Tichys Einblick
Wem dient ein Bundeswehrsoldat?

Der Bundespräsident zitiert das Gelöbnis der Bundeswehr unkorrekt

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier interpretiert mal ganz nebenbei den Gelöbnis-Text der Bundeswehr-Rekruten um. Zwei zentrale Begriffe daraus lässt er in einer Rede zum Geburtstag der Bundeswehr verschwinden.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht beim Feierlichen Gelöbnis zum 65. Gründungstag der Bundeswehr vor dem Schloss Bellevue in Berlin.

imago images / snapshot

Der Bundespräsident hat gestern eine Rede zum feierlichen Gelöbnis von Rekruten der Bundeswehr vor seinem Amtssitz Schloss Bellevue in Berlin gehalten. Er tat dies anlässlich des 65. Gründungstages der Bundeswehr.

Frank-Walter Steinmeier war einst selbst ein Rekrut der Bundeswehr. Was er damals gelobte, gelobten und geloben bis heute noch alle (freiwillig) Wehrdienstleistenden der Bundeswehr. Und zwar sprechen sie einem Vorgesetzten nach: „Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“ Soldaten auf Zeit, also auch spätere Berufssoldaten schwören dies sogar.

Nun ist Steinmeiers eigenes Gelöbnis rund 46 Jahre her. Verständlich, wenn er sich an den Wortlaut nicht mehr genau erinnern kann. Aber dafür gibt es bekanntlich das Internet und die Redenschreiber im Bundespräsidialamt. Also ist es vielleicht doch nicht ganz zufällig, dass der Bundespräsident in seiner Rede den Rekruten in Berlin sagte: „Sie haben sich für den Wehrdienst entschieden. Soldat zu sein, das ist keine Tätigkeit, kein Beruf wie jeder andere. Sie geloben heute, unserer Demokratie treu zu dienen, unser aller Recht und Freiheit tapfer zu verteidigen.“

Nicht nur in diesen zwei kleinen Abweichungen offenbart der Bundespräsident selbst, was er in der Rede problematisiert: die Entfremdung der Bundeswehr von der Gesellschaft. Er selbst belegt, dass dies nicht zuletzt auf das Fremdeln der heutigen classe politique, zu der er selbst gehört, mit den Wurzeln nicht nur der Armee, sondern des eigenen Staates zurückgeht. Steinmeier hat nicht nur nicht beim Namen genannt, wozu die Soldaten im äußersten Fall bereit sein müssen, ihr Leben zu riskieren. Er hat es auch geschafft, eine Rede zum 65. Jahrestag der Bundeswehrgründung zu halten, in der deren Begründer nicht gewürdigt werden. Keinen einzigen Name aus der Gründungsphase und den ersten Jahrzehnten der Bundeswehr erwähnte er, keinen General, keinen Verteidigungsminister. Dabei stellte seine Partei, die SPD, mit dem „Soldatenvater“ Schorsch Leber zu Steinmeiers eigener Dienstzeit in den 19780er Jahren einen der besten und beliebtesten.

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