Die ersten Hochrechnungen und das sich dann stabilisierende Ergebnis der saarländischen Landtagswahl vom 27. März waren noch keine Stunde alt, da schossen bereits die wüstesten Interpretationen durch’s Land. Merz-Getreue meinten, das vernichtende CDU-Ergebnis habe nichts mit dem neuen Vorsitzenden Merz zu tun. Das Saarland sei eben anders. Die weniger Merz-Getreuen und ewig Merkel-Getreuen in der Union meinten, Merz habe versagt und den CDU-Kandidaten Tobias Hans im Stich gelassen.
Der Wahlsieger SPD rühmt natürlich seine designierte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. Aber auch die Bundes-SPD mit ihrem Kanzler Scholz beginne positiv zu wirken, so heißt es. Dass die Grünen und die Gelben mit ihren 4,99 bzw. 4,8 Prozent von der angeblich hell leuchtenden Ampel nichts abbekamen: Was soll’s. Auch sie haben ja gewonnen, immerhin sind sie von den beiden vorletzten Tabellenplätzen auf den vorletzten und vorvorletzten „aufgestiegen“. Den Klassenerhalt haben sie dennoch verfehlt. Klar, dass da auch die Ukraine schuld sein musste.
AKK verheizt, um Merz zu verhindern
Und er hatte seinen Aufstieg Angela Merkel zu verdanken. Denn hätte Merkel nicht im Februar 2018 Annegret Kramp-Karrenbauer nach Berlin gelockt, um sie dort zur Generalsekretärin wählen zu lassen und um im Dezember 2018 die Wahl von Friedrich Merz zum CDU-Vorsitzenden erfolgreich zu torpedieren, wäre Tobias Hans das geblieben, was er seit 2009 war: ein ganz normaler Landtagsabgeordneter. Aber das spielte für Merkel keine Rolle. Sie instrumentalisierte AKK, um Friedrich Merz abzublocken.
Ohne Rücksicht auf das Saarland. Und ohne Rücksicht übrigens auch auf AKK, der sie im Juli 2019 auch noch das Verteidigungsministerium aufhalste. So kann man Menschen verschleißen: zugleich mit dem schwierigsten Parteivorsitz und dem schwierigsten Ministerium dieser Jahre. Ob AKK das jemals so gesehen hat, ob sie ihrer Gönnerin Merkel keinen Wunsch abschlagen wollte, ob sie sich geschmeichelt fühlte oder ob sie sich schlicht und einfach selbst überschätzte? Wir wissen es nicht.
Jedenfalls dürfte eines klar sein: Wäre AKK im Saarland geblieben, wäre sie mit großer Wahrscheinlichkeit am 28. März 2022 eine glänzende Siegerin gewesen. Ihre Beliebtheit dort wäre schier grenzenlos geblieben. Hatte sie doch ab Dezember 2000 als Ministerin in verschiedenen Ressorts und ab Mai 2011 in verschiedenen Koalitionen als Ministerpräsidentin keinen schlechten Job gemacht. Und eine „Ampel“ in Berlin hätte es dann wohl auch nicht gegeben.
So aber stellt die SPD jetzt acht Länderchefs, die CDU (noch?) fünf, die CSU, die Grünen und die Links-Partei je einen. Wenn das kein Grund für die CDU ist, endlich die immer noch bis tief in Partei und CDU-Fraktion vorhandene Merkel-Nostalgie abzulegen? Mit Merkel jedenfalls war spätestens ab 2015 kein Blumentopf mehr zu gewinnen.