Cottbus. Bei einem möglichen Blackout des deutschen Stromnetzes wird das Hochfahren des Netzes mehrere Tage dauern und zu erheblichen Problemen in der Industrie und Privathaushalten führen. Der Energieexperte Prof. Harald Schwarz, Spezialist für Energieverteilung und Hochspannungstechnik an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, erinnert an die Blackout-Studie von 2011 für den Deutschen Bundestag. „Die Autoren haben exzellent recherchiert, damals aber nur den Tag 1 eines Blackouts untersucht – denn man wusste, spätestens ab Tag 3 herrscht im Prinzip Anarchie auf der Straße“, so Prof. Schwarz im Gespräch mit dem Monatsmagazin Tichys Einblick. „Aber selbst zum Tag 1 stellte die Studie fest: Der Großteil der Notstromanlagen in den deutschen Krankenhäusern befindet sich nicht in einem Zustand, dass sie gesichert anspringen.“
Den Rat des Staatssekretärs im Bundeswirtschaftsministerium, Patrick Graichen, an die Industrieunternehmen, sich mit Blick auf den kommenden Winter Diesel-Notstromaggregate und einen Treibstoffvorrat für drei Tage zuzulegen, hält Schwarz für völlig unrealistisch. „Das ist ja völlig unvorstellbar. Die Industrie verbraucht etwa 20 bis 25 Prozent des Stroms. Wir reden über etwa 10 bis zu 20 Gigawatt. Handelsübliche Notstromaggregate in der Größe eines Lkw-Anhängers haben eine Kapazität von einem halben bis einem Megawatt. Jetzt also zu argumentieren, die deutsche Industrie solle eben mal für 20 Gigawatt Gesamtleistung Notstromaggregate kaufen, ist völlig jenseits dessen, was überhaupt irgendwie machbar ist.“