Tichys Einblick
Gain-of-Function-Forschung

Drosten hat „gefährliche“ Experimente unterstützt

Christian Drosten hat kürzlich offengelegt, dass die sogenannten "Gain-of-Function"-Forschungen in Wuhan gefährlich gewesen seien. Dabei hat Drosten eben solche Forschungen, die 2014 in die Kritik gerieten, unterstützt und empfohlen weiterzumachen.

IMAGO / Jens Schicke

Es raschelte im Medienblätterwald, als Christian Drosten im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung näher auf die Labortheorie einging. 2020 hatte Drosten sich noch gegen eine solche als „Verschwörungstheorie“ gewehrt. Jetzt räumte er ein, dass diese zwar wenig wahrscheinlich, aber letztendlich doch möglich sei. Und noch etwas sagte das Mitglied des Expertenrates: „Es wurden in Wuhan durchaus Sachen gemacht, die man als gefährlich bezeichnen könnte.“

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Konkret gemeint sind hochriskante Virenexperimente, die über amerikanisches Forschungsgeld und die „EcoHealth Alliance“ von Peter Daszak am Wuhan Institute of Virology stattfanden. Es handelt sich um Experimente im Rahmen der sogenannten Gain-of-Function-Forschung (GOF). „Dabei wurden Fledermausviren mittels Gentechnik neue Spikeproteine eingebaut. Es zeigte sich, dass die so konstruierten Viren sich besser vermehren konnten. Es wurde auch bekannt, dass Pläne zum Einbau von Furinspaltstellen bestanden, aber das sollte in einem amerikanischen Labor gemacht werden, und das Projekt wurde nicht finanziert“, so Drosten.
2014: Wissenschaftler setzen sich für Forsetzung „gefährlicher Experimente ein“

Der Hamburger Physiker Roland Wiesendanger warnt deswegen vor diesen „gefährlichen Experimenten“. Sie könnten genutzt werden, um weit gefährlichere Viren heranzuzüchten, die Milliarden Tote zur Folge haben könnten – und gegen die Impfungen kaum helfen.

Jetzt kommt heraus: diese „gefährlichen Experimente“, die Drosten in der SZ anspricht, hat er in der Vergangenheit selbst unterstützt. Im Jahr 2014 bildete sich die Gruppe „Scientists for Science“. Sie bestand ursprünglich aus 36 international renommierten Wissenschaftlern. Das Plädoyer erschien am 28. Juli 2014:

„Scientists for Science ist zuversichtlich, dass die biomedizinische Forschung an potenziell gefährlichen Krankheitserregern sicher durchgeführt werden kann und für ein umfassendes Verständnis der Pathogenese, Prävention und Behandlung mikrobieller Erkrankungen unerlässlich ist. Die Ergebnisse solcher Forschung sind oft unvorhergesehen und fallen im Laufe der Zeit an; daher ist es schwierig, Nutzen-Risiko-Analysen genau zu beurteilen.“

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Die Gruppe beklagte, dass Studien an gefährlichen Pathogenen bereits stark reguliert seien. GOF wird nicht explizit genannt. Im zeitlichen Kontext ist der Appell aber im Zusammenhang mit genau dieser Forschung zu sehen. Das Center for Infectious Disease Research and Policy (CIDRAP) an der Universität Minnesota schrieb damals:

„Die Erklärung von Scientists for Science folgt auf Laborsicherheitslücken im Zusammenhang mit Bacillus anthracis und der Vogelgrippe H5N1 in den Centers for Disease Control and Prevention und der Entdeckung von Pockenvirusproben in einer Einrichtung der Food and Drug Administration. Die Vorfälle haben die Besorgnis über die Laborsicherheit im Allgemeinen und die Risiken der GOF-Forschung im Besonderen verstärkt.“

Die Unterschriftenliste ist im Internet immer noch einsehbar. Zu den Wissenschaftlern, die sich für die GOF-Forschung einsetzen, gehört ein deutscher Gründungsvater: Christian Drosten, damals an der Universität Bonn. Sein Name steht prominent an sechster Stelle.

Ethiker spricht von einem „Hiroshima der Virologie“

Auf diese wichtige Notiz hat der Ethiker Adriano Mannino von der Ludwig-Maximilians-Universität München aufmerksam gemacht. Er spricht von einem „Hiroshima der Virologie“. Ob Drosten etwas vertuscht habe, spiele „keine Rolle“. „Seit Jahren unterstützt Drosten gefährliche Gain-of-Function-Forschung (GOF), von der Katastrophenrisiken ausgehen“, schreibt er auf Twitter.

„Mit einiger Wahrscheinlichkeit hat die SARS-GOF die Pandemie verursacht. Laborunfälle ereignen sich häufig und werden nicht immer publik.“ Drosten gehöre „zur Gruppe jener Virologen, die stets für die GOF lobbyiert haben“. Dass er nicht gewusst habe, welche Forschungen Fauci, Collins und Daszak weltweit mitfinanzierten, halte er demnach für unwahrscheinlich.

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