Tichys Einblick
Die Fallzahlen im Vergleich

Corona-Update zum 13. April: Laschet, der Prediger

Die Corona-Neumeldungen erreichen einen Tiefstand: doch an den Zahlen sollte man zweifeln. Boris Johnson wird aus dem Krankenhaus entlassen und Deutschland exportiert weiter Schutzmaterial. Ministerpräsident Laschet zeigt sich als Bundes-Prediger.

Screenprint: WDR

Deutschlandweit melden die Länder 124.247 Corona-Fälle, die Johns Hopkins Universität meldet 126.656. In den Ländern hat Bremen aber erneut keine neuen Zahlen gemeldet. Es sind 2.834 als infiziert gemeldete Personen verstorben.

Gestern erreichte die prozentuale Zahl der Neumeldungen einen Tiefstand. In der Tendenz ist dies ein gutes Zeichen, dass die Maßnahmen Wirkung zeigen. Allerdings ist die tatsächliche Zahl an Neumeldungen höchst fragwürdig, denn am Sonntag kommt es jede Woche zu besonders wenigen Neumeldungen – und diese Woche kommt Ostern noch dazu, was zu noch weniger Neumeldungen führen dürfte.

Folgephänomene

Die BBC meldet, dass der britische Premierminister Boris Johnson gestern aus dem Krankenhaus entlassen wurde – in der vergangenen Woche wurde Johnson wegen einer akuten Corona-Erkrankung eingeliefert und musste auch einige Tage auf der Intensivstation verbringen, mit zeitweiser Sauerstoffversorgung (ohne Beatmungsgerät). Die Regierungsgeschäfte werden vorerst allerdings von Außenminister Dominic Raab weitergeführt, während Johnson sich auf dem offiziellen Landsitz des Premierministers, dem Landgut „Chequers“, auskuriert.

Es kommt immer wieder zu Meldungen, dass in Kliniken und Praxen der Republik Schutzausrüstung wie Mundschutzmasken und Schutzkleidung fehlt. Obwohl die Ausfuhr solcher Waren mittlerweile eine Genehmigung braucht, werden, laut einem Bericht der WELT AM SONNTAG, diese Güter weiter in Nicht-EU Länder exportiert.

Hintergründe zu Corona: Laschet, der Prediger

In diesem Jahr ist Ostern die Zeit der bedeutungsschwangeren Reden mit wenig Inhalt. Am Samstag hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine außerordentliche Rede an die Nation. Er predigte viel, sagte wenig und erbrachte einen weiteren Beweis, dass das Amt des Bundespräsidenten genauso gut „Bundes-Prediger“ heißen könnte. Am vergangenen Sonntag hielt nun Armin Laschet, der Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, ebenfalls eine Ansprache. Ähnlich wie der Bundespräsident lobte er das Verhalten der Bürger: „Deshalb möchte ich Ihnen allen Danke sagen: Danke, dass Sie sich an die Regeln halten, dass Sie Abstand halten und zusammenhalten“. Ein goldenes Sternchen verdiente Laschet sich auch in seinem Prediger-Heft, indem er, mehr noch als Steinmeier, auf das Osterfest Bezug nahm, das die Bürger dieses Jahr nicht wie gewohnt gemeinsam mit Familie (den Großeltern) und Freunden feiern können: „Wir feiern Ostern, das Fest des Lebens, nicht – damit wir so Leben retten. […] Die Oster-Hoffnung ist: Am Ende siegt nicht die Sorge, nicht die Angst, sondern das Leben“. Das muss man Laschet lassen, er kann fast genauso gut wie Steinmeier reden, ohne etwas zu sagen. Anders als Steinmeier hat er allerdings nicht die Ausrede, dass er keinerlei Entscheidungskompetenzen hat. Deswegen fordert er dann doch einen Fahrplan für den Ausstieg aus den Begrenzungen des öffentlichen Lebens, gibt aber – wie sonst auch immer – nur Willensbekundungen von sich. Das sieht dann so aus:

„Die Bereitschaft zum Verzicht braucht auch eine Aussicht auf Normalisierung. Wir benötigen einen Fahrplan, der uns den Weg in eine verantwortungsvolle Normalität zeigt.“ So fordert man dann einen Ausstieg, ohne konkret werden zu müssen, indem man die Verantwortung für solche Entscheidungen weitergibt an alle anderen: „In dieser schwierigen Lage versuchen Regierung und Opposition, Bund und Land, so viel wie möglich gemeinsam zu entscheiden.“.

Ob Laschet – in Neu-Einfach-Deutsch – „Kanzler kann”, das weiß nur er, aber Bundespräsident, das kann er schon.


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