Wir haben das Abstimmungsverhalten der Fraktionen und einzelner Abgeordneter bei der Verabschiedung des „Bevölkerungsschutzgesetzes“ vom 18. November 2020 näher angeschaut.
(Die nachfolgenden Zahlen sind die offiziellen des Bundestages; die in der Presse berichteten Zahlen weichen geringfügig davon ab. Dass die Gesamtsumme hier 708 ergibt und damit nicht exakt der Zahl an 709 Sitzen entspricht, hat damit zu tun, dass eine CDU/CSU-Abgeordnete im Mutterschutz ist.)
Wie verteiltt sich das Abstimmungsverhalten auf die Fraktionen?
Fraktion | Zustimmung | Ablehnung | Enthaltung | Keine Stimmabgabe |
CDU/CSU | 215 | 8 | 5 | 18 |
SPD | 133 | 1 | 2 | 15 |
AfD | – | 83 | – | 6 |
FDP | – | 79 | – | 1 |
Linke | – | 58 | – | 11 |
Grüne | 65 | 1 | 1 | – |
Fraktionslose | – | 5 | – | 1 |
SUMME | 413 | 235 | 8 | 52 |
Was fällt auf?
1. Die Grünen sind implizit längst Teil der Regierungskoalition. Die grüne Fraktion hat noch geschlossener für das Gesetz gestimmt als die Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und SPD. Die Grünen waren also besonders fügsam, und zwar mit einem Anteil von 97 Prozent aktiven Pro-Stimmen ihrer Abgeordneten. Bei der CDU/CSU waren es immerhin „nur“ 87 und bei der SPD 88 Prozent aktiver Zustimmung. Bekanntermaßen wollten die Grünen sogar noch schärfere Regelungen. Weitere Schritte müssten folgen, heißt es dort. (Siehe hier)
2. Die Grünen haben zudem großen Einfluss im Bundesrat, der das Gesetz ja mit großer Mehrheit (49 von 69 Stimmen) passieren ließ. Dort sitzen die Grünen mit am Tisch, weil sie in 11 der 16 deutschen Länder in der jeweiligen Regierung sitzen. Allein von daher war nicht zu erwarten, dass sich der Bundesrat bei diesem Gesetz querlegt.
3. Die 8 Nein-Stimmen und 5 Enthaltungen in der CDU/CSU-Fraktion kommen überproportional von Abgeordneten aus den neuen Ländern: 7 mal Nein bzw. Enthaltung von 13 Nicht-Ja-Stimmen. Es sollen nachfolgend auch die Namen aller 16 Koalitionsabgeordneten aufgelistet werden, die sich dem Gesetz mit einem Nein oder wenigstens mit einer Enthaltung verweigerten.
Name | Abstimmungsverhalten | Fraktion | Bundesland |
Axel Fischer | Nein | CDU/CSU | BaWü |
Hans-Jürgen Irmer | Nein | CDU/CSU | Hessen |
Jens Koeppen | Nein | CDU/CSU | Brandenburg |
Andreas Lämmel | Nein | CDU/CSU | Sachsen |
Nikolaus Löbel | Nein | CDU/CSU | BaWü |
Andreas Mattfeldt | Nein | CDU/CSU | Niedersachsen |
Jana Schinke | Nein | CDU/CSU | Brandenburg |
Arnold Vaatz | Nein | CDU/CSU | Sachsen |
Manfred Behrens | Enthaltung | CDU/CSU | Sachsen-Anhalt |
Saskia Ludwig | Enthaltung | CDU/CSU | Brandenburg |
Sylvia Prantel | Enthaltung | CDU/CSU | NRW |
Dietling Tiemann | Enthaltung | CDU/CSU | Brandenburg |
Ingo Wellenreuther | Enthaltung | CDU/CSU | BaWü |
Marcus Held | Nein | SPD | RhPf |
Nezahat Baradari | Enthaltung | SPD | NRW |
Thomas Jurk | Enthaltung | SPD | Sachsen |
4. Nicht näher beleuchten können wir die Zahl der nicht abgegebenen Stimmen. In der Koalition sind es in der Summe 33. Die Gründe für eine Nicht-Stimmabgabe können unterschiedlich sein: Krankheit oder bewusste Nicht-Abstimmung.
5. Aufgefallen ist auch, dass es in der CSU-Landesgruppe keinen einzigen, auch keinen „halben“ Abweichler gab. Vier der 46 CSU-MdB haben keine Stimme abgegeben. Markus Söder hat seine Mannschaft offenbar bestens im Griff.