Tichys Einblick
Die Fallzahlen im Vergleich

Corona-Update zum 11. April: Big Business mit Corona

China sperrt wieder eine Stadt ab und behauptet die neuen Infektionen kämen aus dem Ausland. Das Bundesverfassungsgericht bestätigt das Gottesdienstverbot. Ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 verspricht nicht nur Immunität, sondern auch gigantische Gewinne.

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Die Bundesländer melden mittlerweile 117.807 Corona-Fälle. Allerdings hatte Bremen bis um 20:00 am 10. April, keine aktuellen Fallzahlen veröffentlicht, deswegen werden für den Stadtstaat die Zahlen vom Vortag wieder verwendet. Die Johns Hopkins Universität meldet 120.157 Fälle, davon 52.407 geheilte und 65.062 aktive (Stand: 22:00, 10. April). Die Länder melden, dass 2.538 Corona-Infizierte verstorben sind – dabei wird allerdings nicht zwischen „mit“ Corona Verstorbenen und „an“ Corona Verstorbenen unterschieden.

Im Ländervergleich führt mit 235,9 Fällen pro hunderttausend Einwohner Bayern die Statistik weiterhin an. Baden-Württemberg liegt mit 212 Fällen/HT noch an zweiter Stelle, dicht gefolgt vom Saarland mit 209,1 Fällen/HT. Im deutschlandweiten Durchschnitt sind 141,9 Menschen/HT als infiziert gemeldet. Das plötzliche Abflachen der Saarländer Kurve liegt möglicherweise an den Osterfeiertagen und nicht daran, dass dort tatsächlich weniger Menschen sich mit dem Corona-Virus infizieren.

Folgephänomene

China erklärte die Quarantäne der Provinz Hubei und kurze Zeit später die der Stadt Wuhan erst vor kurzem öffentlichkeitswirksam für beendet. Doch nun wird die Stadt Suifenhe, an der Grenze zu Russland und rund 150 Kilometer nördlich von Wladiwostok, laut einem BBC Bericht unter Quarantäne gestellt. Es wird auch ein Notfallkrankenhaus mit 600 Betten errichtet. Suifenhe hat circa 150.000 Einwohner. Die Infektion soll dort von Rückkehrern einer Russlandreise eingeschleppt worden sein, die über den wichtigen Grenzübergang in Suifenhe wieder nach China einreisten. Die Volksrepublik China behauptet, es würde nur zu vereinzelten Neuinfektionen mit Corona kommen, die meisten neuen Infizierten seien aus dem Ausland eingereist. Diese Darstellung ist allerdings höchst fragwürdig.

Das Bundesverfassungsbericht bestätigte gestern das verhängte Gottesdienstverbot als rechtens. Das Gericht argumentiert, dass der Schutz vor Gefahren von Leib und Leben Vorrang hat gegenüber dem Recht auf freie Religionsausübung. Allerdings war für die Entscheidung zur Verhältnismäßigkeit auch entscheidend, dass das Verbot von Gottesdiensten zeitlich begrenzt ist und nur bis zum 19. April gilt. Bei einer Verlängerung der Verordnung müsse „eine strenge Prüfung der Verhältnismäßigkeit erfolgen“.

Hintergründe: Big Business mit Corona

Weltweit forschen medizinische Einrichtungen an einem Impfstoff gegen das Corona-Virus. Auch an Geld für diese Forschung mangelt es nicht. Die Europäische Union stellt zum Beispiel 90 Millionen Euro für die Erforschung eines Impfstoffes bereit und weitere 10 Millionen Euro für Forschungen zum Testen, Behandeln und Versorgen von Corona-Infizierten. Die Bundesregierung hat 145 Millionen Euro zusätzlich an die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) überwiesen; das kommt zu den 90 Millionen Euro hinzu, mit denen die Bundesregierung die Organisation schon vorher unterstützte. Die CEPI ist eine Organisation von verschiedenen Regierungen, der WHO, der Europäischen Kommission, der Pharma-Industrie und privaten Spendern. Ihr Ziel ist es, die Erforschung von Impfstoffen und die Internationale Reaktion auf Epidemien aller Art zu unterstützen und weltweit zu koordinieren.

Mit Geldern der CEPI wird zum Beispiel das deutsche Biotech Unternehmen CureVac unterstützt, das wegen der Falschmeldung, die USA würden versuchen ihre Forschung exklusiv aufzukaufen, in die Medien kam.

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Doch das Forschen an Impfstoffen ist nicht nur eine Spielwiese für Philanthropen, sondern verspricht auch enorme Profite. Denn ein potenzieller Impfstoff ist Milliarden wert. Wer den Impfstoff zuerst entwickelt, darf darauf hoffen, einen unglaublichen Profit zu machen, bietet er doch ein Produkt, das in der ganzen Welt nachgefragt sein wird. Als Rechenbeispiel: Nimmt man an, ein Pharmaunternehmen verdient an dem hypothetischen Impfstoff eine Marge von 10 Euro – was in Anbetracht der wirtschaftlichen Risiken von Arzneimittelforschung wohl keine unverschämte Summe ist, und verkauft davon genug Impfstoff, um 30% der Bevölkerung der OECD-Staaten zu impfen: Diese Firma würde also an 30% von 1,2 Milliarden Menschen 10 Euro verdienen. Das machte einen Gewinn von 3,6 Milliarden Euro.

Diese Rechnung macht ein weltweit tätiges Beratungsunternehmen auf; sie liegt TE vor. Die Zahl von 30% ist sogar eher niedrig angesetzt: In einer Bevölkerung müssen 60-70% der Menschen immun gegen eine Krankheit sein, damit eine Herdenimmunität einsetzt. Und Weltweit ist der Markt sogar noch größer: es leben 7,7 Milliarden Menschen auf der Welt. Die erste Firma, die einen Impfstoff entwickelt, wird davon das größte Stück abbekommen und den höchsten Marktanteil in den OECD-Staaten haben, die den höchsten Wohlstand haben und damit die besten Margen für einen Impfstoff bezahlen können. Das größte Problem dürfte dabei sein, nach der Entwicklung eines Impfstoffes dann die Produktionskapazitäten dafür bereit zu stellen. Es müssten ganze Fabriken ganz neu aus dem Boden gestampft werden.

Doch hier springt die Bill & Melinda Gates Foundation, gegründet vom Ehepaar Gates (Microsoft), ein: sie will die sieben Impfstoff-Projekte ausfindig machen, die die höchste Wahrscheinlichkeit des Erfolgs haben, und für diese Projekte schon Fabriken bauen, bevor der Impfstoff überhaupt einsetzbar ist. Das könnte Milliarden kosten, doch die Hoffnung ist, dass selbst wenn nur zwei der Impfstoffe dann tatsächlich zum Einsatz kommen, die Produktion schon in den Startlöchern steht wenn der Impfstoff fertig entwickelt ist. Bill Gates sagt dazu: „Aber ein paar Milliarden, in der Situation in der wir uns gerade befinden in der Billionen Dollar […] wirtschaftlich verloren gehen, das ist es wert“. Ob die gemeinnützige Gates Foundation für die Benutzung dieser Fabriken dann Konzessionen von den Pharmakonzernen verlangt, wie zum Beispiel eine reduzierte Gewinn-Marge, ist noch nicht bekannt.

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