Tichys Einblick
Während für Wiederaufbaubank geworben wird

Blackrock-Mitarbeiter zu Undercover-Reporterin: „Krieg in der Ukraine ist gut fürs Geschäft“

Undercover-Journalisten brachten einen Mitarbeiter des Investmentriesen Blackrock zu verfänglichen Aussagen über das Geschäft mit dem Krieg und die Käuflichkeit der Politik. Währenddessen wirbt Blackrock gemeinsam mit JP Morgan für eine Wiederaufbaubank in der Ukraine. Bei einem Volumen von 411 Milliarden Dollar herrscht „Goldgräberstimmung“.

Screenprint: James O’Keefe via Twitter

James O’Keefe, der Gründer der Investigativplattform Project Veritas, setzt auch mit seiner neuen Plattform O’Keefe Media Group (OMG) die Arbeit an Enthüllungen großer Konzerne und Lobbys fort. In einem am 20. Juni veröffentlichten neuen Video spricht ein Recruiter von Blackrock unverblümt mit einer Undercover-Reporterin und vermittelt einen schockierenden Einblick in die Methoden des Investmentgiganten Blackrock.

Im typischen Stil von Project Veritas verabredete sich die Undercover-Journalistin mehrmals mit dem Recruiter Serge Varlay, der in seiner Position für die An- und Abwerbung von Personal potenzieller Konkurrenten zuständig ist. Während der Verabredungen, in denen der selbstbewusst und kalkulierend auftretende Varlay offensichtlich versuchte, seine Gesprächspartnerin zu beeindrucken, offenbarte er Einblicke in die dubiosen Geschäftsmethoden der weltgrößten Investmentgesellschaft.

“It’s not who the president is- it’s who’s controlling the wallet of the president”

“You got $10K? You can buy a senator"

“War is real f***ing good for business” #BlackRockExposedpic.twitter.com/DZIy1DuZKF

— James O'Keefe (@JamesOKeefeIII) June 20, 2023

„Es geht nicht darum, wer Präsident ist. Es geht darum, wer die Geldtasche des Präsidenten kontrolliert“, erklärte Varlay der Reporterin eindringlich. Auf die Nachfrage, wer diese Kontrolle ausübe, antwortete er: „Die Hedge Funds, Blackrock, die Banken. Diese Leute regieren die Welt.“ Varlay fuhr fort, die „Finanzierung“ von Wahlkampagnen zu erläutern.

„Offensichtlich haben wir ein System. Zunächst wären da die Senatoren. Die Typen sind verdammt billig. Hast du 10.000$? Dann kannst du dir einen Senator kaufen. Ich könnte dir auf der Stelle 500.000$ geben, ohne dass Fragen gestellt würden. Aber wirst du tun, was getan werden muss?“

„Ist das, was Blackrock tut?“, hakte die Reporterin nach, worauf Varlay antwortete: „Alle machen das. Es geht nicht darum, wer gewinnt, denn zu dem Zeitpunkt habe ich sie bereits in der Tasche.“ Nicht ohne Stolz sinnierte Varlay an anderer Stelle über die enormen Summen, die Blackrock verwaltet. „20 Billionen $ weltweit, es sind unvorstellbare Summen“, so Varlay. Tatsächlich übersteigen die von Blackrock verwalteten Vermögenswerte das BIP aller Nationen außer der USA und China.

„Krieg ist wirklich verdammt gut für das Geschäft. Ist es nicht aufregend, wenn Dinge schiefgehen?“

Auch zum Krieg in der Ukraine hatte Varlay eine ausgesprochen pragmatische und gewissenlose Meinung: „Die Ukraine ist gut für das Geschäft. Das weißt du, oder? Als Nation möchten wir nicht, dass der Konflikt endet. Je länger der Krieg anhält, desto schwächer wird Russland. Hier ein Beispiel: Russland zerstört die ukrainischen Getreidesilos. Der Weizenpreis wird wie verrückt ansteigen.“

Das Ende von PV?
„Project Veritas“ trennt sich von Gründer James O'Keefe
„Was tust du also als Händler? In dem Moment, in dem die Nachricht erscheint, innerhalb einer Millisekunde, pumpst du dein Handelsvolumen in die Aktien von Getreidelieferanten. Innerhalb von 1-2 Stunden steigen die Aktien rapide an und du verkaufst wieder und hast dabei … ich weiß nicht wie viele Millionen verdient.“

Die Reporterin fragte Varlay auch, warum ein Nachrichtenunternehmen eine Seite des Krieges unterstützen sollte. „Weil es auch gut für das Geschäft ist“, antwortete Varlay. „Ich meine, was sind Nachrichten? Wovon leben Nachrichten? Sie leben von Tragödien, sie leben von missratenen Ereignissen. Das ist es, was Menschen gerne sehen. Wenn das passiert, ist es ein gutes Geschäft. Mehr Zuseher. Wenn nichts passiert, wer schaut dann noch die Nachrichten? Ich schaue keine Nachrichten. […] Es ist Propaganda.“

„Die ukrainische Wirtschaft ist stark an den globalen Getreidemarkt gekoppelt“, erklärte Varlay. „Brotpreise, wirklich alles geht dann auf und ab. Wenn du handelst, ist das fantastisch. Volatilität erzeugt Möglichkeiten für Profit. Krieg ist wirklich verdammt gut für das Geschäft. Ist es nicht aufregend, wenn Dinge schiefgehen?“

Unermessliche Reichtümer und Dominanz

Hinsichtlich seiner Funktion als Recruiter bezeichnete ihn die Reporterin als „Gatekeeper“, also als „Torwächter“, der bestimmt, wer welche Einsichten erhält und wer nicht. „Ja, das bin ich. Ich entscheide über die Schicksale von Menschen. Tag für Tag entscheide ich im wahrsten Sinne des Wortes, welche Wendung das Leben bestimmter Personen nimmt. […] Die ganze Sache mit der Dominanz ist, von einem konzeptionellen Standpunkt gesehen, unglaublich interessant.“

Um diese Dominanz auszuüben, bedarf es scheinbar grenzenloser finanzieller Mittel. „Du erwirbst Dinge. Du diversifizierst dein Portfolio, du erwirbst immer weiter. Alles, was du einnimmst, verwendest du, um mehr zu erwerben. Und ab einem gewissen Zeitpunkt ist dein Risiko sehr gering. Stell dir vor, du hast in 10 verschiedene Industrien investiert, von Essen über Getränke bis hin zu Technologie. Wenn eine davon scheitert, ist es egal, denn du hast 9 weitere, die dich tragen. Risiko-Management ist inhärent in allen Dingen. Und in der Finanzwelt geht es darum, dass du das Geld, das du machst, nicht rumsitzen lässt. Du verwendest es immer und immer wieder, was zu exponentiellem Wachstum führt. Wenn du von allen Dingen etwas besitzt, dann erzeugt dieses Etwas jährlich so viel Geld, dass du dann diesen riesigen Haufen Geld nehmen kannst und anfängst, Menschen zu kaufen.“

Project Veritas
Nächstes Video von Project Veritas bringt Pfizer weiter in Erklärungsnot
Der Blackrock-Recruiter bot seinem vermeintlichen Date allerdings auch Anlagetipps. Nicht nur sollte man das Gegenteil von dem tun, was öffentlich empfohlen wird, er teilte auch die dazugehörige Methodik. „Die Leute, die handeln und Geld verdienen, tun das in dem Moment, in dem entsprechende Informationen vorliegen. Diese Informationen werden üblicherweise aber auf vertraulicher Ebene besprochen, bevor die Nachricht den Mainstream erreicht. Wenn du klug investieren möchtest: Es gibt einen Tracker, der die Aktienanlagen aller Politiker verfolgt. Wenn wir denken, dass der Aktienkurs in den Keller geht, verkaufen wir vorsorglich, warten bis er abstürzt und kaufen uns danach wieder ein. Auf diese Weise verdienen, bzw. in dem Fall sparen wir, ich weiß nicht, ein paar Millionen.“

Während es Varlay in den Gesprächen nicht an Selbstbewusstsein zu mangeln schien, überraschte ihn das Interesse seines Dates an der Thematik: „Du bist wie ein Undercover-Reporter. Normale Menschen kümmern sich einen Sch**ß um diese Dinge, sie sind jenseits ihrer Vorstellungskraft.“

So sehr der Blackrock-Recruiter bemüht war, ein Gefühl zu vermitteln, dass Blackrock alles unter Kontrolle hätte und kein öffentliches Interesse an den Machenschaften des Investmentriesen bestünde, so gab er doch zu bedenken, dass Blackrock „nicht in den Nachrichten sein möchte“.

„Sie möchten nicht, dass die Menschen über sie reden. Sie möchten nirgendwo auf dem Radar aufscheinen. […] Ich vermute, weil es einfacher ist, Dinge zu tun, wenn die Menschen nicht darüber nachdenken.“ Dieser Wunsch dürfte allerdings nach dem Enthüllungsvideo von Varlay vorerst nicht in Erfüllung gehen.

Der Finanzgigant tritt aus dem Schatten

Das Skandalvideo von Varlay ist nicht der einzige Fall, mit dem Blackrock in letzter Zeit ins öffentliche Bewusstsein gelangte. Bereits am 11. Juni erschien ein Video von Blackrock-CEO Larry Fink bei einer Diskussionsveranstaltung, in dem er davon spricht, dass – in bester Mafia-Manier – Verhalten unter Androhung von Konsequenzen erzwungen werden soll: „Man muss Verhalten erzwingen. Wer Verhalten nicht erzwingt, ob nun bei Themen wie Gender, Rasse, oder irgendeiner Weise in der man sein Team zusammenstellen möchte, wird betroffen sein.“

Wer sich hierbei an die Drohungen von Ursula von der Leyen vor der letzten Italienwahl erinnert fühlt, dürfte nicht ganz falsch liegen, denn der Einflluss von Blackrock ist auch in der europäischen Politik deutlich spürbar. In Emmanuel Macron hat Blackrock einen der wichtigsten Fürsprecher innerhalb der EU und mit Friedrich Merz steht ein ehemaliger Chef-Lobbyist von Blackrock der CDU vor.

Wer aber denkt, dass Blackrock ein Abziehbild konservativen Wall-Street-Kapitalismus ist, täuscht sich, denn der Finanzriese unterhält mittlerweile beste Beziehungen in die Welt nachhaltiger Investitionen, ja er treibt die sogenannte „green governance“ eifrigst voran. Darauf verwies auch die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch, als sie im Bundestag Wirtschaftsminister Robert Habeck fragte, ob denn kein Interessenkonflikt vorliege, wenn die ehemalige Blackrock-Mitarbeiterin Elga Bartsch nun die Grundsatzabteilung im Wirtschaftsministerium leitet und dieses Ministerium Subventionen in Höhe von 10 Milliarden Euro an Intel (Blackrock hält das größte Aktienpaket des Chipherstellers) für dessen Werk in Magdeburg ausschüttet. Habecks Antwort? Nein, den Eindruck habe er nicht, da die Entscheidungen nicht über die Grundsatzabteilung gelaufen sind. Das musste als Antwort genügen. Na dann, liebe Steuerzahler, auf die Taschen!

Doch was sind schon 10 Milliarden Euro für einen Riesen wie Blackrock? Ein guter Montagmorgen. Weitaus größere Summen stehen zum Beispiel in der Ukraine im Raum. Bereits vor einigen Monaten wurde verkündet, dass der ukrainische Präsident Selenskyj in Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma McKinsey, Blackrock und der Investmentbank JP Morgan freie Hand gab, eine „Wiederaufbaubank“ zu errichten. Während der momentan laufenden Ukraine Recovery Conference in London sickern nun schwindelerregende Zahlen durch. Mindestens 411 Milliarden Dollar könnten dafür benötigt werden. Investoren sehen das aber weniger als Tragik, denn als Chance.

Schon im Januar verkündete Larry Fink, westliche Investoren würden die Ukraine „überschwemmen“ und würden somit das Land zu „einem Leuchtfeuer der Kraft des Kapitalismus für den Rest der Welt“ machen. Das Handelsblatt berichtet, in Washington herrsche „Goldgräberstimmung“, vor allem auch in der Rüstungsindustrie. Die Erwartung lautet, die Ukraine könnte nach dem Krieg „zum größten Rüstungs-Hub Europas werden“. Ganz nebenbei seien natürlich auch die ukrainischen Rohstoff-Reservoirs für Investoren „interessant“.

Larry Fink versprach Selenskyj im Januar: „Wenn ihr uns anheuert, werden wir keine neuen Oligarchen schaffen, sondern eine neue Ukraine.“ Eine Ukraine mit grünen Investitionen, Rüstungsindustrie und Investoren im Hintergrund, die im Falle des Zweifels auch schon mal das notwendige Verhalten erzwingen. Sollte der Krieg aber noch ein wenig länger dauern, ist es auch kein Problem. Dann verdient Blackrock in der Zwischenzeit einfach fröhlich daran weiter.

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