Tichys Einblick
Öko-Lobby

Der grüne Millionen-Spender und seine verwickelten Öko-Geschäfte

Laut "Capital" sitzt ein ehemaliger Geschäftspartner des grünen Investors Jochen Wermuth als Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Er soll noch bis November 2022 Kommanditist eines Fonds gewesen sein. Das Ministerium widerspricht dem Eindruck von Interessenkonflikten.

Jochen Wermuth bei einer Tagung im Jahr 2018.

IMAGO / photothek

Das Magazin Capital berichtet von möglichen Interessenkonflikten im Wirtschaftsministerium. Demnach war der beamtete Staatssekretär Udo Philipp früher Geschäftspartner von Cleantech-Investor Jochen Wermuth.

Im April 2017 war Philipp Kommanditist bei einem Cleantech-Fonds von Wermuth eingetragen. Die wichtigste Beteiligung des Fonds war die Fotovoltaikfirma Nexwafe. Philipp war seit Anfang 2019 Staatssekretär im Finanzministerium Schleswig-Holstein, Ende 2021 wurde er Staatssekretär im Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck. Als Kommanditist schied Philipp jedoch erst im November 2022 aus.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Der Verdacht liegt deshalb nahe, dass Philipp noch an Wermuths Fond beteiligt war, obwohl er bereits als verbeamteter Staatssekretär im Wirtschaftsministerium diente. Letzteres widersprach auf Nachfrage von Capital diesem Eindruck. Das Ausscheiden als Kommanditist sei bereits Mitte Januar 2021 wirksam geworden, die Eintragung im Handelsregister habe sich aber bis zum November 2022 verzögert. Die Geschäftskontakte zu Wermuth seien durch Habeck bereits im Dezember 2021 beendet worden.

Die Personalie wirft jedoch ein neuerliches Licht auf die Verquickung von grünen Firmen, NGOs und Ministerien. Wermuth, der selbst Mitglied der Grünen ist, überwies der Partei zum Jahreswechsel eine Einzelspende von 100.000 Euro. Laut Capital hat Wermuth der Partei seit 2016 eine Summe von rund 1 Million Euro gespendet. Dazu gehört auch eine Spende an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (300.000 Euro) und an den Berliner Landesverband (270.000 Euro) im Jahr 2016.

Seit 2017 berät Wermuth das Kuratorium des Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo). „Als eines von fünf Mitgliedern des Anlageausschusses erhielt Wermuth nach Angaben des Kenfo seit seiner Berufung 2017 eine Entschädigung von insgesamt 75.000 Euro“, berichtet Capital. Seit Mitte 2022 sitzt sein alter Geschäftskollege Philipp diesem Gremium vor.

Kenfo war in die Kritik geraten, weil der Fonds „größere Positionen in russischen Aktien und Staatsanleihen hielt sowie in Wertpapieren fossiler Energiekonzerne wie Lukoil, Shell und Sinopec investiert war“. Seit Beginn des Ukraine-Krieges habe der Fonds jedoch sein Engagement auf Restbestände runtergefahren.

Wermuth versuchte 2021 als Kandidat der Grünen in den Bundestag einzuziehen, konnte sich aber nicht intern gegen Mitbewerber durchsetzen. Aktuell versucht er von den Grünen als Kandidat für die EU-Wahl im Jahr 2024 aufgestellt zu werden.

Anzeige
Die mobile Version verlassen