Eine Umfrage offenbart, dass ausgerechnet in jener Bevölkerungsgruppe, die am nächsten dran ist an medizinischen Fragen, die Impfbereitschaft mit den vorhandenen, demnächst wohl nach Schnellverfahren zugelassenen Corona-Impfstoffen tendenziell geringer ist als bei anderen. Fachleute scheinen durchaus persönliche Nebenwirkungen durch die Impfung zu befürchten, auch wenn sie deren kollektiven Nutzen nicht in Frage stellen. Das legen zumindest die Ergebnisse aus dem „COVID-19 Snapshot MOnitoring“ (COSMO) nahe, die Cornelia Betsch, Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt jetzt vorstellte.
Die Impfbereitschaft der selbst im medizinischen Bereich arbeitenden Befragten schwankt im Zeitverlauf stark, sie liegt allerdings bis auf zwei Ausnahmen im Jahresverlauf meist deutlich unter derjenigen der Gesamtheit. Interessant ist dabei ein Detail: „48 Prozent (der im Gesundheitsbereich arbeitenden, Red.) denken, dass sich die meisten ihrer Arbeitskolleg/innen gegen COVID-19 impfen lassen werden“. Man könnte daraus also die Hoffnung auf einen gewissen Trittbrettfahrereffekt folgern: Die anderen sollen sich impfen lassen, damit ich es nicht muss.
Nur die knappe Hälfte (49.61 Prozent) der selbst im medizinischen Bereich arbeitenden Befragten sagte, sie würden ihren Patienten einen COVID-19-Impfstoff empfehlen, wenn er verfügbar wird und prinzipiell für ihre Patienten in Frage käme.
Die meisten Befragten wissen nicht, um welche Art des Impfstoffs es sich bei dem von Modena oder Pfizer/Biontech handelt (das Wissen nimmt allerdings tendenziell zu). Ob sie es wissen oder nicht, beeinflusst allerdings nicht ihre Impfbereitschaft. Eine absolute Mehrheit (52 Prozent) sieht die Impfung gegen COVID-19 vor allem als Vorbeugung einer eigenen Erkrankung, 24 Prozent sehen sie eher als Intervention, die die aktuellen Einschränkungen beseitigen könnte. Die Impfbereitschaft ist am höchsten unter Personen, die eine Impfung aus Gesundheitsgründen anstreben.
Die Zustimmung zu den politischen Corona-Maßnahmen der Regierenden ist auch hoch. Die COSMO-Umfrage fand am 8. Dezember, also vor den jüngsten Lockdown-Beschlüssen statt: 60 Prozent stimmten zu, dass es „schnellstmöglich einen harten Lockdown geben sollte“, um die Fallzahlen deutlich zu reduzieren. Nur 29 Prozent lehnen das ab, der Rest ist unentschieden. 53 Prozent sprechen sich für die Einschränkung persönlicher Freiheitsrechte aus. Aber wie bei dem Unterschied beim Gesundheitspersonal zwischen sich selbst nicht impfen zu lassen im Vertrauen darauf, dass es schon die anderen tun, könnte auch die Zustimmung zum Lockdown die anderen meinen – nicht sich selbst.