Das Bild schien eindeutig: Mit deutlich erhobenem rechten Arm stand ein 33-jähriger Mann während einer Demonstration stramm. Dieser »Hitlergruß« ging um die Welt und sollte symbolisieren, welch ganz und gar rechtsradikaler Hort Chemnitz doch sei. In Verbindung mit dem Vorwurf von Hetzjagden auf Migranten war rasch der Ruf der alten sächsischen Industriestadt als Inbegriff des rechten Bösen besiegelt. Sogar Bundeskanzlerin Merkel und ihr Pressesprecher Seibert sprachen von rechten Hetzjagden.
Doch die gab es nicht, sie waren frei erfunden. Darauf wies seinerzeit bereits die Freie Presse hin. Fruchtlos. »Antifa«-Gruppen hatten sie mit einem geklauten Kurzvideo angeblich bewiesen. Medien übernahmen diese Version ungeprüft. Die Fälschung und wahre Herkunft des Videos deckte Tichys Einblick auf. Nun stellt sich amtlich heraus, dass der Hitlergruß-Posierer aus der linken Szene stammt.
Vor fast einem Jahr, am 27. August 2018, hatte »Pro Chemnitz« eine Demonstration organisiert. Anlass war jener brutale Messermord an dem Daniel H. am Abend eines Stadtfestes vor dem Chemnitzer »Nüschel«, dem Karl-Marx-Denkmal mitten in der Innenstadt. Beschuldigt wird der 23-jährige Asylbewerber Alaa S., während ein Mittäter sich in den Irak abgesetzt haben soll.
Jetzt, fast ein Jahr später, wurde vor dem Amtsgericht Chemnitz der Fall wegen Zeigens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verhandelt. Die Amsrichterin kennt laut Freie Presse den verwahrlosten 33-jährigen Mann in blauem Kapuzenpulli: »Mir war sofort klar, dass da wohl wieder Alkohol im Spiel war.« Schon häufiger stand er wegen Diebstählen, Körperverletzung und Drogendelikten vor Gericht. An jenem Augustabend hatte er mit über zwei Promille wieder viel Alkohol im Blut.
Auf Bildern des Mannes war seinerzeit bereits ein tätowiertes RAF-Symbol an einer Hand gut zu erkennen. Auf seinem Körper hat er sich zudem ein Antifa-Tattoo einstechen lassen, wie jetzt sogar ein Gutachter vor Gericht bestätigte. Der Mann bekannte sich eher zur linken Szene.
Das verhältnismäßig milde Urteil: Sieben Monate Haft und 100 Stunden gemeinnützige Arbeit auf Bewährung. Der Mann will eine Entziehungskur machen.
Ende einer Propagandafahrt.
— norbert h. essing (@essing_h) August 13, 2019