„Ältestes Gewerbe der Welt“. Zugegeben. Die Formulierung ist ein wenig abgegriffen und klingt verniedlichend. Doch der Begriff offenbart viel über die Prostitution: nicht nur über ihr Alter, auch über ihre Zählebigkeit und über ihre Selbstverständlichkeit. Gegeben hat es sie immer, obwohl sie meist verboten war: im Kommunismus, in christlichen Militär-Diktaturen oder islamischen Gottesstaaten. Welche Regierung, welche Gesellschaft, was auch immer versuchen wird: Die Prostitution wird es trotzdem geben.
Viele Prostituierte dürften in die Illegalität abgewandert sein: „Aufgrund der Corona-Pandemie waren die Ausübung der Prostitutionstätigkeit und der Betrieb eines Prostitutionsgewerbes in den Jahren 2020 und 2021 teilweise erschwert oder untersagt“, teilt das Statistische Bundesamt mit. Auch habe die Pandemie den Frauen die Anmeldung erschwert. Die Zahl der Betriebe ist mit 2.290 indes stabil geblieben in der Zeit. Bordelle und Co beschäftigen ohnehin den weitaus größten Teil der Prostituierten, die sich öffentlich anmelden. Nur 7 Prozent der Angemeldeten arbeiten laut Statistischem Bundesamt auf dem Straßenstrich oder bei Veranstaltungen.
In den Städten blühten die Geschäfte in Bordellwohnungen, berichtet ein Mann, der zur Frankfurter Türsteher-Szene gehört. Die Wohnungen würden eigens für die Prostitution angemietet und nach nur wenigen Wochen oder Monaten wieder aufgegeben. Die Nähe zu Tschechien sorge dafür, dass vor allem in den angrenzenden Bundesländern Bayern und Sachsen das Problem weit verbreitet sei – das betreffe aber auch das Rhein-Main-Gebiet. Die Prostituierten hätten keine Wahl. Zum einen würden sie von ihren Hintermännern unter Druck gesetzt. Zum anderen fehlten ihnen die Einnahmen. Die Sozialversicherung greift bei ihnen nicht. Sich nicht anmelden zu können, erschwere ihre Lage aber enorm. Im ohnehin harten Umfeld der Prostitution sei es für sie noch schwerer geworden, sich Hilfe zu suchen.