Ganz so leise, wie die CDU in Hessen hoffte, geht der neue Lehrplan zur sexuellen Umerziehung doch nicht über die Bühne: Eine „Demo für alle“ protestiert am Sonntag in Wiesbaden dagegen – mit bischöflichem Segen.
Katholiken gegen die CDU
Der Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen unterstützt die Demonstranten. Ein „Schock“ sei es für ihn gewesen, dass das Kultusministerium den Lehrplan in Kraft gesetzt habe. Die Demonstrationsteilnehmer zeigten, „dass sie ihre Verantwortung als katholische Christen wahrnehmen und sich dafür einsetzen, dass unserer Gesellschaft christlich geprägt bleibt“. Deshalb wolle er den Demonstranten danken und ihnen seinen Segen erteilen, lässt er erklären.
Das Bischofswort bringt die CDU in arge Verlegenheit.
Dahinter steckt ein neuer Lehrplan zur Sexualerziehung, der gegen das Votum des Elternbeirats in Hessen in Kraft getreten ist. In der FAZ warnte Professorin Karla Etschenberg davor, Schüler im Sinne „sexueller Vielfalt“ zu indoktrinieren. Der Landeselternbeirat hat den Plan mehrheitlich abgelehnt. Er stört sich daran, dass darin einseitig Forderungen der Verbände von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intersexuellen Menschen (LBTS) verwirklicht werden. Wir haben darüber ausführlich berichtet.
Bislang gab es gegen diese Pläne kaum Widerstand wie in Baden-Württemberg, wo ebenfalls unter grüner Regie entsprechende Pläne durchpeitscht werden sollten und dann angesichts immer neuer Demonstrationen doch teilweise zurückgesteckt werden mussten.
Im grün-schwarzen Baden-Württemberg hat man Erfahrung damit, seit die Transsexualisierung zum grün betriebenen Lehrinhalt wurde. Über seltene oder ausgefallene Sexualpraktiken wird seither nicht nur informiert oder über die gegebenenfalls vorhandenen Risiken gesprochen. Neuerdings sollen externe Botschafter aus der LSBT-Szene mit Hilfe realer Sexspielzeuge einen „handlungsorientierten“ Unterricht initiieren. Kinder sollen beispielsweise Homosexualität einüben, um ihnen so die Scheu zu nehmen und die eigene Rolle zu prüfen – schließlich ist Sexualität ja in der Gender-Lehre nicht vorgegeben, sondern nur ein „Konstrukt“, eine Übungssache. Und jetzt wird geübt.
Ein schwarz-grüner Koalitionsvertrag wird exekutiert
In Baden-Württemberg protestierten monatelang aufgebrachte Eltern gegen die Sexualiasierungs-Unterweisungen, mit denen ihre Kinder traktiert werden sollen – mit mäßigem Erfolg. Aber einige zu brutale Methoden korrigierte Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der im Landtagswahlkampf angesichts der grünen Kern-Themen um seinen Ruf als honoriger Ehrenmann fürchten mußte.
In Hessen ist es Bouffier dagegen gelungen, das Thema weitgehend aus der Öffentlichkeit heraus zu halten. Jetzt sollen auch in Hessen Kinder sexuell umerzogen werden. Ministerpräsident Volker Bouffier hat ein Meisterstück vollbracht: Die CDU entkernt, grüne Politik exekutiert, sich selbst für das Amt des Bundespräsidenten empfohlen. Der Koalitionsvertrag wird erfüllt – die Grünen erhalten den schwarzen Segen für ihre Schul-Reformen, die CDU die Zustimmung zum Ausbau des Frankfurter Flughafens, wogegen die Grünen seit Jahren kämpften. Also ein sagenhaftes Tauschgeschäft – wenn da nicht diese Demonstranten wären.
Die Ausgrenzungskarte sticht – und die Antifa marschiert
Jetzt zieht sein Partei-Generalsekretär Manfred Pentz die Ausgrenzungskarte. Über den Verteiler der CDU behauptet er, an dieser Demonstration würden auch „Vertreter der ‚Alternative für Deutschland‘ (AfD), der ‚Allianz für Fortschritt und Aufbruch‘ (Alfa) sowie laut Medienberichten der NPD Hessen teilnehmen, um gegen die Überarbeitung des Lehrplans für Sexualerziehung zu demonstrieren. Ob, beziehungsweise in welcher Größenordnung Mitglieder unserer Partei an der Demonstration teilnehmen werden, kann ich nicht einschätzen. Um sich jedoch ganz deutlich von den genannten, rechten Parteien abzugrenzen, möchte ich Sie dazu auffordern, sich klar von der ‚Demo für Alle‘ zu distanzieren.“
Zur Sache – kein Wort. Die CDU Mitglieder sollen nur brav zu Hause bleiben, weil doch die Bösen unterwegs sind – wenn auch unter bischöflichem Segen.
Zwar protestierten die Veranstalter umgehend bei Pentz, denn tatsächlich hat sich die „Demonstration für Alle“ gegen eine Instrumentalisierung von Rechts abgegrenzt:
„Parteien und Gruppierungen wie die NPD, ‚Dritter Weg‘ und andere Rechtsextreme sind auf unser Demo NICHT willkommen! Wir fordern diese Gruppierungen auf, Aufrufe aus ihren Reihen zur Beteiligung an der DEMO FÜR ALLE am 30. Okt. in Wiesbaden zu unterlassen und unserer Demonstration fernzubleiben!“, heißt es beispielsweise auf der Facebook-Seite der Initiativen.
Besser wird die Sache für die CDU damit nicht. Denn es gibt auch eine Gegen-Demo unter der Überschrift „Ihr seid nicht alle“. Zu deren Unterstützung gehören die Grünen, die SPD, evangelische Jugend, Aids-Hilfe, Landesfrauenrat sowie die Lesben und Schwulen in der Union und jede Menge linker Gruppen. Die FDP im Wiesbadener Landtag hält sich fern. Die Demonstration wird vom Verein „Warmes Wiesbaden“ koordiniert.
Auch Die Antifa Frankfurt mobilisiert dagegen: „Demo für alle? Läuft nicht!“ Auch linksradikale Gruppen rufen zu Protesten auf. Ihr Ziel sei es, „möglichst nah an den Kundgebungsort zu gelangen und die ,Demo für Alle‘ durch Sitz- und Stehblockaden zu verhindern“, heißt es in ihrem Aufruf. Er ist von zwei Dutzend Initiativen unterzeichnet, darunter Antifa-Gruppen, No Border, No Fragida und die Partei Ökolinx.
Es ist schon bemerkenswert, dass die CDU sich von einer Demonstration distanziert, die von kirchlichen Kreisen getragen wird und stattdessen dabei ist, den Schulterschluss zu linken Gruppen bis hin zur gewaltbereiten Antifa zu suchen: Immerhin steuert die Landesregierung auch ein Grußwort bei – natürlich bei den linken Gruppen.
Nachtrag: Bayern hat mittlerweile ähnliche Pläne auf unbestimmte Zeit verschoben.
In Bayern ist die Lage etwas anders: nachdem ähnliche Richtlinien wie in Hessen umgesetzt werden sollte hat kurzfristig das Bayerische Kultusministerium diese Pläne getippt. Hier die Klage der Fraktion der Grünen dagegen. http://www.gruene-fraktion-bayern.de/themen/sexualkunderichtlinien-schulen-auf-unbestimmte-zeit-verschoben