Die investigativen Untersuchungen zur islamistischen Terrorattacke in Nizza in der Kathedrale laufen auf Hochtouren. Und es wird klar, dass auch Italien bei der kompletten Aufklärung behilflich sein wird und auch werden muss. Die Meldungen überschlagen sich seit gestern Vormittag, als italienische Nachrichtenagenturen und Tageszeitungs-Portale – so auch Il Messagero – übereinstimmend berichteten, der islamistische Attentäter sei über Italien, zuerst über Lampedusa und dann von Bari aus nach Frankreich gelangt.
Der Tunesier, so viel konnte man bisher rekonstruieren, kam zuerst in Quarantäne, danach in die Hafenstadt Bari in ein „Flüchtlingszentrum”. Am 9. Oktober wurde er in Bari im dortigen Identifikationszentrum von der Polizei fotografiert und als illegaler Migrant registriert.
Mehreren Zeitungen und Nachrichtenportalen zufolge wurde in der Tasche des Mannes ein vom italienischen Roten Kreuz ausgestelltes Papier gefunden, mit dem die französischen Ermittler ihn letztendlich identifiziert hätten. Nun arbeiten die Ermittler und Diplomaten beider Länder Hand in Hand, um vielleicht auch auf etwaige Hintermänner und Planer oder Tippgeber solcher Attacken zu stoßen.
Frankreich werde sich als liberales Land nicht beugen, darin waren sich viele Politiker verbal schnell einig, der Abgeordnete der Region Nizza, Eric Ciotti, twitterte, er habe Emmanuel Macron gerade bei einem Treffen am Tatort gebeten, „jegliche Migrationsströme und Asylverfahren, insbesondere an der italienischen Grenze, auszusetzen.“
Die Frage, die sicher auch noch geklärt wird, ist, ob der islamistisch motivierte Täter mit einem NGO-Schiff nach Lampedusa kam – und wenn ja mit welchem. Italien hatte ja schon einmal einen ähnlichen Fall: Auch der Täter des LKW-Attentats im Dezember 2016 auf dem Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz, Anis Amri, war im Jahr 2011 aus Tunesien in Italien angekommen. Damals regierte noch Silvio Berlusconi als Premierminister und Roberto Maroni war Innenminister.
Die Reaktionen in Italien aus der Politik zum aktuellen Geschehen in Nizza ließen nicht lange auf sich warten. Auf Twitter ließ Matteo Salvini wissen, er habe der französischen Botschaft in Italien seine ganze Solidarität und die der Lega zum Ausdruck gebracht. Die Anführerin der Fratelli d‘ Italia, Giorgia Meloni, hatte gleich auf die Brisanz verwiesen, würde die Nachricht bestätigt, wäre sie von beispielloser „Schwere“, und würde die Nation dem Risiko einer Isolation aussetzen, schrieb Meloni auf Facebook.