Selbst bei überzeugten Bahnreisenden wächst der Ärger über verspätete oder gar ausgefallene Züge. Zu recht. Eine Anfrage der AfD-Fraktion ergab nun, dass die Minuten, die sich Züge verspäteten, in den vergangenen zehn Jahren um über ein Drittel zugenommen haben. 2013 waren es noch 122,7 Millionen „Verspätungsminuten“, im vergangenen Jahr dann 164 Millionen „Verspätungsminuten“.
Besonders schlimm hat es den Regionalverkehr getroffen: Der fuhr im vergangenen Jahr 40 Millionen „Verspätungsminuten“ ein. Das sind 14 Millionen Minuten mehr als noch 2013 – ein Zuwachs um rund die Hälfte. Das Neun-Euro-Ticket hat zu mehr Verspätungen im Regionalverkehr geführt, wie das Verkehrsministerium bereits im Januar mitgeteilt hat.
Die Fragen der AfD-Fraktion bezüglich der Ursachen dieser Unpünktlichkeit stuft die Bundesregierung als „Vertraulich – amtlich geheimgehalten“ ein: Die erbetenen Informationen seien geschützte Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse der Deutschen Bahn, heißt es. „Die Offenlegung der detaillierten Informationen könnte erhebliche Wettbewerbsnachteile nach sich ziehen und dadurch das wirtschaftliche Handeln der Deutschen Bahn und somit auch das fiskalische Interesse des Bundes deutlich beeinträchtigen“, schreibt die Bundesregierung.
Die steigenden Verspätungen scheinen mit den Gehältern des Bahn-Vorstands zu korrelieren: So hat zum Beispiel Vorstandschef Richard Lutz sein Gehalt im letzten Jahr verdoppelt. Und das, obwohl hohe Investitionen in das Bahnnetz vonnöten wären, um die Bahn pünktlicher zu machen. Das sagt auch Birgit Milius, Professorin für Bahnbetrieb und Infrastruktur: Es brauche beispielsweise mehr Weichen, damit Züge Baustellen und anderen Problemen ausweichen könnten. Die seien aber sowohl in der Anschaffung als auch in der Wartung teuer.
Und die Wartung ist ebenfalls ein Problemfeld der Bahn: So schreibt die Bundesregierung, dass der Bahn im letzten Jahr 1600 Mitarbeiter in der Instandhaltung fehlten.