Tichys Einblick
Vorgewarnt, nichts unternommen

Das Versagen der Bundesregierung im Kampf gegen die Fluten

Die Bundesregierung wurde mehrere Tage vor den Fluten gewarnt - doch die Menschen in den betreffenden Gebieten wurden nicht evakuiert und auch nicht entsprechend gewarnt. Wieviele Tote hätten verhindert werden können?

IMAGO / Political-Moments

Aus Großbritannien kommen neue schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung und den deutschen Katastrophenschutz. War das Ausmaß des Hochwassers vorhersehbar? Hätten zahlreiche Tote verhindert werden können?

Das sagte zumindest die britische Forscherin Hannah Cloke gegenüber der Sunday Times. Die Professorin für Hydrologie an der Universität Reading sprach von einem „monumentalen Systemversagen“. Denn: Das Hochwasser-Warnsystem Efas, das Cloke mitentwickelt hat, hatte schon am 10. Juli, also vier Tage vor den verheerenden Überschwemmungen, Alarm geschlagen und präzise mitgeteilt, in welchen Regionen das Hochwasser am gefährlichsten werden sollte, die Daten wurden der Bundesregierung übermittelt. Und die unternahm – erstmal nichts.

Die deutsche Bundesregierung habe damit eine klare Mitverantwortung an der Katastrophe, so Cloke. „Als ich [am Donnerstag] Morgen aufwachte und sah, wie viele Menschen gestorben waren, dachte ich nur: Das hättet ihr besser machen können.“ Und: „Die Leute hätten Warnungen erhalten müssen.“ Dass Menschen nicht evakuiert wurden, zeige, was schief gelaufen ist.

Der Deutsche Wetterdienst, der die „Efas“ Daten erhielt, weist die Verantwortung von sich: Man habe vor den Wassermassen an den meisten Orten gewarnt. Die Medien hätten die Unwetterwarnungen wiederum aber nur zaghaft weitergegeben, heißt es aus dem DWD.

Es sind ungeheuerliche Vorwürfe: Obwohl die Katastrophe schon Tage vorher abzusehen war, wird den Betroffenen das erst klar, wenn es schon zu spät ist. Zahlreiche Menschen hätten so wohl gerettet werden können, hätte man sie frühzeitig entsprechend der Datenlage gewarnt. Staatsversagen erster Güteklasse.

Bei Merkels Besuch am Sonntag am Ort der Katastrophe erklärte sie derweil, die Lage habe mit der globalen Erwärmung „zu tun“ und forderte, man müsste „schneller werden“ im Kampf gegen den Klimawandel.

Die Zahl der Todesopfer nach den Unwettern beläuft sich inzwischen auf über 150.

Aber die Bundesregierung wurde nicht nur aktuell gewarnt. Sie sitzt seit 2012 auf  ihrem eigenen »Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz«, ohne aus diesem je Konsequenzen gezogen zu haben. In dieser Risikoanalyse geht es pikanterweise sowohl um die nötige Vorsorge zum Hochwasserschutz wie um die Vorbereitung auf eine »Pandemie durch Virus „Modi-SARS“«.

Der Bundesregierung hatten also tüchtige Beamte und tatsächliche Experten rechtzeitig geliefert, was die politische Führung in grob fahrlässiger Weise zu den Akten gelegt und damit ignoriert hat. Die Risikoanlayse wurde in der Amtszeit von Angela Merkel als Bundeskanzler erarbeitet, dem Bundestag vorgelegt und von allen Merkel-Kabinetten nicht Wert befunden, in verantwortungsvolles Handeln umgesetzt zu werden. Es ging ja nur um Deutschland, nicht die Welt.

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