Die EKD beteiligt sich an einem Bündnis, das ein Rettungsschiff ins Mittelmeer schicken will. Die Spenden soll ein Verein namens „Gemeinsam Retten e.V.“ einsammeln, dessen Vorsitzender Thies Gundlach ist, einer der Vizepräsidenten des Kirchenamtes der EKD. In der evangelischen Zeitschrift ideaSpektrum ruft Thies Gundlach dazu auf, „unbedingt“ für ein „zusätzlich ins Mittelmeer“ zu entsendendes „Seenotrettungsschiff“ zu spenden. Übrigens wird das Rettungsschiff von der umstrittenen Organisation Sea Watch gekauft, für die Carola Rackete aktiv ist.
Der Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD wirbt inzwischen für eine Kirche, die anscheinend nichts anderes mehr sein will, als ein Dienstleiter für zweifelhafte NGOs und Resonanzboden dafür, dass sich ihr rotgrünes Führungspersonal öffentlich erhabene Gefühle bereiten kann.
Wer „wir“ sagt, meint bekanntlich „ihr“. Als die Bundeskanzlerin ihren famosen Slogan formulierte: „Wir schaffen das“, hieß das im Klartext: ihr schafft das schon, seht zu, wie ihr mit den Folgen meiner alternativlosen Politik klarkommt. In gleicher Weise agiert die EKD in der Flüchtlingsfrage.
Thies Gundlach liefert in dem Versuch, für die „Seenotrettung“ zu werben, ein starkes Gegenargument, ohne es beabsichtigt zu haben, wenn er schreibt: „Und so wenig wir Raucher von der Krankenkasse ausschließen, obwohl wir wissen, wie schädlich Rauchen ist, so wenig schließen wir Menschen von der Seenotrettung aus, weil wir meinen, sie sollten gar nicht erst aufs Meer rausgehen.“ Meint Gundlach, „aufs Meer raus(zu)gehen“, sei eine Sucht wie das Rauchen, der man, weil man sich einmal daran gewöhnt hat, nicht mehr zu entkommen vermag? Wenn es wirklich so wäre, bestünde wahrlich kein Grund für die Seenotrettung. Auch ein EKD-Funktionär sollte wissen, dass erstens Raucher wie alle Krankenversicherten ihre Beiträge entrichten und dass man zweitens inzwischen Rauchen als Gesundheitsrisiko immer öfter anzugeben hat. Man muss intellektuell schon sehr verzweifelt sein, wenn man einen so schiefen Vergleich bemüht.
Der Theologe Günter Thomas widerspricht Thies Gundlach nun in der neuen Ausgabe von ideaSpektrum. Er weist nach, dass die EKD-Aktion „doppelzüngig“ ist, „weil zu allererst eine öffentliche moralisch-politische Machtprobe mit dem Staat gesucht wird.“ Übrigens eine Machtprobe, die zudem gefahrlos ist, weil die Regierung im Grunde gar nichts gegen die „Seenotrettung“ hat, nur sich eben an Gesetze halten muss. Günter Thomas kennzeichnet die Politik der EKD als „zynisch“, weil eben nicht den „Schwächsten der Schwachen“ geholfen wird, die in den Lagern ausharren, sondern damit ein „spezifischer Menschenhandel der Starken und Risikobereiten“ unterstützt wird. Mittelfristig werden nach Einschätzung des Theologen wirtschaftlich „die Folgen kirchlichen Handelns ungefragt auf die Allgemeinheit“ übertragen, die nicht gefragt wird, ob sie das will, was klerikal arrogant und undemokratisch ist.
Das Handeln der Kirchenfunktionäre wirft immer stärker die Frage auf, ob nicht eine arme Kirche besser sei, ob die Frage der Kirchenfinanzierung nicht inzwischen und angesichts der Entwicklung grundsätzlich zu stellen ist, weil die Kirche ihre Grundsätze verlässt und immer stärker als politischer Akteur oder als eine Art NGO mit Seelenheilsattitüde und mit immer reicherem Ablasshandelsangebot tätig wird. Das wird inzwischen auch offen erklärt. So schrieb vor kurzem der Chefredakteur der Zeitschrift zeitzeichen, zu deren Herausgebern der EKD-Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm gehört, dass es „zur Praxis Leitender Geistlicher in der EKD gehört … sich regelmäßig politisch“ zu äußern „und dies in der Regel eindeutig im links-liberalen Spektrum.“ Wenn das so ist, wenn die Kirche „eindeutig“ „links-liberal“ agiert, muss die Kirche wie eine politische Organisation oder ein politischer Verein behandelt werden.
Deutschland steht vor großen Problemen, die Einwanderung ist eines der ernstesten, eines, das die Bundesrepublik in eine existentielle Krise führen kann. Wenn auf der einen Seite bestens ausgebildete Bürger jährlich in der Größenordnung einer Stadt wie Potsdam das Land verlassen, im Gegenzug aber eine Masseneinwanderung von in der Mehrzahl wenig bis gar nicht qualifizierten Migranten erfolgt, entsteht ein Ungleichgewicht. Wenn gleichzeitig durch eine nachlassende Wirtschaftskraft die Finanzierung der Einwanderung in die Sozialsysteme von selbigen nicht mehr zu stemmen ist, und die deutschen Steuerzahler mit immer neuen Steuern und Abgaben wie der CO2 Steuer, die zur Finanzierung auch der steigenden Migrationskosten benutzt werden wird, der Verteuerung der Energie aufgrund eines wirtschaftlich sinnwidrigen EEGs, belastet werden, dann lässt auch die Kaufkraft der Bürger nach. Nachlassende Kaufkraft der Bürger wird jedoch zum Menetekel der Binnenkonjunktur. Jeder kann sich ausmalen, was geschieht, wenn Export und Binnenkonjunktur gleichzeitig zu schwächeln beginnen. Jeder – nur nicht die EKD. Doch da hilft auch kein Beten mehr.
Rettungsschiffe zu schicken, ist der falsche Weg. Richtig wäre es, darüber Einigkeit zu erzielen, wen wir aufnehmen wollen und können und wie für diejenigen sichere Wege geschaffen und Integration projektiert wird. Überdies müsste Klarheit über die tatsächliche Einwanderung geschaffen werden, die in verschiedenen Programmen versteckt und auf unterschiedlichen Routen erfolgt. Entweder hat die Regierung längst jeden Überblick verloren, oder sie klärt die Bürger nicht auf.
Die EKD verspielt mit ihrer von jeder Verantwortungsethik freien Politik die Möglichkeiten, den Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen.
Die erhellende Diskussion zwischen Thies Gundlach und Prof. Dr. Günter Thomas lässt sich hier nachlesen.