Tichys Einblick
So genannte „Thinktanks“ und „Experten"

Bertelsmann-Stiftung und Lauterbach wollten mehr als die Hälfte der Krankenhäuser schließen

Wenn die Vorstellungen der Bertelsmann Stiftung und des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach (Professor für Gesundheitsökonomie, Dr. med.!) Realität geworden wären, hätten wir vermutlich schon jetzt in Deutschland Zustände wie in Italien.

imago images / Christian Thiel

Was juckt mich mein Geschwätz von gestern! Wer „auf Teufel komm raus“ auf die Produktion von Schlagzeilen getrimmt ist, für den mag das zutreffen. Erinnert man sich an dieses Geschwätz wenige Monate später, dann stellt sich heraus, wie zynisch so manches PR-gestylte und egomane Gedankenspielchen ist.

Nun haben wir also „Corona“: Die Krankenhäuser müssen Operationen verschieben, und die Intensivstationen drohen aus den Nähten zu platzen. Gottlob haben wir in Deutschland (noch?) keine italienischen Verhältnisse, wo Ärzte entscheiden müssen, welche Patienten sie behandeln und welche sie sterben lassen.

Aber wir hätten diese Verhältnisse, wenn die Vorstellungen der Bertelsmann Stiftung und des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach (Professor für Gesundheitsökonomie, Dr. med.!) Realität geworden wären. Beide inszenierten sich im Frühsommer 2019 medienwirksam mit der Forderung: Mindestens die Hälfte der deutschen Krankenhäuser sollte geschlossen werden.

Wir haben bei TE darüber berichtet:

Ein paar Textpassagen aus der TE-Kolumne vom 19. Juni 2019:

„Nach Auffassung der Bertelsmann Stiftung gibt es in Deutschland zu viele Krankenhäuser. Statt aktuell knapp 1.400 sollen es zukünftig nur noch 600 Häuser sein … Dadurch würden angeblich die Qualität der Patientenversorgung verbessert und Engpässe beim Ärzte- und Pflegepersonal gemildert … Das jedenfalls wollen führende Krankenhausexperten des „Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES)“ im Auftrag der Bertelsmann Stiftung herausgefunden haben … Die „führenden deutschen Krankenhausexperten“ haben ein „Zielbild“ für Deutschland. In einer „Simulation“ etwa meinen sie beweisen zu können, dass die Region Köln/Leverkusen mit 14 statt den aktuell 38 Akutkrankenhäusern auskommen könne … Man reibt sich die Augen. Da haben wir ohnehin einen eklatanten Mangel an Ärzten vor allem auf dem flachen Land. Viele Praxen sind verwaist, Nachfolger für Ärzte, die mit 70 oder 75 Jahren in Rente gehen, sind nicht in Sicht – und dann soll auch noch die Krankenhausdichte massiv ausgedünnt werden. An die Patienten dürfte die Bertelsmann Stiftung nicht gedacht haben. Aber um die Bürger geht es den Bertelsmännern ohnehin selten, ihnen geht es um politischen Einfluss, um Profit und trotz all des neoliberalen Anstrichs um Planwirtschaft … … Bertelsmann und die Krankenhäuser – das hat noch einen anderen interessanten Aspekt. Denn Bertelsmann ist über seine „Tochter“ ARVATO voll im Geschäft mit medizinischen IT-Systemen und elektronischen Gesundheitskarten. „Gematik“ heißt dieses System: „Gematik“ = Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH.
… Ein Schelm, der Schlimmes dabei denkt? … Nein, denn zum Beispiel gehört Dr. Brigitte Mohn nicht nur dem Vorstand der Bertelsmann Stiftung an, sondern sie ist zugleich Aufsichtsratsmitglied der Rhön-Privatkliniken AG. Das ist eine Aktionengesellschaft, die großes finanzielles Interesse an der Schließung öffentlicher Krankenhäuser haben wird. Die Rhön-Kliniken AG erwirtschaftete 2018 einen Gewinn von rund 51,2 Millionen Euro.“

Und dazu, wie mit den Bertelsmänner abgesprochen, SPD(!)-Mann Karl Lauterbach am 4. Juni 2019 auf Twitter:

„Jeder weiß, dass wir in Deutschland mindestens jede dritte, eigentlich jede zweite, Klinik schließen sollten. Dann hätten wir anderen Kliniken genug Personal, geringere Kosten, bessere Qualität, und nicht so viel Überflüssiges.“ „Nicht so viel Überflüssiges“ – man muss sich das angesichts von „Corona“ noch einmal vergegenwärtigen. Was Lauterbach mit dem Passus „Dann hätten wir anderen Kliniken“ meint, ist erklärungsbedürftig. Fehlt in dieser Passage nur ein „an anderen Kliniken“? Oder ist Lauterbach jetzt selbst schon Klinik („wir anderen Kliniken“).

Ja, viel Überflüssiges produziert vor allem Lauterbach selbst. Wer sich Lauterbachs Ratschläge im Netz, abgesondert offenbar aus freiwillig gewählter Quarantäne, anschaut, der wird einen manischen Produktionszwang des „Experten“ finden. Beispiele: „Wir müssen mehr testen … Bundestag soll pausieren … Wir brauchen als Konsequenz aus Corona eine Föderalismusreform … Das kann Trump das Amt kosten …..“

Deutschland, deine Thinktanks! Deutschland, deine Experten!

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