Tichys Einblick
Gefährlich erfolgreich

Die neuen deutschen Ober-Grünen sind keine Kinder, sondern kindisch

Nichts wärmt die Herzen der Gutgläubigen mehr als die neue Generation der grünen Vorzeigepersonen, denen die Boshaftigkeit und Bissigkeit ihrer Vorgänger so ganz und gar abgeht.

Getty Images

Gebt den Kindern das Kommando
Sie berechnen nicht was sie tun
Die Welt gehört in Kinderhände
Dem Trübsinn ein Ende

„Die Kinder” muss ich vor Herbert Grönemeyer in Schutz nehmen. Spätestens nach dem Auftreten der deutschen Ober-Grünen und nach den Folgen ihres Marsches an die Seite der Die Linke genannten SED unter Mitnahme der SPD selbst und der namens CDU.

Den Gedanken hatte ich immer schon mal wieder. Nach dem Stück von Alexander Wendt zu Annalena Baerbock gestern muss ich es aussprechen. Nein, Kinder sind mit diesen Grünen nicht an der Macht oder kurz davor, sondern Kindische, unfassbar Kindische. Kindische, die sie sich selbst unausweichlich für die einzig ernsthaften Erwachsenen halten. Nicht die Bösen sind das wirkliche Problem, nicht die Dummen oder vornehmer: die Unintelligenten, sondern die Naiven oder, wie man bei mir daheim sagt, die Dummgscheiten.

Das genau macht diese Generation von grünen Vorzeigepersonen so gefährlich erfolgreich. Sie selbst sind immun gegen jede Spur von Selbsterkenntnis. Davor bewahrt sie ihre kindische Selbstverliebtheit, die sie bis ins mittlere und höhere Alter beibehalten können, weil sie keiner Erwerbstätigkeit nachgehen müssen, die sie dem Test des wirklichen Lebens aussetzen würde.

Ach du grüne Güte
Annalena Baerbock: Tornado in der Villa Kunterbunt
Dazu kommt, dass unglaublich viele Journalisten in begeistertem Verzicht auf jede Kritik die Heilsbringer unterstützen, egal, was aus ihrem Munde ertönt, auch wenn es in der Sache einfach nicht stimmen kann. Haltung genügt. Es wäre doch zu kleinlich, auf Fakten und Zusammenhänge zu schauen. Außerdem sind jüngere Journalisten meist vom selben Stamm. Die neuen grüne Spitzenpersonen sind insofern Geschöpfe der Medien; sie sind so, wie sich die neue Generation kindischer Journalisten Politiker vorstellt. So wird in Berlin Politik gespielt; es erinnert an einen Montessori-Kindergarten. Nur dass es mittlerweile – jedenfalls biologisch – Erwachsene sind, die politisch handeln, statt im geschützten Kreis eben das zu tun, was Kinder dürfen: spielen.

Vor allem aber finden sich die Vorzeigepersonen der Grünen (die der anderen versuchen bisher erfolglos, es ihnen gleich zu tun) eingebettet in eine breite deutsche Mehrheit, die an einer einzigen Eigenschaft nach den Katastrophen zweier Weltkriege und zweier Diktaturen völlig unbeirrbar festhält: an ihrer grenzenlosen Gutgläubigkeit. Die Realität ist zu unangenehm, zu widersprüchlich; sie würde harte Entscheidungen erfordern oder schmerzhafte Kompromisse. Aber so etwas verdirbt nur die gute Laune der Gutgläubigen.

Nichts wärmt die Herzen der Gutgläubigen mehr als die neue Generation der grünen Vorzeigepersonen, denen die Boshaftigkeit und Bissigkeit ihrer Vorgänger so ganz und gar abgeht, die stattdessen völlig unbedarft die unbegrenzte Machbarkeit einer nur noch guten Welt im Einklang mit Blumen, Pflanzen und Tieren personifiziert. Jene Welt der Konfliktlosigkeit, für die die Eltern der neuen Grünen ihre Kinder pamperten, nicht merkend, dass sie ihre Kinder nur kindisch machten, während sie selbst vor ihren eigenen Konflikten kapitulierten.

Die neuen deutschen Ober-Grünen sind keine Kinder, sondern kindisch. Mit Argumenten ist ihnen ebenso wenig beizukommen wie mit Feindschaft oder Verachtung. Sie sind sofort dabei, sich selbst ad absurdum zu führen, sobald sie irgendwo Verantwortung an der Spitze übernehmen müssen. Dann sind die schönen Tage des Kindischen vorbei. (Was sie allerdings bis zum Abtreten noch anrichten, ist unkalkulierbar.)

Anzeige
Die mobile Version verlassen