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DUH-Chef Resch: Flug-Umweltsünder will SUVs verbieten

Der selbsternannte oberste Umweltaktivist – Jürgen Resch von der DUH – ist ein extremer CO2-Flugsünder. Für Umweltfrevler wie ihn gibt es freilich einen Lufthansa-„Ablasshandel“. Die DUH nimmt andere Umweltverschmutzer ins Visier.

imago/Reiner Zensen

Jürgen Resch, seines Zeichens Geschäftsführer der umstrittenen Deutschen Umwelthilfe (DUH), gibt sich unentwegt als aufrechter, umtriebiger „Klimaschützer“. Der termingeplagte Öko-Kämpfer macht immer wieder von sich reden. Sei es, dass er gleich ganze Kommunen vor den Kadi schleppt – mit der Begründung, sie verschmutzten die hiesige Umwelt auf schlimme Weise. Sei es, dass er die deutsche Automobilindustrie bezichtigt, sie verpeste mit übel Sprit fressenden Automobilen nachhaltig die Luft in deutschen Landen.

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Nun macht Resch schon wieder Schlagzeilen. Anlass ist die Internationale Automobilindustrie (IAA) in Frankfurt. Auf der Abschussliste des DUH-Aktivisten stehen jetzt insbesondere SUVs, die für Resch keine Autos sind, sondern verabscheuungswürdige „Stadtpanzer“. Deswegen verlangt der Anti-CO2-Streiter: „Stadtpanzer raus aus unseren Städten.“ Konsequenterweise fordert der DUH-Chef gleich auch einen „sofortigen Verkaufsstopp für diese Stadtpanzer“.

Starker Tobak. Militante Umwelt-Streiter etwa von Greenpeace, des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und von der DUH geben sich öffentlich als kompromisslose Kämpfer für den Abbau von CO2. Dabei wird längst ebenfalls offen diskutiert, im Bereich der Flugreisen einschneidende Maßnahmen zu verfügen, die die Zahl von Flügen drastisch reduzieren sollen. Einzuschränken sind demnach primär Flugreisen für den „Otto Normalverbraucher“. Doch gehen die lautstarken Umweltprediger mit gutem Beispiel voran? Welche Bedeutung haben für sie selbst die in der Öffentlichkeit verteufelten Passagierjets?

600.000 Flug-Meilen in zwei Jahren – alles für die „Umwelt“

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, das sich dem Umwelthilfe-Fürsten Resch schon immer eng verbunden fühlt, meldete bereits vor Jahren, dass der Umweltfunktionär offenbar immer wieder und auffällig bevorzugt ein besonders umweltschädliches Transportmittel nutzt: das Flugzeug.

Resch gehörte schon 2007 mindestens zwei Jahre lang „zu einem kleinen, erlauchten Kreis von knapp 3.000 Lufthansa-Vielfliegern, dem sogenannten Hon-Circle“ („Der Spiegel“). Wer diese bei vielen Reisenden „begehrte schwarze Karte besitzt“, schrieb das Hamburger Nachrichtenmagazin, „wird vor und nach dem Flug in exklusiven Topkunden-Lounges verwöhnt und auf Wunsch sogar in einem Porsche-Cayenne direkt zum Flugzeug gebracht“.

Voraussetzung dafür ist freilich, dass der Passagier innerhalb von zwei Jahren mindestens 600.000 Flug-Meilen gesammelt hat. Das aber, so erklärte die Wochenzeitschrift, schaffen in aller „Regel nur Vertriebsbeauftragte großer Konzerne oder Unternehmensberater, die weltweit im Einsatz sind“.

Auf diese Meldung angesprochen, hat der oberste DUH-Führer damals seine rastlosen Flugeinsätze mit der vermeintlich selbstlosen Teilnahme an internationalen und nationalen Klimakonferenzen und –projekten gerechtfertigt. Außerdem müsse er angeblich zwischen der DUH-Zentrale – im beschaulichen Radolfzell am Bodensee – und dem Verbandsbüro in der Hauptstadt Berlin immer wieder „pendeln“. Bis heute ist nicht bekannt geworden, dass der Umwelthilfe-Chef seine Reisegewohnheiten wesentlich geändert haben könnte.

Wie „Der Spiegel“ die Seele des Anti-CO2-Streiters von Sünde reinwaschen will

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„Der Spiegel“ wäre nicht der links positionierte „Spiegel“, wenn das Magazin nicht schon früh eine Entschuldigung für den tatkräftigen Vielflieger Resch gefunden hätte, der sich immer wieder als Anhänger des linken Fortschritts zu profilieren sucht.

Diese Entschuldigung liest sich heute so an den Haaren herbeigezogen, dass sich mancher Magazin-Leser in diesen Tagen flugs an die „Relotius-Affäre“ erinnert fühlt. Also an die vielfältig-bunten Politmärchen-Textbeiträge des Wochenmagazins, die das Ansehen des „Spiegel“ fast eben so ramponiert haben, wie die gefälschten „Hitler-Tagbücher“ seinerzeit den „Stern“ in die schwerste Krise seines Bestehens manövrierten.

Das vermeintliche „Sturmgeschütz der Demokratie“ (Rudolf Augstein) war bereits vor 12 Jahren intensiv bestrebt, die linke Speerschleuder als Unschuldigen hinzustellen. Bei näherem Hinsehen sei nämlich unstrittig zu beobachten, dass Resch mit seinen inflationär gebuchten Flügen im Grunde keineswegs die kostbare Umwelt schädige. Nein, ganz im Gegenteil.

Der Dauer-Flieger forciere mit seiner Wahl des Beförderungsmittels die Entwicklung von begrüßenswerten Umweltprojekten. Und das geht laut „Spiegel“ so: „Indirekt trägt Resch damit sogar zur Finanzierung der von ihm selbst zusammen mit Großunternehmen wie der Lufthansa initiierten Naturschutzvorhaben bei: Für jeden von ihm abgeflogenen Flugkilometer zahlt die DUH am Jahresende einen Umweltbonus in eine Projektkasse.“

Mit dieser hanebüchenen Erläuterung sollte der „Spiegel“ zu einem der Schrittmacher für einen Umwelt-Ablasshandel werden, der heute von sehr vielen „Klimasündern“ – ohne jedes Schuldbewusstsein – immer intensiver genutzt wird. Mit diesem Handel soll die Seele von CO2-Sündern reingewaschen werden, wenn wieder kleine oder auch ganz große Flug-Umweltvergehen begangen worden sind.

Die Luft-Missetäter leisten Buße allerdings auf ihre Art. Es werden – oft extrem geringfügige – Beträge, die praktisch aus der Portokasse genommen werden, an Umweltorganisationen überwiesen, die zumindest einen größeren Teil der Spenden wiederum investieren sollen etwa für Umweltprojekte in Afrika, Asien oder Südamerika.

„Ablasshandel“ der Lufthansa-Group: „Rund-um-Service“ für sündige Vielflieger

Für diese Art eines Umwelt-„Ablasshandels“ bietet die Lufthansa zweckdienlicherweise gleich einen „Rund-um-Service“ an, den die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) kürzlich detailliert beschrieben hat. Ein Inlandsflug von München nach Hamburg lässt sich beispielsweise direkt bei der Fluggesellschaft „für 2,50 Euro oder 83 Euro kompensieren – oder für nahezu jeden Betrag dazwischen“.

Mal werden, so klärt die „FAZ“ ihre Leser auf, dafür „Bäume in einem Wiederaufforstungsprojekt in Nicaragua gepflanzt“. Das andere Mal soll damit „emissionsarmes Substainable Aviation Fuel (SAF), eine Art Bio-Kraftstoff, als Ersatz für herkömmliches Kerosin produziert“ werden, hergestellt aus Frittierfett und Industrieabfällen.

Ein hochrangiger Lufthansa-Manager – der Geschäftsführer Gleb Tritus von „Lufthansa Innovation Hub“ – hat diesen „Klima-Handel“ seines Flug-Konzerns staunenden Zuhörern folgendermaßen erklärt: „Beide Varianten sind zunächst zielführende Lösungen, die Transport nachhaltiger darstellen. Wir freuen uns entsprechend in jedem Fall, wenn Reisende diese beanspruchen.“

Mit anderen Worten: Schon mit 2,50 Euro lässt sich ein Flug von Hamburg nach München aus Tritus’ Sicht im Interesse einer möglichst CO2-freien Luft „ausgleichen“ und das individuelle Umwelt-Gewissen damit entlasten. Für diese Summe Geldes bekommt der Reisende allerdings in der Realität des gesellschaftlichen Lebens nicht mal eine Fahrkarte bei der Hamburger S-Bahn, wenn er vom Flughafen Hamburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die City der Hansestadt fahren will.

Standort der globalen Sündenfirma „Lufthansa Innovation Hub“: praktischerweise gleich in der Hauptstadt

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„Lufthansa Innovation Hub“ hat das eigene Selbstverständnis vollmundig-modern mit diesen Werber-Worten umrissen: „Wir sind kein Inkubator, kein Accelerator und tragen kein R&D-Label. Wir sind zuständig für Geschäftsopportunitäten, die sich an der Schnittstelle zwischen Lufthansa Group und der globalen Travel-Tech-Szene ergeben. Unser Auftrag ist es diese früh zu erkennen, schnell einzuordnen und für Lufthansa in neues Geschäft zu überführen.“

Überzeugenderweise hat man – so heißt es in der Marketing-Sprache der globalen Airline-Firma – das „Company headquarter“ gleich in Berlin, in der vornehmen Rosenthaler Straße eingerichtet, die heute teils denkmalgeschützt und die Straße der Trendsetter in Sachen Mode und Design geworden ist: Denn die meisten finanzkräftigen Umweltschädiger wohnen bekanntlich in Deutschlands Hauptstadt.

Noch nie hat jemand aus den Kreisen der Reichen, Mächtigen und Schönen auf dieser Welt – die immer wieder mit großer Chuzpe heuchlerisch angeben, sie glichen ihre Umwelt-Sünden sorgfältig aus mit besonderen finanziellen Leistungen für die Umwelt – wirklich präzise transparent gemacht, in welcher Höhe man jeweils tatsächlich Geld an „Umwelt-Unternehmungen“ hat fließen lassen. Offenbar geht es zumeist um so lächerlich geringe „Ausgleichs“-Beträge, dass nicht einmal von einem „Trinkgeld“ für das „Klima“ die Rede sein kann.


Dr. Manfred Schwarz ist Politologe. Er war jeweils acht Jahre Medienreferent in der Hamburger Senatsverwaltung und Vizepräsident des nationalen Radsportverbandes BDR [Ressort: Medien] sowie Mitglied des Hamburger CDU-Landesvorstandes.

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