Tichys Einblick
Umfragen

Die Linke nähert sich der Fünf-Prozent-Hürde, die FDP entfernt sich von ihr

Die jüngsten Umfragen zeigen einhellig eine Abwärtsbewegung der früheren SED. Dass sie im nächsten Bundestag vertreten sein wird, ist unsicher.

Dietmar Bartsch bei einem Pressestatement der Partei Die Linke am 22. Juni 2021

IMAGO / Future Image

Es fällt ins Auge: Bei Allensbach kleckert der Demoskopiepegel der Linkspartei seit Mai 2018 von 10 Prozent auf neun, acht und nun sieben Prozent herab. Bei Emnid, Forschungsgruppe Wahlen, Infratest und INSA das praktisch gleiche Bild. Forsa unterscheidet sich nur darin, dass es die Linkspartei seit Mitte April 2021 wie jetzt aktuell öfter bei sechs als sieben Prozent notierte. Sechs ist bei dieser Vorgeschichte bedrohlich nahe an der Fünf-Prozent-Hürde.

In die andere Richtung zeigt der Demoskopiepegel bei der FDP. Sie lag lange zwischen fünf und sieben Prozent, bis sie seit April/Mai des Jahres fast immer zweistellig gezeigt wird bis hin zu 14 Prozent.

Was könnte hinter diesem entgegengesetzten Trend stecken? Ich denke, eine langfristige Entwicklung bei der SED-Die Linke und eine kurzfristige bei der FDP.

Der SED-PDS-WASG-Die Linke sterben im Osten mehr Leute weg, als sie durch neue ersetzen kann. Im Westen hat sie nie Fuß gefasst. Beides ist ein sehr kontinuierlicher Vorgang.

Die FDP hat sich im Osten nie wirklich etabliert, nachdem sie die Mitglieder der LDPD der DDR sehr schnell wieder verjagte. Im Westen hat sie keinen ernsthaften Versuch zustande gebracht, die Rolle zu überwinden, die das schwäbische Wortbild vom Waagscheißerle so treffend beschreibt. Mit dem Eintreten der Grünen ins Parteienspektrum verlor die FDP ihr Waagscheißerle-Monopol. Das demoskopische Auf und Ab hat sie das ganze Jahr 2020 über öfter um fünf Prozent notiert als höher. Erst seit Mai des Jahres ist ihr Demoskopiepegel zweistellig.

Die FDP profitiert wie vor der Bundestagswahl 2017 erneut davon, dass es viele Leute gibt, die nicht mehr Union wählen wollen, für die aber AfD aus unterschiedlichen Gründen nicht infrage kommt, am häufigsten aus dem Gefühl heraus, sich damit ihre gewohnte soziale Umgebung zu verlieren. Das Wahlgeheimnis spielt für diese Leute keine Rolle, es geht um ihr Selbstbildnis, ihr Selbstgefühl. Dazu gehören zu wollen, ist ein sehr starkes Motiv.

Der Linkspartei bleibt mittelfristig nur der rettende Hafen der Fusion mit der Rest-SPD. Auf die FDP wartet innerhalb und außerhalb der nächsten Bundesregierung das erneute Bröckeln in Richtung fünf Prozent und weniger.

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