Für die „Linken“ ist er ein „Neoliberaler“, die „Rechten“ sehen das One-World-Gespenst heraufziehen – Fakt ist wohl, das die Open Society Foundation, eine Stiftung des Milliardärs George Soros, dem Recherchebüro Correctiv gerade mehr als 100.000 Euro für Fake-News-Checks spendiert hat. Konkret sollen fünf Journalisten finanziert werden, um Mythen und Lügen im Netz zu recherchieren. Ab Mitte des Monats sollen dann Warnhinweise verteilt werden, verkündete David Schraven (ehemals WAZ), der Gründer von Correctiv, der die Spende angeworben hatte. Correctiv behält sich übrigens vor, Geld von Spendern abzulehnen, mit deren ethischen Grundsätzen die Redaktion nicht einverstanden ist.
Vorwurf hier: Dass eine bestimmte Meinung, eine Haltung, so in den Rang der absoluten Wahrheit erhoben werden kann. Es wird spannend zu beobachten, wann Correctiv Berichte über Soros im Netz als Fake-News markiert. Material gibt es genug. Der Milliardär wird im Netz sogar für die Migrationskrise verantwortlich gemacht. Und der ungarische Präsident äußerte sich häufig kritisch gegenüber Soros und seinen Stiftungen. Für Victor Orban ist Landsmann Soros (korrekt ungarisch ausgesprochen Schorosch), was Gülen für Erdogan: Staatsfeind Nr. 1. Pikant daran: Erdogan war mit Gülen befreundet und Orban selbst hat mit einem Soros-Stipendium in Oxford studiert. Was ist da jeweils schief gegangen?
Unabhängig von Diskussionen und Fake-News oder Real-News rund um Soros muss man sich hier allerdings eine grundsätzliche Frage stellen: Hat der Staat versagt, haben die demokratischen Kontrollmechanismen versagt, wenn der Bundesjustizminister Heiko Maas, wenn die deutsche Regierung es gut heißt, das Correctiv quasi Aufgaben einer Wahrheitspolizei übernimmt und im Netz rote Karten verteilt? Folgt man ausnahmsweise einmal Stefan Niggemeier auf Übermedien, dann wäre beispielsweise Springers BILD eine Art Blaupause für „Breitbart“: „Aber wie glaubwürdig ist die Empörung über die ‚Breitbart‘-Methoden, wenn die weitgehend identischen ‚Bild‘-Methoden seit Jahren achselzuckend hingenommen oder gutgeheißen werden?“
„Correctiv 30. März um 17:21 · Sieben Wege zum guten Stil: Gib deiner Sprache ihre Tiefe zurück. Ihre Schönheit. In unserem Workshop soll es, ganz vermessen, darum gehen, interessanter zu schreiben. Rhetorischer. Rhythmischer. Ausdrucksvoller.Für die Spontanen unter Euch: Kommt vorbei am 1. + 2. April.“
Eine mächtige Aufgabe, die da auf „Soros‘ fünf Journalisten“ bei Correctiv wartet. Drei von ihnen sitzen schon am Schreibtisch: Karolin Schwarz, Pauline Schinkels und Jaques Pezet. Schwarz beispielsweise entwickelte hoaxmap.org, eine interaktive Landkarte über Gerüchte über „Flüchtlinge“, die sich als unwahr herausstellen. Ein aktueller Fall wird dort möglicherweise nicht auftauchen: In Bonn soll gerade ein Mann mit Machete nachts um 0:30 Uhr ein junges Paar beim Zelten in einem Naherholungsgebiet überfallen und die Frau vor den Augen ihres hilflosen Freundes vergewaltigt haben. Die 23-jährige wurde anschließend in eine Krankenhausambulanz eingeliefert. Die Polizei spricht von einem „brutalen Sexualtäter“. Fake-News? Doch alles einvernehmlich?