Ich habe nachgeschaut. 18 Jahre ist der Film „Die Truman-Show“ mittlerweile alt. Damals verkörperte kein geringerer als Jim Carrey die Rolle des Versicherungsangestellten Truman Burbank, der, ohne es zu wissen, der Hauptdarsteller in einer Fernsehserie war, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, das Leben eines Menschen von der Geburt bis zum Tod zu dokumentieren. Truman lebte in der Stadt Seahaven, ein, wie sich herausstellt, gigantisches Filmset unter einer Kuppel auf den aufgeschütteten Hollywood Hills. Hier wächst er umgeben von Schauspielern und täglich von über 5000 Kameras beobachtet auf, bis er nach über 29 Jahren schließlich misstrauisch wird als versehentlich ein Scheinwerfer, der einen Stern darstellen sollte, direkt vor seiner Nase zu Boden fällt. Im Zuge des Filmes bekommt Truman immer mehr Zweifel und erkennt schließlich, dass seine ganze Welt nichts weiter als ein riesiger Fake ist. Der Film endet damit, dass Truman sich aus dieser künstlichen Welt befreit und die Kuppel verlässt.
Warum ich Ihnen das erzähle? Weil ich in absurden Situationen immer an die Truman Show bzw. an Truman Burbank denken muss und darauf warte, ja hoffe, dass vielleicht irgendwo ein Scheinwerfer herunterfällt, der das alles als eine riesige TV-Show enttarnt, in der wir alle nur Protagonisten sind.
Schon wieder gegen Mädchen
Vier Tage ist es gerade einmal her, dass schon wieder zwei Mädchen in einem Schwimmbad von zwei Männern bedrängt und sogar vergewaltigt worden sind. Bei den Männern soll es sich um zwei Afghanen im Alter von 14 und 34 Jahren. Sie sollen die Mädchen im Schwimmbad „Arriba“ bei Norderstedt in Schleswig-Holstein BILD-Berichten zufolge zuerst vor der Wasserrutsche bedrängt haben und ihnen anschließend in die Wasserrutsche gefolgt sein, in die sich die Mädchen daraufhin geflüchtet hatten. Nach Informationen des Hamburger Abendblattes sollen die Täter dabei mit den Fingern in ihre Opfer eingedrungen sein. Die Polizei spricht von massiven beischlafähnlichen Handlungen und ermittelt folglich wegen Vergewaltigung. Da dies nicht der erste Vorfall dieser Art im „Arriba“ gewesen sein soll (schon 2014 soll es eine Sex-Attacke auf fünf junge Mädchen gegeben haben), stellte man bereits damals die Regel auf, dass die Rutsche nur noch mit Gummireifen benutzt werden dürfe, damit das Blockieren der Rutsche erschwert würde.
Aber Moment mal? Blockieren der Rutsche? Ja ganz Recht! Schon damals sah man das Problem eher durch die Rutsche verursacht als durch junge Männer, die anscheinend der Meinung sind, junge Mädchen und Frauen seien Freiwild, mit dem man machen könne, was man wollte. Nicht der erste Versuch, die sich hier offenbarenden Probleme durch Scheinlösungen zu umschiffen. Wenn sich die Meldungen, nach denen junge, meist muslimische Männer Frauen in Schwimmbädern belästigen und teils sogar vergewaltigen, mehren, dann liegt das eben nicht an einer Kultur, die „ungläubige“ Frauen wenn überhaupt kurz vor dem Nutzvieh ansiedelt, sondern allenfalls an zu engen Wasserrutschen, zu wenig Stoff am Körper oder zu viel Lippenstift. Ja man muss sich wirklich fragen, was den armen Jungs da anderes übrig bleibt.
„Victim blaming“ nennt man das Neudeutsch, wenn man die Schuld für die Tat beim Opfer sucht. Eine Argumentation, die man sich besser verkneifen sollte, wenn man sich nicht ähnlicher rhetorischer Mittel bedienen möchte wie es Vergewaltiger tun. Und dennoch schrecken weder Toleranz- und Sittenwächter von Grünen und Linken, noch selbsternannte und medial geförderte Feministinnen davor zurück. Und jetzt verstehen sie auch, was ich mit der Truman Show meinte und weshalb ich mir in manchen Momenten wünschen würde, ein großer Scheinwerfer, der mir vor die Füße fällt, würde diese ganze Farce endlich als großen Fake, als einzig große Satire entlarven.
Victim blaming
Wie viele junge Frauen müssen noch für ihr Leben traumatisiert werden, bis man aufhört im Namen der Toleranz und des vermeintlichen Kampfes gegen den Rassismus, Menschen ihrem Schicksal zu überlassen? Niemand kann auch nur erahnen, welche Folgen eine solche Tat für die Psyche einer einzelnen Person hat. Die Unschuld? Für immer weg. Die Erfahrung für immer eingebrannt in die Seele. Was ist, wenn man mit dem ersten Freund intim wird? Wird man nach so einem Vorfall ein normales Verhältnis zu Männern und der eigenen Sexualität entwickeln können? Wie groß ist der Ekel, die Scham, selbst etwas falsch gemacht zu haben? Gerade als junger, noch unserer Mensch kann man bei solchen Themen in Sachen Fremd- und Eigenverschuldung oft kaum differenzieren. Manche können es nicht einmal im Erwachsenenalter. Es sind Fragen wie diese, die mir Kopfschmerzen bereiten.
Ich bin in meiner Jugend, wie wahrscheinlich jedes andere Mädchen und jeder andere Junge, liebend gerne ins Schwimmbad gegangen. Weder ich, noch meine Eltern mussten sich je darüber Gedanken machen, ob es ein Risiko sei, mich ins Schwimmbad zu schicken. Wenn ich mir jetzt die Vorfälle der letzten Wochen anschaue, wird mir bewusst, dass diese Gedanken heute andere wären. Sicherlich gibt es nirgends einen hundertprozentigen Schutz, eine Garantie dafür, dass nichts passiert. Weder im Schwimmbad, noch an einem anderen Ort. Es hätte auch mich in meiner Jugend treffen können und es könnte mich bis heute treffen. Und das unabhängig davon, ob wir Flüchtlinge im Land haben oder nicht. Ich bin eine Frau. Das Risiko des sexuellen Übergriffes ist da und es wird immer bestehen bleiben. Wieso sich also über etwas aufregen, was man nie ganz verhindern können wird?
Weil es einen Unterschied gibt, zwischen einem diffusen, weil nur minimalem Risiko und einer realen Gefahr, wie sie jetzt besteht und durch die hiesige Flüchtlingspolitik immer weiter vorangetrieben wird. Ja, die Gefahr, dass ich von einem deutschen Mann belästigt oder gar vergewaltigt werde, ist gegeben, die Gefahr, dass ich es von einem Asylbewerber mit muslimischen Hintergrund werde, für den ich als Ungläubige sowieso ehrlos bin, ist meines Erachtens jedoch höher. Und je mehr Männer, die keinerlei Achtung gegenüber Frauen wie mir besitzen, wir in dieses Land lassen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, selbst eines Tages zum Opfer zu werden. Die Gefahr wächst mit der Anzahl der möglichen Täter, mit der Anzahl der Männer, die keinen blassen Schimmer davon haben, was Gleichberechtigung von Mann und Frau eigentlich bedeutet. Die es gewohnt sind, sich zu nehmen, was sie wollen. Das diffuse Risiko, welches zuvor existierte, ist nicht mit dieser Gefahr zu vergleichen. Das Schwimmbad ist kein Einzelfall. Überfälle in den Innenstädten, in Clubs und Einkaufszentren sind vielfach dokumentiert. Vertraute Orte werden zur Gefahrenzone – für Frauen.
Wie lange noch?
Wie lange wird es dauern, bis wir merken, dass das ein kulturelles Problem ist, welches wir mit Integrationskursen nicht beseitigt bekommen? Wie groß muss das Leid von Frauen sein, dass man es über die vermeintliche Toleranz und den Anti-Rassismus-Wahn stellt? Wie sehr muss sich das Gefühl der schutzlosen Auslieferung in die Köpfe der Frauen hierzulande brennen, bis etwas unternommen wird? Die Schwimmbad-Vorfälle sind ja nicht die einzigen. Mittlerweile muss man sich mancherorts als Frau ja anscheinend schon fürchten, wenn man durch ein Einkaufszentrum geht. Vertraute Orte werden zur Gefahrenzone – für Frauen.
Nicht zuletzt wirft auch das die Frage auf, die ich mir schon unmittelbar nach den Vorfällen von Köln gestellt hatte: Wieso konnte anscheinend niemand die Mädchen und Frauen beschützen? Hunderte Frauen wurden in der Silvesternacht nicht heimlich von einzelnen Männern begrabscht, sondern ganz offensichtlich. Mitten auf der Straße. Aus einem Mob von 1000 Männern heraus. Auch ein Schwimmbad ist ein öffentlicher Ort und ein Einkaufszentrum erst recht. Hat da wirklich niemand etwas mitbekommen? Und was bedeutet das für das Gefühl der Sicherheit künftig, dass anscheinend niemand etwas gegen die Täter unternimmt, weder im Vorfeld, noch währenddessen? Das Gefühl des Ausgeliefertseins wächst ins Unendliche. Was bleibt ist nur noch der Selbstschutz und damit das Eingeständnis, nicht mehr so frei wie vorher zu sein.
Und es bleibt zu fragen, wie viele Vorfälle es darüber hinaus in den letzten Jahren wirklich gab. Auch hier fällt es mittlerweile schwer, daran zu glauben, dass so etwas urplötzlich erst seit Januar dieses Jahres passiert. Viel wahrscheinlicher erscheint es da, dass man vorher schlicht nicht darüber berichtet und schon gar nicht die Identität der Täter genannt hat. Dazu ist man ja erst seit Köln gezwungen.
Es sind viele Fragen, die ich mir stelle. Eine davon meine ich mit Sicherheit beantworten zu können
Es wird so lange dauern, bis wir der Intoleranz so viel Freiheit gewährt haben, dass wir unsere eigene am Ende verlieren. Bis die „Gerechten“ aus ihrem Schlaf erwachen und sehen, dass wir einen hohen Preis für unsere Toleranz bezahlt haben.
Bis dahin werde ich warten und hoffen, dass mir vielleicht doch noch ein Scheinwerfer vor die Füße fällt.