Die Fallzahlen in Deutschland steigen immer weiter an, doch die Kommunikation mit den unhygienischen Massen scheint den Damen und Herren im Robert-Koch-Institut nicht allzu wichtig. Was sind schon Bürgerinformation und Presse gegen eine Pandemie? Beim RKI lässt man schon seit langem keine Journalisten mehr bei den täglichen Pressekonferenzen zu. Presseanfragen müssen vorher schriftlich eingereicht werden und die, die dem RKI genehm sind, werden dann von einem Mitarbeiter dem stets vorbildlich vorbereiteten Präsidenten vorgelesen. Weiteres Nachfragen, Nachbohren oder das Provozieren von unvorsichtigen Aussagen – alles wichtige Werkzeuge des Journalismus – sind dadurch nicht mehr möglich. Der Infektionsschutz geht vor. Doch nun verringert das RKI auch die Frequenz seiner Pressekonferenzen. Am vergangenen Freitag wurde die Konferenz kurzfristig abgesagt, ebenso die für den kommenden Montag geplante. Ab Dienstag dann wird die Öffentlichkeit nur noch an jedem zweiten Wochentag über die Lage informiert. Warum sollte die Bundesbehörde, die mit der größten Krise der jüngeren deutschen Geschichte betreut ist, auch täglich Rede und Antwort stehen müssen? Aber vielleicht ist man auch der Ansicht, wenn man nur halb so oft etwas sagt, kommt man auch nur halb so oft in die Verlegenheit, seine Aussagen später wieder zurück nehmen zu müssen.
Die logarithmische Darstellung der Corona-Fallzahlen verheißt jedenfalls nichts Gutes. Der Logarithmus erlaubt es, die Geschwindigkeit der Neuerkrankungen in unterschiedlichen Ländern zu vergleichen. Eine exakt gerade Linie würde hier bedeuten, dass die Fallzahlen immer schneller steigen, je mehr Zeit verstreicht – exponentiell also. Dass alle vier Linien eine – leichte – Krümmung aufweisen, ist beruhigend: Das bedeutet, dass die Rate der Neuerkrankungen (oder genauer gesagt der Neu-Meldungen) langsam sinkt. Ob dies jedoch daran liegt, weil sich tatsächlich weniger Menschen mit Corona infizieren oder weil die Gruppen der Getesteten sich ändern, ist schwierig zu sagen. Beruhigen wird sich die Situation allerdings noch lange nicht: Die Rate der Neu-Infiziert-Meldungen liegt noch weit über der Rate der als gesundet gemeldeten, die Zahl der aktuell Erkrankten steigt also.
Anmerkung: hier wurde ursprünglich die flasche Graphik hochgeladen. Nun ist die aktuelle eingefügt worden.
Im Vergleich der Bundesländer tut sich momentan wenig. Hamburg führt weiterhin die bevölkerungsrelative Fallzahlenstatistik an, auch wenn Baden-Württemberg aufzuschließen scheint.
Interessant ist auch ein Blick nach Berlin. Dort werden auch Zahlen zu der Struktur der im Krankenhaus Eingelieferten veröffentlicht.
Die grüne Linie beschreibt die absoluten Fallzahlen im Land Berlin. Die Skala für diese Linie befindet sich auf der rechten Seite der Graphik.
Die Balken beschreiben die Zahl der im Krankenhaus isoliert Behandelten Covid-19-Patienten und wie viele von ihnen auf der Intensivstation liegen. Die Skala für diese Fälle befindet sich auf der linken Seite der Graphik.
Vom 23. März bis zum 25. März stieg die Zahl der in Berliner Krankenhäusern Behandelten sprunghaft an, doch normalisierte sich die Rate der Neuzugänge in den vergangenen Tagen wieder. Von insgesamt 261 im Krankenhaus behandelten Covid-19-Fällen werden 53 auf der Intensivstation behandelt. Insgesamt müssen 12,1% aller in Berlin bekannten Covid-19-Fälle im Krankenhaus behandelt werden. Das ist der höchste Wert aller Bundesländer. Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, das Saarland, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen veröffentlichen ebenfalls, wie viele der bestätigten Covid-19-Fälle im Krankenhaus behandelt werden müssen. Mit 5,3% hat Bremen den geringsten Prozentsatz im Krankenhaus behandelter Fälle. Da die Dunkelziffer der Bevölkerung, die Corona hat oder hatte, aber nicht bekannt ist, lässt sich kaum einschätzen, wie hoch der Anteil der Infizierten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, wirklich ist.
Laut Länderinformationen sind in Deutschland mittlerweile 48.354 Menschen als Corona-positiv gemeldet (Stand: 27. März, 20:30). Die Johns Hopkins Universität meldet 50.178 Fälle (Stand: 27. März, 22:30). Gestern wurden noch 42.666, beziehungsweise 43.646 Fälle gemeldet. 315 als Corona-positiv Gemeldete sind in Deutschland inzwischen verstorben. Das sind 0,65% der bekannten Fälle. Gestern waren es noch 0,6% beziehungsweise 258 Menschen, die gestorben waren. Seit mehreren Tagen schon steigt der Prozentsatz der Verstorbenen kontinuierlich an: um circa 0,05 Prozentpunkte je Tag.
Es sind mittlerweile 58,1 Einwohner pro Hunderttausend als Corona-positiv gemeldet. Gestern waren es noch 51,2 / HT.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verkündete am 13 März, dass das Gesundheitsministerium 10.000 Beatmungsgeräte für die deutschen Krankenhäuser bestellt hat. Doch auf eine Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten Christoph Hoffmann, wann denn diese Beatmungsgeräte ausgeliefert werden, antwortet er nicht. Denn: Sie müssen erst noch hergestellt werden. Der Hersteller ließ verkünden, die Abwicklung des Auftrages würde bis zum Ende des Jahres dauern. Wie ein im Dezember geliefertes Beatmungsgerät den bald überfüllten Intensivstationen helfen soll, das kann nur Jens Spahn erklären. Angeblich werden die ersten Geräte in diesen Tagen ausgeliefert.
Aus Hessen erreicht uns ein Aufruf der Landesregierung, Firmen mögen doch bitte ihre Vorräte an „Infektionsschutzmaterial“, also Mundschutzmasken, Schutzanzüge und so weiter dem Land Hessen zum Verkauf anbieten. Außerdem: „Darüber hinaus bitte ich [Tarek Al-Wazir, Hessischer Wirtschaftsminister] Sie zu prüfen, ob Sie in Ihren Betrieben Produktionslinien, die derzeit stillstehen oder ihre Kapazität nicht ausschöpfen, auf die Herstellung dieser dringend benötigten Artikel umstellen können“. Glaubt man in der Landesregierung, Firmen würden im großen Stil Schutzartikel horten oder ist die Lage so schlimm, dass man auf die paar Masken angewiesen ist, die ein mittelständisches Unternehmen zufällig noch auf Lager hat? Das erklärt natürlich, warum Jens Spahn und Lothar Wieler (Präsident des RKI) nur noch jeden zweiten Tag vor die Kameras treten: denn gut vorbereitet ist man sicher nicht.