Tichys Einblick
Zahlen des Statistischen Bundesamtes

Der Kampf Lauterbachs und seiner Verbündeten um die Hitzepanik

Die Panikmache um Corona war eine Tragödie. Die Panikmache über den „Hitzetod“ oder „Höllensommer“ ist die darauf folgende Komödie. Würde dahinter kein perfider Regierungsstil stecken, wäre die sogar lustig.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit Plakat "Hitze kann tödlich sein", Berlin, 28. Juli 2023

picture alliance/dpa | Britta Pedersen

Corona ging 2022 weltweit zuende. Karl Lauterbach (SPD) konnte seine Pandemie in Deutschland noch nach 2023 retten. Mit der Hilfe regierungstreuer Staatsmedien und einem rückgratlosen Koalitionspartner FDP. Doch spätestens Anfang 2023 war Corona auch in Deutschland nicht mehr zu halten. Plötzlich stand Karl Lauterbach ohne Panikmache da. Damit war er nackt, nicht mehr als ein fachlich massiv überforderter Minister. Also musste Ersatz her.

Seit 2023 versucht Lauterbach, den Hitzetod zu inszenieren. Die Staatsmedien spielen wie gehabt mit. Jeder Monat ist der heißeste seiner Art. Seit der Aufzeichnung. Seit 10.000 Jahren. Seit dem Urknall. Seit Gott oder wer auch immer den Urknall konzipiert hat. Maden-Experte Mark Benecke propagierte im März sogar den „Höllensommer des Jahrtausends“, was alle staatsnahen Zeitungen fleißig abschrieben und propagierten. Städte konzipieren Schutzräume, in die sich Menschen während der Hitzewelle retten können. Alle spielen mit in Lauterbachs Inszenierung.

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Alle. Bis auf die Natur. Das Thermometer will einfach nicht in Richtung 40 Grad Celsius steigen. Oft genug kommt die Anzeige nicht einmal auf 20 Grad. So viel wie im zurückliegenden Jahr hat es in Deutschland seit über 140 Jahren nicht mehr geregnet, teilt der Deutsche Wetterdienst mit. Die Realität will und will einfach nicht zu Karl Lauterbachs Panikmache passen. Egal, wie sehr ihn staatliche und staatsnahe Medien auch unterstützen.

Nun springt das Statistische Bundesamt dem Minister bei. Mit Zahlen: Im Schnitt kommt es im Jahr zu „knapp“ 1.500 Behandlungen in deutschen Krankenhäusern wegen Hitzeschlägen, Sonnenstichen oder anderen durch die Sonne verursachten Krankheiten. „Extreme Hitze ist auch hierzulande ein Problem für die Gesundheit der Bevölkerung“, schließt das Amt daraus. Fürchtet Euch also, wir werden alle an der Hitze sterben.

Wie groß ist denn aber dieses Problem wirklich? Was bedeuten 1.500 Behandlungen im Krankenhaus? Dafür lohnt es sich, andere, weniger politisch motivierte Zahlen des Statistischen Bundesamtes zu Rate zu ziehen: In den Jahren 2021 und 2022 kam es demnach in Deutschland zu mehr als 16,5 Millionen Behandlungen in deutschen Krankenhäusern. Vor Corona waren es sogar 19,4 Millionen Behandlungen im Jahr. Durch Vorstufen des „Hitzetodes“ verursachte Krankheiten machen also 0,009 Prozent der Behandlungen in deutschen Krankenhäusern aus. Bevor die Corona-Maßnahmen echte Patienten aus den Krankenhäusern ferngehalten haben, waren es sogar nur 0,008 Prozent. Aufgerundet. Oder wie es das Statistische Bundesamt im Sinne des Ministers formuliert: „Extreme Hitze ist auch hierzulande ein Problem für die Gesundheit der Bevölkerung.“

Wie oft ist der Hitzetod denn offiziell der Sterbegrund? 20-mal pro Jahr laut Statistischem Bundesamt. Bei rund 10.000 Todesfällen im Jahr entspricht das 0,2 Prozent. Im Vergleich zu den Krankheitsfällen schon nahezu dramatisch viel. Aber für Panikmache immer noch ein wenig dünn. Daher ein kleiner Tipp an die Statistiker: Wenn das Thermometer über 20 Grad klettert, jeden Toten automatisch als „mit Hitze verstorben“ registrieren. Das puscht die Zahlen nach oben und ermöglicht Lauterbach endlich wieder Panikmache. Guter alter Trick. Hat doch bei Corona auch geklappt.

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