Die Corona-Politik der Bundesregierung zielt mitunter darauf ab, Kinder und Jugendliche bereits vor der Gruppe der 40 bis 70-jährigen impfen zu lassen, da Schulen ein Treiber sein sollen. Diesen Kurs hält Martin Terhardt, Stiko-Mitglied, für Hysterie.
Die ständige Impfkommission (Stiko) hat noch keine allgemeine Impfempfehlung Kinder und Jugendliche ausgesprochen. Deren Kinder- und Jugendmediziner Dr. Martin Terhardt ruft nun die Politik dazu auf, sich bezüglich der Kinderimpfung zurückzuhalten. Es entsetze ihn, dass die Politik wissenschaftliche Daten eher ignoriere. „Wir haben in der Stiko entschieden, dass wir die Kinderimpfung ab zwölf zurzeit nicht generell empfehlen“, sagte Terhardt dem Inforadio des RBB.
Es gebe auch seltene Fälle von Komplikationen bei der Impfung. Man wisse aus den Erfahrungen in den USA, wo ungefähr sechs Millionen Jugendliche geimpft wurden, dass es durchaus seltene Komplikationen geben könne, nämlich Herzmuskelentzündungen. Die Daten müssten noch abschließend bewertet werden – bis dahin bleibe man bei der Empfehlung, Kinder unter zwölf Jahren nicht generell impfen zu lassen.
Doch diese wissenschaftliche Expertise scheint vielen Politikern nicht zu gefallen. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken sagte gegenüber der Rheinischen Post, dass man dringend einen Impfstoff für Kinder brauche und forderte die StiKo dazu auf, die Entscheidung zu überdenken.
Markus Söder scheint ebenfalls unzufrieden mit der Entscheidung: „Die Stiko sollte dringend überlegen, wann sie das Impfen von Jugendlichen empfiehlt.“ Schließlich erhöhe dies den Schutz für alle und würde einer Generation ihre Freiheiten wiedergeben, nachdem sie auf so viel verzichten musste. Wenig überraschend: Auch Karl Lauterbach meldete sich zu Wort: Eine Durchseuchung der Kinder mit der Delta-Variante sei zu riskant.
Martin Terhardt sagte, dass das Gremium die Forderungen der Politik sehr wohl wahrnehme. „Wir fühlen uns weiterhin unserem Auftrag als unabhängige ehrenamtliche Kommission zur evidenzbasierten Erarbeitung von Impfempfehlungen verpflichtet.“ Die bisher verfügbare Datenlage sei aber nicht ausreichend, um eine Empfehlung zu treffen. Stiko-Chef Thomas Mertens sagte der dpa laut Medienberichten: „Die Stiko ist im Gesetz bewusst als unabhängige Kommission angelegt. Die laute Einmischung der Politik ist kontraproduktiv und nützt niemandem“.