger antreten.“

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Die Einschränkungen, welche auch Ernsting’s family als reinen Modehändler betreffen, nannte Homann einen „demokratischen Treppenwitz“. Man sei noch nie näher an einer Bananenrepublik gewesen, so der Manager. Gegenüber dem Spiegel gab der Firmenchef über einen Sprecher außerdem zu verstehen, dass der Handel zum „Faustpfand gegen die Ungeimpften“ gemacht werde. Die Maßnahmen seien zudem „reine Symbolpolitik und haben keinerlei Sachbezug“ – er verweist diesbezüglich auf die Supermärkte und Drogerien. Diese konnten in den vorangegangenen Lockdowns ihre Geschäfte ausweiten, indem sie neben ihrem normalen Sortiment auch Modeartikel anboten, während Bekleidungsgeschäfte gänzlich schließen mussten.
Weitere Händler könnten sich der Klage anschließen

„Dagegen werden wir klagen, bis zum letzten Euro“, sagte Homann. Das staatspolitische Versagen müsse adressiert werden, zumindest müssten die entstandenen Schäden für die Firmen, welche Einbußen verzeichnen mussten, „fair und mit Anstand“ ausgeglichen werden. Er kritisierte ebenfalls die Bereitstellung von Hilfszahlungen des Bundes, welche seiner Ansicht nach an zu viele Obergrenzen gekoppelt sind. 5,3 Milliarden Euro könnte der Branche alleine im Dezember durch die Lappen gehen – davon geht das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) aus.

Zu allem Überfluss kommt hinzu, dass laut dem Handelsverband Deutschland viele Unternehmen bereits die Obergrenze für Hilfen in diesem Jahr durch die bereits vorausgegangenen Zwangsschließungen erreicht hätten. Online-Händler haben nun durch die neuen 2G-Regelungen die Möglichkeit, ihr Geschäft um die Weihnachtszeit weiter zu vergrößern, während die Textilhändler nicht einmal ihre Einbußen vom Staat erstattet bekommen. Der Chef der Bekleidungskette Kik, Patrick Zahn, kritisiert die Maßnahmen ebenfalls scharf. Kik hätte in den Bundesländern, in welchen bereits vorher eine flächendeckende 2G-Regelung eingeführt wurde, 30 Prozent des Umsatzes verloren, so Zahn.

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Möglicherweise werden sich weitere Einzelhändler anschließen und gegen die neu verordneten Maßnahmen klagen. Die Buchhandelskette Thalia zieht bereits die Möglichkeit einer Klage in Betracht und viele weitere Einzelhändler und Firmenchefs haben ihren Unmut über die derzeitige Situation geäußert. Für viele ist hier neben den wirtschaftlichen Verlusten auch die Infektionsgefahr im Einzelhandel ein Hauptargument. Einerseits stellen Geschäfte im Vergleich zum Nahverkehr keine großen Infektionsherde dar und andererseits wird der Nutzen, den die Schließung von Bekleidungsgeschäften angeblich erbringen soll, ab dem Punkt zunichtegemacht, in welchem Supermärkte und Drogerien einfach bei sich Kleidung verkaufen und diese offensiv bewerben. Aufgrund dieser Mängel und Unsinnigkeiten der von der Regierung neu beschlossenen Corona-Gesetzlage ist für Ernsting’s-Chef Homann klar, dass dagegen vorgegangen werden muss: „Diese Regelung schreit nach einer unverzüglichen Korrektur durch die Judikative.“

Michael Friese ist 18 Jahre alt und Teil des Nachwuchsprogramms von Tichys Einblick. Lesen Sie mehr junge Perspektiven in der neuen digitalen Edition des Jugendmagazins Apollo News. Hier. 

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