Tichys Einblick
Er wollte über Rassismus sprechen

Britischer Lehrer zeigt Mohammed-Karikatur – suspendiert und unter Polizeischutz

Ein britischer Lehrer zeigte eine Mohammed-Karikatur - um gegen Rassismus zu protestieren. Doch die islamische Gemeinde geht auf die Barrikaden. Der Lehrer und seine Freundin müssen unter Polizeischutz gestellt werden, dann distanziert sich die Schulleitung. Von Manuel Freund.

IMAGO / ZUMA Wire

Es ist erst ein halbes Jahr her, da verlor der französische Lehrer und Familienvater Samuel Paty sein Leben, weil ein 18-jähriger muslimischer Schüler sich vom Zeigen von islamkritischen Mohammed-Karikaturen der Satirezeitschrift Charlie Hebdo (im Zusammenhang mit dem Unterrichtsthema „Meinungsfreiheit“) provoziert fühlte. Damals fand man medial kein Verständnis für die grausame Tat.

Nun wagte kürzlich ein britischer Lehrer von der Batley Grammar School, ebenfalls in seinem Unterricht zu Anschauungszwecken eine Charlie Hebdo-Karikatur zu zeigen. Charlie Hebdo ist eine französische Satirezeitschrift, die dafür bekannt ist, auf sehr extreme und vulgäre Weise über Politik, Religion und sonstige tagesaktuelle Themen herzuziehen. Mit ihrer ungehemmten Art stießen die Karikaturen vor allem bei Moslems auf viel Kritik. Auch der Lehrer wünscht sich im Nachhinein vermutlich, er hätte die Karikaturen nie gezeigt. Mehrere muslimische Eltern von Kindern an der Schule bekamen dies nämlich mit und fingen an, sich heftigst bei der Schule zu beschweren.

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Tichys Einblick 04-2021: Wie im Irrenhaus - Politik gegen den gesunden Menschenverstand
Nur wenige Tage später versammelte sich ein wütender Mob vor der Schule, um gegen angebliche „Islamophobie“ zu demonstrieren. Nicht nur die Eltern der muslimischen Kinder an der Schule, auch andere Mitglieder der lokalen islamischen Gemeinde und sogar Moslems aus anderen Städten kamen vorbei, um Parolen zu brüllen, religiöse Lieder zu singen und Reden zu halten. Das Verhalten des Lehrers sei „sadistisch“ und „islamophob“. Die Bilder seien „so verletzend für uns“. Die Demonstranten sollen dabei mehrfach aggressiv die Polizisten angeschrien und Eingänge zur Schule blockiert haben. Im Großen und Ganzen wirkte die Demo auf Aufnahmen mehr wie eine religiöse Offenbarung direkt vor einer Schule. Denn bei der Demo wurde nicht nur islamophobes Verhalten kritisiert. Man forderte Eltern auf, den Unterrichtsstoff auf Dinge wie „Sex Education“ zu untersuchen. Ja, genau, ein Teil der islamischen Community in Großbritannien ist grundsätzlich gegen Sexualaufklärung.

Das britische Bildungsministerium kritisierte die Art der Proteste im Bezug auf Corona und leitete unabhängige Untersuchungen ein. Neben den Einschüchterungen auf der Demo erhielt der Lehrer auch persönlich Drohungen – teilweise sogar Morddrohungen. Der Name des Lehrers wurde medial so sehr verbreitet, dass er und seine Freundin an einen unbekannten Ort gebracht werden mussten, da ernsthafte Gefahr besteht, dass ihm das gleiche wie Samuel Paty passiert.

Mehrere Schüler der Bartley Grammar School stellten am Freitag klar, dass der Lehrer kein bisschen islamophob sei. Die Karikaturen zeigte er nur, um den „Schülern etwas über Rassismus und Blasphemie zu erzählen“. Der Chaos war da allerdings bereits zu groß. Der Lehrer wollte also eigentlich gegen Rassismus vorgehen und wird nun als Rassist diffamiert – wie bezeichnend für die heutige Zeit.

Der Lehrer wurde leider – trotz aufrichtiger Bitte um Entschuldigung – suspendiert. Die Schulleitung beugt sich dem Zorn und verurteilt „den Einsatz des völlig unangemessenen Materials“. Rund ein Drittel der Schüler auf der Schule sind muslimisch. Damit wird gezeigt, dass eine Minderheit nur laut genug schreien muss, um ihren Willen zu bekommen, selbst wenn der Wille eine Einschränkung der Meinungsfreiheit ist.

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Warum ist es eigentlich immer diese eine Minderheit, die Skandale auslösen, weil sie ein Problem mit Charlie Hebdo haben? Die Satirezeitschrift macht genau so vulgäre und obszöne Witze über Jesus, Gott, Merkel, Trump und die Queen und nie hört man bei diesen Themen: Och, da ist Charlie Hebdo aber mal wieder zu weit gegangen. Und sich ein Bild von Gott zu machen ist im Christentum genau so verboten wie ein Abbild von Allah im Islam.

Ich bin zufällig Katholik und ehemaliger Chorknabe. Ich habe schon so oft irgendwelche Witze über intime Dinge gehört, die katholische Priester angeblich mit Chorknaben in irgendwelchen Hinterzimmern machen würden und ich lache darüber (wenn der Witz gut ist). Und anscheinend stört es andere Katholiken und Eltern von Chorknaben auch nicht, denn vor meiner Schule stand noch nie ein wütender Mob, nachdem wir in der Schule kritisch über Religion gesprochen haben. Langsam verstehe ich auch, warum Linke und der politische Islam in Europa immer häufiger auf einer Seite stehen, beide lieben es, sich wie beleidigte Leber- bzw. Sucuk-Würste aufzuführen.

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