Tichys Einblick
Mit Klimaschutz zum Sozialismus

»Ende Gelände« vor dem Großkraftwerk Mannheim

Der Verfassungsschutz sieht mit Besorgnis, wie linksextreme Gruppierungen »Ende Gelände« und »Fridays for Future« beeinflussen und unterwandern.

Activists from the Ende Gelande organisation have occupied the coal conveyor belt on the large coal power plant in Mannheim. They also block the main entrance of the plant, calling for an end to the use of coal in energy production and the use of renewable energy sources. Mannheim

imago images / Pacific Press Agency

Auf das Gelände des Großkraftwerkes Mannheim (GKM) sind Störtrupps der radikalen Gruppierung »Ende Gelände« eingedrungen und auf das Dach einer Anlage geklettert. Sie sind auch in die abgeschlossenen Förderbänder eingestiegen, auf denen die Kohle ins Kraftwerk transportiert wird. »Ende Gelände« fordert die Abschaltung des Großkraftwerkes. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste haben vor der gigantischen Industrieanlage einen Großeinsatz.

Am Samstagmorgen, so berichtet das Polizeipräsidium Mannheim, »wurde die Polizei informiert, dass sich vor der Hauptzufahrt des Großkraftwerk Mannheim im Stadtteil Neckarau mehrere Klimaaktivisten versammeln würden und diese blockierten. Rund 30-40 Personen hatten sich zu einer nicht angemeldeten Spontankundgebung vor der Zufahrtsstraße versammelt. Mehrere Personen drangen zu dem unberechtigt auf das Betriebsgebäude ein und begaben sich auf eine Kohleförderanlage.« Eine Gefährdung sei nicht auszuschließen. Die Polizei spricht von etwa 40 Personen, »Ende Gelände« von 100.

Die Medien sprechen von »Klimaschützern« und »Aktivisten« und deren Forderungen, das GKM mit dem Spruch »Unsere Zukunft ist wichtiger als eure Profite« abzuschalten.

Das Steinkohlekraftwerk versorgt einen Teil Baden-Württembergs mit Strom und trägt entscheidend zur Netzstabilität in Deutschland bei. Außerdem liefert es mit 15 Prozent einen bedeutenden Teil des Stroms für die Deutsche Bahn. Über ein Fernwärmenetz werden Tausende von Haushalten im Rhein-Neckar-Raum mit Wärme versorgt. Allein in Mannheim hängen 60 Prozente der Haushalte an diesem Fernwärmenetz. Die müssten dann frieren.

Der neueste Block neun ging nach zehn Jahren Planung und Bauzeit im Herbst 2015 ans Netz. 120 Meter hoch ragt das Maschinenhaus empor. Darin wurde neueste Technologie eingebaut, die den Brennstoff Steinkohle so effizient wie derzeit möglich ausnutzt und in Strom und Wärme umwandelt. Daher dauerte der Bau seinerzeit deutlich länger, weil der Kessel mit höheren Temperaturen als bisher betrieben wird und der Hochtemperaturstahl und die Schweißnähte Probleme bereitete.

Im Kraftwerk sind die zukunftsweisende Rauchgasreinigungsanlagen und Filteranlagen eingebaut, so dass es zu den saubersten Kraftwerken Deutschlands zählt. Eine Rauchgasentschwefelungsanlage reinigt die Abgase. Dabei entsteht unter Zugabe von Kalk Gips für die Bauindustrie.

Mannheim ist der größte Kraftwerksstandort in Baden-Württemberg. Das Kraftwerk gilt als unverzichtbar für die Stromversorgung, es steht auch als sogenannte Kaltreserve da, die anspringt, wenn wieder mal weder Sonne noch Wind Strom liefern.

Einigermaßen verwirrend, was die Protest-Kiddies da im Schatten einer der modernsten und saubersten Industrieanlagen fordern: »Bagger sind zum Spielen da« haben Kinder von »Ende Gelände« auf Leinwandtücher gemalt. Sie prangern vor Steinkohlebergen tatsächlich »Geschlechterungerechtigkeit« an. Die Klimakrise sei auch Ausdruck dieser »Geschlechterungerechtigkeit«.

Schließlich verkünden sie allen Ernstes, die Autoindustrie sei eine der einflussreichsten Industrie in Deutschland im Jahre 2019, und deswegen wollen sie die kommende Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt vom 13. bis 15. September blockieren. »Schließt euch an und seit Sand im Getriebe der Autoindustrie!«

So richtig mitbekommen haben sie wohl nicht, dass die großen Autohersteller praktisch nicht mehr auf der IAA vertreten sind, die meisten Firmen ihre Messeetats drastisch gekürzt haben und die IAA möglicherweise ganz eingestellt wird. Erzählt denen irgendjemand mal etwas über die Realitäten in Deutschland?

Der Verfassungsschutz dagegen sieht mit Besorgnis, wie linksextreme Gruppierungen »Ende Gelände« und »Fridays for Future« beeinflussen und unterwandern. »Ende Gelände« kämpft schon seit längerem im Hambacher Forst bei Köln militant gegen den Braunkohleabbau und die dortigen Kraftwerke.

»Mithilfe von Aktionsbündnissen und Kampagnen versuchen Linksextremisten, tagespolitische Themen aufzugreifen, sie perspektivisch in der linksextremistischen Szene zu verankern und somit ihre Anschlussfähigkeit an das demokratische Spektrum voranzutreiben«, schreibt der Verfassungsschutz in einem Bericht und fährt fort: »Die Proteste gegen den Braunkohleabbau werden maßgeblich von der erstmals im Jahr 2014 in Erscheinung getretenen Kampagne »Ende Gelände« organisiert. Diese linksextremistisch beeinflusste Kampagne wird sowohl von Gruppierungen des demokratischen Spektrums als auch von Akteuren der linksextremistischen Szene wie insbesondere der »Interventionistischen Linken« (IL) unterstützt.«

Die Kampagne »Ende Gelände« werde von der IL als bedeutsamer Rahmen für Aktionen im Kontext des »Kampfes gegen den Klimawandel« gesehen. Überheblich klopft sich die Organisation »als wichtiger Bestandteil und Akteur der Kampagne« auf die Brust: »Mit Ende Gelände haben wir ein unglaublich großes Ding geschaffen.«

Jetzt wollen sie das nächste Ding in Mannheim drehen bis hin zur Abschaltung des Kraftwerkes. Die Medien applaudieren und heroisieren sie als »Umweltaktivisten«. Der Deutschlandfunk beschließt, dann doch mal wieder zu berichten und »Kohle-Gegner protestieren vor Steinkohlekraftwerk«.

Gestern Abend sind die Besetzer wieder abgezogen. Sie waren wohl müde, immerhin hatten sie bereits am Samstagmorgen um 5:30 mit ihrem »Tagwerk« angefangen.

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