Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat ein Transparenzproblem – wer hätte es gedacht? Der drollige Abmahnverein aus Radolfzell fiel schon in der Vergangenheit damit auf, bei der Aufführung seiner erhaltenen Spender- und Fördergelder beide Augen zuzudrücken. Doch dazu nachher mehr.
Jetzt soll es zuerst um die neueste Geschichte gehen: nämlich um rund 1,4 Millionen Euro Spenden, die die DUH sich auch nicht so ganz erklären kann. Oder erklären will. Fünf Millionen Euro hat die DUH 2021 aus Spenden und Schenkungen erhalten. Doch nur bei 2 von 17 Spendern veröffentlicht sie auch die Wohltäter. Bei den restlichen verweigert sie die Aussage. Alle Spenden haben einen Mindestwert von 20.000 Euro.
Gegenüber Table Media – wieder einmal angeführt vom DUH-Jäger Markus Grabitz – räumt die DUH ein, gegen die Regeln des Lobbyregisters verstoßen zu haben. Aber auch Grabitz gegenüber verweigerte sie die Aussage. Man sei „Nicht dazu berechtigt“, die Geber wollten anonym bleiben.
Das Vorgehen ist keine Neuheit. Denn auch, wenn die DUH Rechenschaft in ihrem Jahresbericht ablegt – über ein Minimum an Information gingen diese Abrechnungen niemals hinaus.
Zwischen 2002 und 2004 etwa listete die DUH ihre Spender in einer Sektion vorbildlich auf mitsamt dem entrichteten Betrag. Auch kleine und mittlere Unternehmer tauchten darin auf, wenn auch nicht mit der genauen Summe.
Ab 2005/2006 benennt die DUH ihre Sektion „Wirtschaftskooperationen“ in „DUH und Wirtschaft“. Die kleineren und mittleren Unternehmen verschwinden von der Liste. Ab 2009 wird auch diese Kategorie gestrichen, Unternehmen werden als Förderer am Ende der Naturschutzkategorie benannt. Beginnend mit dem Jahr 2012 entfällt auch diese Aufzählung. Bis 2017 kommen nur noch jene Unternehmen vor, die sich im Zuge besonderer Projekte oder Veranstaltungen der DUH verdient machen – darunter ist Rapunzel Naturkost besonders bekannt.
Im Jahr 2017 gibt es eine neue Entwicklung: die DUH nennt jene Förderer, die mehr als ein Prozent der Gesamteinnahmen des Vereins ausmachen. Hier nennt die DUH Rapunzel Naturkost, die Telekom und Krombacher. Schon dazumal wird diese Praxis stark kritisiert – etwa von der Süddeutschen Zeitung.
Bis 2018 lassen sich eine ganze Reihe von Spendern rekonstruieren. Etwa C&A. Der Konzern wird im Zuge des Projekts „Lebendige Flüsse“ erwähnt. Summe: 50.000 Euro. Später, nach der „Reform“ der öffentlichen Spenderangabe, findet sich C&A nur noch als „wichtiger Förderer“ aufgezählt, dafür vergibt die DUH auch gleich den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis“ im selben Jahr.
Während der Dosenpfandkampagne Anfang der 2000er Jahre wurde die DUH von dem norwegischen Pfandautomatenhersteller TOMRA mit bis zu 50.000 Euro jährlich unterstützt. TOMRA befand sich auch noch mindestens bis 2017 auf der DUH-Spendenliste. Auf dem Höhepunkt der Feinstaubdebatte im Jahr 2004 überwies der Filterhersteller HJS der DUH einen Beitrag von 100.000 Euro. Der Filterhersteller TwinTec spendete ebenfalls an die DUH, äußerte sich jedoch nicht über die Höhe des Beitrags
Berüchtigt sind die Spenden von Toyota an die DUH. Der japanische Automobilhersteller finanzierte die DUH in der Vergangenheit mit 80.000 Euro jährlich bei zwei Projekten. Toyota und DUH können auf über 20 Jahre Zusammenarbeit zurückblicken. Auch Unilever hat an die DUH gespendet – und wohl nicht aus Zufall den Nachhaltigkeitspreis erhalten.
Lang ist aber nicht nur die Liste der Geldgeber, sondern auch der Verprellten. In den 2000er Jahren gehört auch Gruner + Jahr mit 100.000 Euro für die „Lebendigen Flüsse“ zu den großzügigeren Spendern, doch die Kooperation läuft später aus.
Krombacher finanzierte die DUH im Jahr 2016 mit 871.775 Euro, unterstrich jedoch gegenüber dem Focus, dass diese Spende „eindeutig zweckgebunden“ sei. Bezeichnend ist der Beitrag deswegen, weil die DUH im Jahr 2015 für alle Naturschutzprojekte nur 720.000 Euro ausgab, also 100.000 Euro weniger als im nächsten Jahr allein durch das Krombacherprojekt in die Kasse kamen. 2018 stoppte Krombacher die Kooperation.
Im Rahmen der Initiative „Telefonieren für die Umwelt“ ging von T-Mobile bzw. der Telekom eine jährliche Spende von ca. 100.000 Euro an die DUH. Dies geht aus den Jahresberichten hervor, bspw. 2002. Im Jahr 2015 überwies die Telekom 200.000 Euro als Spende an die DUH. • Ab 2017 führte das aggressive Auftreten der DUH dazu, dass die Telekom ihre jährliche „Basisspende“ von 125.000 Euro einfror.
Es gab und gibt demnach zahlreiche Kandidaten, die als Spender infrage kommen. Festzuhalten ist: wie auch bei den großen Stiftungen, ob ClimatWorks oder European Climate Foundation, macht die DUH seit langer Zeit nicht die genauen Summen kenntlich. Und selbst wenn dies der vermeintliche Fall ist, gibt es Schlupflöcher. Im Zuge der Dieselaffäre ließ etwa ClimateWorks eine diskrete Spende von einer halben Million Dollar an die DUH ausstellen.
Es sollte dabei an dieser Stelle noch einmal betont werden, dass die Organisation ICCT, die die Diesel-Affäre ins Rollen gebracht hat, von Axel Friedrich ins Leben gerufen wurde. Der ehemalige Abteilungsleiter aus dem Umweltbundesamt hatte gute Kontakte zum DUH-Netzwerk – und arbeitete nach dem Ende seiner Karriere im UBA als Sachverständiger für Resch.