Aus einem Hilferuf der Bauernvereinigung "Land schafft Verbindung" an die EU-Kommission macht der Spiegel eine "Drohung", die Lebensmittelproduktion zu drosseln.
„Eine Lobbyorganisation der deutschen Bauern fordert eine Verschiebung der Düngemittelverordnung – und droht angesichts der Coronakrise damit, die Lebensmittelproduktion zu reduzieren.“ Das verkündet der Spiegel unter der Überschrift „Bauern drohen mit Versorgungsengpässen“.
Das Magazin zitiert aus einem offenen Brief der Organisation »Land schafft Verbindung« an die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Umsetzung der Düngeverordnung auszusetzen und keine Strafzahlungen zu verhängen. „Der Deutsche Bauernverband pocht ebenfalls auf eine Verschiebung – obwohl die Wasserversorger seit Jahren und zunehmend verzweifelt darum bitten, die Nitrateinträge zu reduzieren, um das Grundwasser zu schützen“, behauptet der Spiegel. Die Nitrateinträge rühren allerdings nicht vom übermäßigen Düngen her, sondern von anderen Ursachen wie zum Beispiel defekter Kanalisation und überlaufenden Kläranlagen. Dass Deutschland mit politischer Absicht falsche maximale Nitratwerte nach Brüssel liefert, hat sich offenbar noch nicht bis zum Spiegel herumgesprochen.
Unverhohlen würde »Land schafft Verbindung« mit einer Gefährdung der Lebensmittelversorgung drohen, wenn die Bauern nicht ihren Willen bekommen, interpretiert der Spiegel höchst eigenwillig. TE gegenüber betonen allerdings Landwirte der Organisation, dass ihnen die Bedeutung des Begriffes Erpressung durchaus bewusst sei, und sie sehr großen Wert darauf legten, dass sie die Politik auf die Folgen in der Landwirtschaft aufmerksam machen, jedoch nicht erpressten.
Der Vorwurf sei eine haltlose Unterstellung. „Diese Unterstellung entbehrt jeder Grundlage“, teilte »Land schafft Verbindung« Deutschland auf seiner Facebook-Seite mit „und die daraus resultierende Polarisierung ist in Zeiten der Corona-Krise weder hilfreich noch sinnvoll. … Die deutschen Bauern und wir als »Land schafft Verbindung« können nicht verstehen und sind fassungslos, dass Teile der deutschen Presse derartig unhaltbare Behauptungen verbreiten und damit eine für die gesamte Bevölkerung belastende Situation verschärfen.“
„Einen Hilferuf in eine Boykottdrohung umzudeuten – Respekt, das übertrifft schon fast den Relotius“, attestiert der Chefredakteur der Bauernzeitung dem Spiegel.
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