Ein einzelner Vogel ist, nun ja, ein einzelner Vogel. Viele Vögel zusammen sind aber eben nicht mehr einfach nur viele einzelne Vögel, sondern ein Schwarm. Dieses Bild merken wir uns bitte kurz, wir brauchen es gleich noch.
Hamburg, Reeperbahn, am Sonntag: Holländische Fußball-Fans feiern friedlich auf der Straße. Aus einer Bar stürmt randalierend ein Mann heraus. In der einen Hand hat er einen sogenannten Schieferhammer, ein Werkzeug für Dachdecker – in der anderen: einen Molotow-Cocktail.
Fünf Polizisten fordern den Mann auf, die Sachen auf den Boden zu legen. Den Hammer wirft er weg – greift dann aber zum Feuerzeug, um den Molotow-Cocktail zu entzünden. Ein Polizist gibt einen Warnschuss ab – ohne Erfolg. Dann fallen noch mehrere Schüsse. Der Randalierer wird am Bein getroffen. Er wird nicht lebensgefährlich verletzt und kommt ins Krankenhaus.
Offenbar handelt es sich um einen 39-Jährigen mit Wohnsitz in Niedersachsen. Angeblich ist er schizophren. Offizielle Stellungnahme: ein Einzeltäter.
Wolmirstedt, bei Magdeburg, am Freitag: Ein Mann ersticht in einer Plattenbausiedlung einen 23-jährigen Bekannten. Einfach so. Dann dringt er in den Garten eines Einfamilienhauses ein. Da schaut die Familie zusammen mit Freunden gerade Fußball.
Unvermittelt geht der Mann auf die Runde los. Mit dem Messer verletzt er einen 76-Jährigen und eine 56-Jährige schwer. Ein 50-jähriger hat Glück und erleidet nur leichte Schnittwunden. Die eilig herbeigerufene Polizei kann den Messerstecher nur mit dem Einsatz der Dienstwaffen stoppen. Der Angreifer stirbt im Krankenhaus.
Es handelt sich um einen 27 Jahre alten Afghanen mit Wohnsitz in Sachsen-Anhalt. Seine Motive sind unbekannt. Offizielle Stellungnahme: ein Einzeltäter.
Frankfurt, Mainufer, am Mittwoch: Eine 41 Jahre alte Frau sitzt auf einer Parkbank und genießt das schöne Wetter. Da wird sie plötzlich von einem Mann mit einem sogenannten Cutter-Messer (einem besonders scharfen Teppichmesser) angegriffen.
Der Täter sticht erst von hinten auf sie ein. Die Frau kann kurz flüchten, stolpert dabei aber und stürzt. Der Angreifer holt sie ein und sticht weiter auf sein am Boden liegendes und um Hilfe schreiendes Opfer ein. Als Passanten sich dem Tatort nähern, flüchtet er.
Die Frau kommt mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Die herbeigerufene Polizei sucht nach dem Täter, auch mit einem Hubschrauber. In einem nahegelegenen Gebüsch wird er gefunden und festgenommen.
Es handelt sich um einen 19 Jahre alten Afghanen mit Wohnsitz in Hessen. Seine Motive sind unbekannt. Offizielle Stellungnahme: ein Einzeltäter.
Manuel Ostermann von der Deutschen Polizeigewerkschaft nimmt kein Blatt mehr vor den Mund: „Die Sicherheitslage in Deutschland ist desaströs. Messer, Axt oder Schusswaffe. Tagtäglich müssen meine Kolleginnen und Kollegen lebensbedrohende Einsatzlagen abarbeiten – und die Politik hat nichts Besseres zu tun, als Phrasen zu dreschen.“
• Düren, am Freitag: Ein 14-jähriger Junge wird von einem unbekannten Gleichaltrigen mit dem Messer überfallen und beraubt.
• Leverkusen, am Mittwoch: Ein Mann überfällt mit einer Machete ein Sonnenstudio und raubt es aus.
• Duisburg, am Mittwoch: Ein Mann überfällt mit einem Messer eine Spielhalle und raubt sie aus.
• Saarbrücken, am Montag: Ein Türke sticht in einer S-Bahn unvermittelt auf eine Frau ein und verletzt sie schwer.
• „Ein Mann“ soll „Krankenhauspersonal beleidigt und Polizisten mit einem Messer bedroht haben. Ein Beamter schoss und verletzte ihn am Bein. Gegen beide wird ermittelt.“, so die Zeit.
• In Ingolstadt sticht am Sonntag ein 17jähriger Afghane auf sein 24jähriges Gegenüber ein.
• „Frankfurter (31) stirbt nach Messerstecherei auf Sportplatz – Täter (30) wird Ermittlungsrichter vorgeführt“ am Samstag auf dem Sportplatz des VfB Unterliederbach.
Das sind nur einige Fälle und nur aus dieser Woche. Man könnte die Liste buchstäblich endlos fortsetzen. Die Polizeistatistik hat im vergangenen Jahr 8.951 Messerattacken offiziell erfasst.
Ein einzelner Messerstecher ist, nun ja, ein einzelner Messerstecher. Viele Messerstecher zusammen sind aber eben nicht mehr einfach nur viele einzelne Messerstecher. Leider wird die Politik nicht müde, uns genau das zu erzählen.
Unsere Kultur geht zuerst dort verloren, wo wir uns bisher am sichersten fühlen konnten: auf den Straßen und Plätzen, im öffentlichen Raum. Wenn wir es nicht schaffen, dort die Landnahme durch Messerstecher und Axtschwinger zu stoppen, sind wir am Ende.
Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern. Unsere Wut gilt den Schönrednern.