Was bleibt vom CSU-Parteitag in Augsburg? Dass sich ihr Chef Markus Söder (CSU) vor allem an den Grünen abgearbeitet hat, vielleicht. Oder der zaghafte Umgang mit dem Thema wirtschaftliche Erfolge in Bayern. Für manche die Attacke, die Söder gegen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) reitet. Doch dann passiert ein PR-Desaster, das den Parteitag zumindest bei den Jüngeren überschatten und für viel Häme sorgen wird.
Einer der größten Kommunistenfresser im Westen war Franz Josef Strauß, der vor 34 Jahren verstorbene Übervater der CSU. Der striktere Antikommunismus, die Positionierung rechts neben der CDU gehörten lange neben der regionalen Ausrichtung auf Bayern zu den wesentlichsten Merkmalen der Nummer eins in Bayern. Nun also dieser Fauxpas. Ein übereifriger PR-Zuarbeiter mit zu wenig historischem Bewusstsein, eine Parteitagsregie, die nicht aufgepasst hat – und schon halten die beiden Vorsitzenden der konservativen Schwesternparteien das SED-Logo in die Kamera.
Oder der kurze Seitenhieb, den Söder gegen Lauterbach austeilt. Er könne dessen Gemecker nicht mehr hören. An Corona-Maßnahmen festhalten zu wollen, aber gleichzeitig Haschisch zu legalisieren, das vertrage sich nicht. Treffer ins konservative Herz. Es folgt der größte Applaus, während Söders Rede. Aber: Der gleiche Markus Söder war auch „Team Vorsicht“. Ein Hardliner, der viele Grausamkeiten durchgesetzt hat. Er habe sich nicht geändert, sagt Söder in Augsburg, Corona habe sich geändert.
Der Teil „Bayerische Erfolge“ fällt auch deswegen klein aus, weil die Krise auch das einstige Vorzeigeland Strauß‘ und Stoibers erreicht hat. Das Ende der Atomkraft trifft keinen anderen so hart wie Bayern. Söder weiß das. Deswegen bereitet er seine Partei auf schwere wirtschaftliche Zeiten vor. Aber: Als der Wind noch aus einer anderen Richtung kam, konnte derselbe Söder sich nicht genug damit brüsten, den Ausstieg aus der Atomkraft forciert zu haben.
Doch so düster ist die Zukunft nicht. Die Schwäche der anderen und die Wahl-Arithmetik in Bayern helfen Söder und der CSU. So ist die CSU in Umfragen doppelt so stark wie die Grünen und die wiederum doppelt so stark wie die nächsten kleineren Parteien wie AfD, Freie Wähler, SPD oder FDP. Sodass ein grün geführtes Bündnis kaum denkbar ist und sich Söder bei Bedarf einen Koalitionspartner unter den Kleinen aussuchen kann.
Seine Angriffe gegen die Grünen sind also keine Überzeugung oder gar das Vorhaben, künftig fester zu Grundüberzeugungen zu stehen. Es ist einfach nur die nächste taktische Volte. Die dritte Generation profitiert aber von dem, was die Alten geschaffen haben. Umso besser läuft es dann für Söder, desto weniger er macht – und vor allem wenn er seine PR-Abteilung an der Seitenlinie hält.