Tichys Einblick
Wende im Fitnessclub-Attentat

Duisburg: Hinweise auf dschihadistisches Motiv des syrischen Messerangreifers

Wie die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf mitteilte, könnte der Messerangriff in einem Duisburger Fitnessclub „islamistisch motiviert“ gewesen sein. Entsprechende Inhalte fanden sich auf dem Handy des Verdächtigen. Hat er schon am Osterwochenende gemordet?

IMAGO / Maximilian Koch

Eines war auffällig gewesen am Duisburger Fitnessclub-Attentat: Sein erstes Opfer – einen jungen Mann von 21 Jahren, der laut Polizeiangaben noch immer in Lebensgefahr schwebt – hatte der Syrer angeblich „gezielt“ angegriffen, die folgenden drei Opfer dann „wahllos“, wie es in der Presse hieß. Zudem wurde aber eine Amoktat bald ausgeschlossen. Das passte nicht recht zusammen.

Was aber, wenn das Vorgehen des Syrers zugleich gezielt und wahllos gewesen wäre? Das scheint den Sachverhalt dann doch zu treffen. Denn die Behörden gehen inzwischen von einem terroristischen, genauer einem dschihadistischen Motiv aus. Das erklärte nun die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf, die daher auch die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Duisburg übernommen hat. Das berichtet die Junge Freiheit. Der Fall liegt damit nun bei der Zentralstelle Terrorismusverfolgung Nordrhein-Westfalen.

Alarmrufe aus Kommunen nehmen zu
Von Wohnungsnot bis Terrorgefahr: Die illegale Migration verändert Deutschland
Am Dienstag letzter Woche hatte der 26-jährige Syrer und einstige Asylbewerber das Fitnessstudio an der Schwanenstraße, gegenüber dem Duisburger Rathaus betreten. Wie er sich Zutritt verschaffte, ist laut Rheinischer Post unklar. In der Umkleidekabine ging er dann angeblich unvermittelt, aber „gezielt“ auf einen jungen Mann zu, zog ein mitgeführtes Messer (Klingenlänge: 20 Zentimeter) aus seinem Rucksack und stach damit auf sein Opfer ein. Das Messer sollte er bei seiner Flucht mitnehmen. In der Wohnung des Mannes sollten die Polizisten später zwei solche Messer finden. Danach griff er aber noch die drei anderen Männer (24, 24 und 32 Jahre) an, nun angeblich „wahllos“. Von den vernehmungsfähigen Opfern war anscheinend nicht zu erfahren, dass sie versucht hätten, den Angreifer aufzuhalten. Seine Opfer suchte sich der Mann wohl selbst aus, wenn auch ohne Grund, solange man den Unterschied zwischen radikalen Muslimen und deutschen Normalbürgern nicht als Grund akzeptieren will. Als die Polizei nach diversen Notrufen gegen 18 Uhr an den Tatort gelangt, kommen ihr bereits auf der Straße entsetzte, fliehende Menschen in Sportbekleidung entgegen.

Am Donnerstag war für Staatsanwaltschaft und Polizei bereits klar, dass es sich um einen „gezielten Angriff“ gehandelt hatte. Das scheint sich nun laut Medienberichten zu erhärten: Der Angriff war danach nicht nur geplant, er könnte auch einen dschihadistischen Hintergrund haben. Laut RTL West fanden Beamte auf einem Handy des Verdächtigen Bilder und Videos mit „islamistischem Hintergrund“. Zugleich teilte die Staatsanwältin Jill McCuller der Deutschen Presse-Agentur mit, dass die Opfer alle vier „Zufallsopfer“ gewesen sei und man also von einer Amoktat spreche. Das klinge zwar „ganz schlimm“, bedeute aber letztlich nur ein „wahlloses Aussuchen der Opfer ohne bestimmte Gründe“. Genau deshalb könnte es sein, dass es eben keine Amoktat war: Wenn sich das dschihadistische Motiv erhärtet, hatte der Täter einen Grund.

Zwei der Opfer, die ebenfalls lebensgefährlich verletzt wurden, sind derzeit noch im Krankenhaus in Behandlung, einer konnte entlassen werden. Seit Montag befindet sich der dringend tatverdächtige Syrer in Untersuchungshaft. Er war am späten Samstagabend, kurz nach Mitternacht, in seiner Wohnung festgenommen worden, nachdem die Wohnungstür mit einem Rammbock geöffnet worden war. Laut Staatsanwaltschaft hat sich der Beschuldigte noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Führt eine Spur zu einem Mord am Osterwochenende?

Laut Spiegel und WDR wird auch eine Verbindung zu einer weiteren Messertat in der Nacht zum Ostersonntag geprüft, bei dem ein 35-Jähriger in der Duisburger Altstadt durch eine „erhebliche Anzahl von Stich- und Schnittwunden“ zu Tode kam. Der Täter ist bisher unbekannt. Noch ist die Verbindung zum Fitnessclub-Attentat unsicher: „In der Blutlache des getöteten 35-Jährigen wurde demnach ein Schuhabdruck gefunden, der zu einem Schuh des festgenommenen Maan D. passen könnte.“ Ein DNA-Abgleich soll weiteres klären. Unklar bleibt auch, ob der Mann nun Maan D. heißt, wie der Spiegel schreibt, oder doch Dahtal M., wie es bei RTL steht.

Eines ist klar, wenn sich die Hinweise erhärten sollten: Zusammen mit der geplanten Tat zweier Brüder zwischen Hamburg und Kempten rückt dieser Fall die meist unterschwellig bleibende Gefahr durch den islamischen Terrorismus erneut in den Fokus der Gesellschaft.

Anzeige
Die mobile Version verlassen