Tichys Einblick
Ausschreitungen in Großbritannien

Enoch Powells „Ströme von Blut“: Rehabilitiert durch die Realität

Politische Beobachter wie Douglas Murray warnen bereits seit Jahren vor den nun zu beobachtenden Verwerfungen in Großbritannien. Doch ihnen ging der konservative Politiker Enoch Powell vor, dessen „Ströme von Blut“-Rede bereits 1968 weitsichtig die jetzigen Verhältnisse vorhersagte.

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„Der vergessene Spengler rächt sich, indem er droht, recht zu behalten.“ Ein solches Eingeständnis eines linken Intellektuellen, wie es 1950 Theodor Adorno äußerte, ist heutzutage wohl kaum vorstellbar. Daher übernimmt die Rehabilitierung des geschmähten Enoch Powell und dessen berüchtigter „Ströme von Blut“-Rede aus dem Jahr 1968 kein zeitgenössischer Intellektueller, sondern gleich die Realität selbst, die in den letzten Tagen mit erschreckender Präzision die Vorhersagen Powells bestätigt hat.

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Wem Powell und seine Rede bislang verborgen geblieben sind: Enoch Powell war ein britischer konservativer Politiker, der für seine kompromisslose und scharfe Rhetorik gefürchtet, aber auch sehr geliebt war. Zu Lebzeiten berühmt wurde er jedoch mit einer Rede – ausgerechnet im Schicksalsjahr 1968 – die unter dem Beinamen „Ströme von Blut“-Rede in die Geschichte einging. Powell selbst war sich der weitreichenden Bedeutung seiner Rede bewusst und ahnte bereits im Voraus, dass diese effektiv das Ende seiner politischen Karriere einläuten würde.

Die Rede, gehalten am 20. April 1968 in Birmingham, erwies sich als nahezu prophetische Vorhersage der Entwicklungen, die sich schleichend bereits in den letzten Jahren und nun plötzlich und explosionsartig in den Ausschreitungen der letzten Tage manifestierten.

Einige Auszüge aus Powells Rede sollen dessen Weitsicht belegen:

„Die oberste Aufgabe der Staatsführung besteht darin, vermeidbare Übel zu verhindern. Bei dem Versuch, dies zu tun, stößt der Staat dabei auf Hindernisse, die tief in der menschlichen Natur verwurzelt sind. Eines davon besteht darin, dass derartige Übel ihrer Natur nach erst dann nachweisbar sind, wenn sie bereits eingetreten sind: In jedem Stadium ihres Entstehens kann man zweifeln und darüber streiten, ob diese Übel real sind oder imaginär.

Aus demselben Grund finden sie im Vergleich zu den aktuellen Problemen wenig Beachtung, die sowohl unbestreitbar als auch dringlich sind: daher die Versuchung aller Politik, sich mit der unmittelbaren Gegenwart auf Kosten der Zukunft zu beschäftigen.

Vor allem ist man geneigt, die Vorhersage von Problemen mit der Verursachung von Problemen zu verwechseln und sogar damit, Probleme zu wünschen: ‚Wenn nur‘, so denkt man gerne, ‚die Leute nicht darüber reden würden, würde es wahrscheinlich nicht eintreten.“

Powell fuhr in seiner Rede mit einer Anekdote fort, in der er von dem Treffen mit einem Arbeiter in seinem Wahlkreis berichtete, der ihm schockierenderweise offenbarte, dass er und seine Kinder das Land verlassen würden, wenn sie das nötige Geld hätten. Dieser Mann ist auch für eine der berüchtigsten Prognosen der Rede verantwortlich, denn Powell zitierte ihn:

„In diesem Land wird in 15 oder 20 Jahren der schwarze Mann die Peitsche gegenüber den Weißen in der Hand haben.“

Es mag einige Jahre länger gedauert haben, als der Arbeiter es damals vorhersagte, doch die Ereignisse der letzten Wochen, Monate und Jahre tragen wenig dazu bei, diese Prognose zu widerlegen.

Lieber politisch tot, als lauwarm

Bereits damals war sich Powell bewusst, welch Ungeheuerlichkeit diese Aussage für den modernen Zeitgeist darstellte:

„Ich höre schon den Chor der Empörung: Wie kann ich es wagen, so etwas Schreckliches zu sagen? Wie kann ich es wagen, Unruhe zu stiften und Gefühle zu entfachen, indem ich ein solches Gespräch wiederhole?

Die Antwort ist, dass ich nicht das Recht habe, dies nicht zu tun. Hier ist ein anständiger, gewöhnlicher Engländer, der am helllichten Tag in meiner eigenen Stadt zu mir, seinem Parlamentsmitglied, sagt, dass sein Land für seine Kinder nicht mehr lebenswert sein wird.

Ich habe einfach nicht das Recht, mit den Schultern zu zucken und an etwas anderes zu denken. Was er sagt, sagen und denken Tausende und Hunderttausende – vielleicht nicht in ganz Großbritannien, aber in den Gebieten, die bereits die totale Transformation durchmachen, für die es in der tausendjährigen englischen Geschichte keine Parallele gibt.“

Während andere Politiker jener schicksalträchtigen Zeit dem unangenehmen Konflikt mit der zerstörerischen Gesellschaftspolitik aus Bequemlichkeit vermieden – sie eben „lauwarm“ waren -, folgte Powell kompromisslos jener inneren Überzeugung und Verpflichtung, die Wahrheit beim Namen zu nennen, wenn er sie erkannte, ohne Rücksicht auf etwaige persönliche Opfer, die in Folge dieser Wahrheit zu erwarten waren.

Powell führte Zahlen an, die einen aus heutiger Sicht erschaudern lassen müssen. Er prognostizierte bereits eine kritische Masse an unintegrierbaren Migranten auf Basis der damaligen Einwanderung von knapp 50.000 Menschen pro Jahr, eine Zahl, die angesichts der Hunderttausenden Migranten, die mittlerweile jährlich die Länder des ehemaligen Westens fluten, erschreckend harmlos wirkt. Und dennoch: Aufgrund anhaltender Immigration, sowie erhöhter Reproduktionsbereitschaft sagte Powell einen migrantischen Bevölkerungsanteil in Großbritannien für das Jahr 2000 hervor, der ziemlich genau den Realitäten entsprach.

Was allerdings moderne Statistiken häufig zu verschleiern suchen, ist der Anteil jener Bevölkerungsgruppe mit Migrationshintergrund, die bereits in zweiter oder dritter Generation in Großbritannien leben und die in den bevorstehenden Unruhen eher mit den Migranten sympathisieren als mit der einheimischen Bevölkerung, sodass der Anteil der tatsächlich Unintegrierbaren mittlerweile weitaus höher liegt.

Remigrationsforderungen bereits in den 1960er Jahren

Im Hinblick auf die Frage, wie man mit dieser Situation umgehen könnte, äußerte sich Powell ebenso mit einer Einschätzung, die an Aktualität nichts eingebüßt hat:

„Die natürliche und rationale erste Frage einer Nation, die mit einer solchen Perspektive konfrontiert wird, lautet: ‚Wie können die Ausmaße reduziert werden?‘ Zugegeben, sie ist nicht gänzlich zu verhindern, aber sie kann begrenzt werden. Die Bedeutung und die Folgen eines in ein Land oder eine Bevölkerung eingebrachten fremden Elements, unterscheiden sich grundlegend, je nachdem, ob dieses Element 1 Prozent oder 10 Prozent ausmacht.

Die Antworten auf die einfache und rationelle Frage sind ebenso einfach und rational: durch die Beendigung weiterer Zuwanderung und die Förderung maximaler Abwanderung. Beide Antworten sind Teil der offiziellen Politik der konservativen Partei.

[…]

Ich wende mich der Wiederauswanderung (re-emigration) zu. Wenn morgen alle Zuwanderung aufhören würde, würde sich die Wachstumsrate der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund erheblich verringern, aber die voraussichtliche Größe dieses Bevölkerungsanteils würde den Grundcharakter der nationalen Gefahr noch immer unberührt lassen.

Dies kann nur in Angriff genommen werden, solange ein beträchtlicher Teil der Gesamtbevölkerung noch aus Personen besteht, die in den letzten zehn Jahren in dieses Land gekommen sind.

Daher ist es dringend erforderlich, jetzt das zweite Element der Politik der konservativen Partei umzusetzen: die Förderung der Wiederauswanderung.“

Powell betonte im Umgang mit Zuwanderern jedoch immer die Notwendigkeit gleicher Behandlung aller Bürger, was er allerdings vor allem durch die bereits damals propagierten Anti-Diskriminierungsgesetze gefährdet sah, da diese gerade Zuwanderern Privilegien auf Kosten der einheimischen Bevölkerung einräumen sollten. Ebenso unterschied Powell streng zwischen jenen Menschen aus Teilen des damaligen Commonwealths, die zum Beispiel zu Studienzwecken nach Großbritannien kamen und dieses Wissen danach wieder in ihre Heimatländer brachten und jenen, die zwecks „Ansiedlung“ nach Großbritannien einreisten.

Die gewollte Spaltung der Gesellschaft

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Der konservative Politiker berichtete von zahllosen Fällen, in denen Einheimische systematisch Benachteiligung erfuhren und ihre Zuschriften an ihn aus Furcht vor Repressalien sogar ohne Angabe einer Adresse versendeten. Dabei sprach Powell einem Teil der Immigranten nicht den Willen zur Integration ab, verortete jedoch einen Paradigmenwechsel:

„Wir stehen an der Schwelle eines Wandels. Bisher war es die Folge von äußeren Umständen und Hintergründen, die den Gedanken an Integration für den größten Teil der Einwandererbevölkerung unzugänglich machte – sodass sie diesbezüglich keine Ambitionen entwickelten und selbst nie daran dachten – und dass ihre Anzahl und physische Konzentration bedeutete, dass der Integrationsdruck, der normalerweise auf jede kleine Minderheit wirkt, nicht wirksam wurde.

Jetzt aber erleben wir, dass positive Kräfte gegen die Integration wirken, dass Interessen an der Bewahrung und Verschärfung rassischer und religiöser Unterschiede im Hinblick auf die Ausübung einer tatsächlichen Vorherrschaft zunächst über die Miteinwanderer und dann über die übrige Bevölkerung bestehen.“

Welche Weitsicht zu solch einem frühen Zeitpunkt! Die bewusst herbeigeführte Spaltung der Bevölkerung, die mittlerweile zu einem primären Herrschaftsinstrument in den verbliebenen westlichen Demokratien geworden ist, analysierte und beschrieb Powell mit bewundernswerter Klarheit und Schärfe. Kein Wunder, dass man seiner politischen Karriere kurz darauf ein Ende bereitete!

Powell endete seine Ansprache mit jener berühmten Referenz an Virgils Aeneis, die der Rede ihren Beinamen „Ströme von Blut“ verlieh:

„Wenn ich nach vorne schaue, erfüllt mich eine Vorahnung; wie der Römer scheine ich ‚den Tiber mit viel Blut schäumen zu sehen‘. Das tragische und unlösbare Phänomen, das wir auf der anderen Seite des Atlantiks mit Schrecken beobachten, das dort aber mit der Geschichte und der Existenz der Vereinigten Staaten selbst verwoben ist, kommt hier durch unseren eigenen Willen und unsere eigene Nachlässigkeit auf uns zu. In der Tat, es ist fast schon da. Zahlenmäßig wird es lange vor dem Ende des Jahrhunderts amerikanische Ausmaße annehmen. Nur entschlossenes und dringendes Handeln kann es schon jetzt abwenden. Ob die Öffentlichkeit den Willen haben wird, dieses Handeln zu fordern und durchzusetzen, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es ein großer Verrat wäre, zu sehen und nicht zu sprechen.“

Enoch Powell wurde für seine Prophezeiung als Rassist gebrandmarkt. Doch die Realität lehrt uns, dass eine Rehabilitierung Powells mehr wie angebracht wäre. Die zahlreichen Kritiker moderner Massenmigration im englischsprachigen Raum wären ohne die Weitsicht Powells und sein Pflichtbewusstsein auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen, kaum vorstellbar.

Die gesamte (englischsprachige) Rede von Powell finden Sie hier zum Nachlesen.


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