Tichys Einblick
Bundestrojaner

SPD und CDU einig: Der Staat soll Chatnachrichten mitlesen dürfen

Jetzt geht es ganz schnell: Am Donnerstag sollen weitere Eingriffsmöglichkeiten in die Privatsphäre im Internet verabschiedet werden – auch gegen Personen, die keine Straftaten begangen haben. Dafür sollen Sicherheitslücken bewusst offen gehalten werden und der Staat die Lizenz zum Hacken bekommen.

IMAGO / Science Photo Library

Kurz vor der Sommerpause versucht die Bundesregierung nocheinmal massiv in die Freiheitsrechte der Bürger einzugreifen – im Hauruck-Verfahren, ähnlich wie zum Ende der letzten Legislaturperiode. Am Donnerstag soll im Bundestag nicht nur die Verlängerung des epidemischen Notstands beschlossen werden, sondern auch die Erweiterung des sogenannten Staatstrojaners.

Nach etlichen Monaten Koalitionsstreit sind die Regierungsfraktionen sich nun einig  über ein neues Bundespolizeigesetz und eine Verfassungsschutz-Novelle. Damit wird der Einsatzmöglichkeit von Staatstrojanern nicht nur auf alle Geheimdienste erweitert – er darf zukünftig auch präventiv eingesetzt werden, also gegen Personen, die noch nichts verbrochen haben.

Staatstrojaner
Union und SPD offenbar einig: Geheimdienste sollen Chatnachrichten mitlesen dürfen
Dabei ist diese Form der Quellen-Telekommunikationsüberwachung eigentlich laut Verfassungsgericht auf die Überwachung laufender Kommunikation beschränkt – alte, gespeicherte Daten dürfen hier nicht erfasst werden. Allerdings ist es bereits Praxis, auch gespeicherte, ältere Kommunikationsdaten zu erheben, das wird nach der neuen Verfassungsschutz-Novelle aller Voraussicht nach ebenfalls der Fall sein. Das heißt bei der Ausweitung des Staatstrojaners auf alle Geheimdienste geht es eigentlich nicht nur um eine Überwachung, es geht bereits um eine Form der digitalen Durchsuchung.

Der Staat erhält damit weitaus umfangreicher als bisher die Möglichkeit, sich mittels Schadsoftware oder evtl. sogar heimlichem Eindringen in die Wohnung, Zugriff auf private Kommunikation zu verschaffen. Sicherheitslücken von Kommunikationsprogrammen sollen nicht geschlossen werden, die Internetunternehmen sogar zur Mithilfe bei der Installation von Schadsoftware gezwungen werden.

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SPD-Chefin Saskia Esken hatte zwar oft verkündet, sie sei dagegen, das werde nicht kommen. Jetzt wird die SPD aber im Bundestag dafür stimmen. Dazu erklärte sie auf Twitter: „Ich halte die Entscheidung für den Einsatz von #Staatstrojaner‘n auch weiterhin für falsch, insbesondere in den Händen von Geheimdiensten. Diese Form der Überwachung ist ein fundamentaler Eingriff in unsere Freiheitsrechte und dazu ein Sicherheitsrisiko für unsere Wirtschaft.  […] Die @spdbt hat sich mehrheitlich für diesen Weg entschieden und ich respektiere diese Mehrheit.“
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