Frohe Post aus Gütersloh, also nicht für die Deutschen, aber für ihre Regierung: Der deutsche Arbeitsmarkt braucht angeblich noch mehr Zuwanderung, als eh schon gedacht. Denn sie ist da, die neue Studie der Bertelsmann-Stiftung, die belegen soll, dass Deutschland in den nächsten knapp 16 Jahren „jährlich rund 288.000 internationale Arbeitskräfte“ brauche – und in den darauf folgenden 20 Jahren noch etwas mehr. Das wären insgesamt 4,5 Millionen Arbeitskräfte nur bis 2040 und damit ein Zehntel der aktuell im Lande gezählten Erwerbsbevölkerung.
Laut der Studie benötigt die Bundesrepublik insgesamt 44,3 Millionen Arbeitskräfte, um so weiterzuexistieren wie zur Zeit. Das notwendige „Erwerbspersonenpotential“ liegt noch ein bisschen höher, bei 45,7 Millionen Personen. Der leicht erhöhte Wert hängt mit den Arbeitslosen und der sogenannten „Stille Reserve“ zusammen. Beide Werte bleiben aber in der Studie statisch und werden schlicht in die Zukunft verlängert, als könne sich daran nichts ändern. Im Moment besitzt das Land demnach zufällig genau die richtige Anzahl von Arbeitskräften, nämlich 46,4 Millionen, nur ein paar Hunderttausend über den Durst. Das haben die Regierenden ja ausgezeichnet gemanagt.
Für die Zukunft gehen die Studienautoren aber vom Schrumpfen des Arbeiter-Bestandes aus, bis 2040 auf rund 42 Millionen, bis 2060 sogar auf 35 Millionen verfügbare Arbeitskräfte. Die letzte Zahl wirkt besonders eindrucksvoll. Denn da fehlen nicht mehr bloß 4,5 Millionen, sondern fast elf Millionen Arbeitskräfte im Land. Wenn man mit diesen elf Millionen „offenen Stellen“ rechnet, die es in nur 36 Jahren im Lande geben solle, dann müsste Deutschland sogar etwa 300.000 „frische“ Habeck-Heil-Faeser-Arbeitskräfte im Jahr aufnehmen, um diese Lücke auszugleichen. Aber wer weiß schon wirklich, wie Deutschland dann aussieht?
Wirtschaft ist dynamisch, Bürokratie ist Mist
Und das könnte schon der erste Einwand gegen die Rechnungen sein. Denn Wirtschaft ist ein dynamischer Prozess, nach oben wie unten. Und nun wünscht sich keiner – bis auf einige Grüne und ihre Vordenker – den Abstieg der deutschen Wirtschaft, aber genau der scheint derzeit real zu sein, angefangen bei strom- und energieintensiven Branchen. Gerade ist die Autoindustrie dran, VW, Bosch, man kann nicht alle Namen nennen, die derzeit Federn lassen. Es wird wohl wieder aufwärts gehen, irgendwann. Aber von den Studienautoren – immerhin ist mit Lutz Schneider ein Professor für Volkswirtschaft an der Uni Coburg dabei – wird unsere Wirtschaft vollkommen statisch gedacht. 46 Millionen Erwerbspersonen heute, und genauso viele immer sollen es immer sein. Das ist aber eine sehr schlichte Prämisse, die sich mit keiner historischen Entwicklung deckt, eher schon mit sozialistischer Planwirtschaft.
Real ist auch das Fortschreiten der Automatisierung, das laut Bertelsmann-Stiftung schon „eingerechnet“ sein soll (man hat nach dem eben Gesagten Zweifel). Trotzdem werden einige Arbeiten und Berufe nicht durch Technik, Maschinen und KI zu ersetzen sein: die Pflege von Menschen, Medizin, Juristerei und auch das Handwerk, um nur einige zu nennen. Auch die produzierenden Fabriken werden wohl nie so ganz ohne kundige Facharbeiter auskommen. Insofern müssen sich Regierungen und Betriebe anstrengen, den eigenen Bedarf zu decken, und beispielsweise richtig und produktiv ausbilden, wozu auch die Universitäten gehören. Aber das gehört wohl nicht hierher.
Darüber hinaus könnte es durchaus auch Einsparpotentiale geben: Was ist etwa mit der sich immer weiter aufblähenden Staatsbürokratie und Staatsquote, welche immer mehr Arbeitszeit nicht nur der Staatsbürokraten selbst, sondern auch von anderen binden? Wenn der Bauer allmonatlich – neben seinem sehr real stinkenden Misthaufen – einen Haufen Formulare ausfüllen muss, hat er weniger Zeit für Acker und Vieh. Dasselbe gilt für den Handwerker und jeden anderen, der irgendwo mit staatlichen Vorschriften in Berührung kommt. Würden die amtlichen Regulationen einmal weniger statt mehr, würde eine Menge Arbeitszeit eingespart und die deutsche Wirtschaft wieder produktiver werden. Ja, man könnte – wie Milei in Argentinien – wohl ganze Behörden einsparen und damit letztlich auch Arbeitskräfte, wenn man das Akten- und Formularedickicht etwas lichten würde.
Bertelsmann-Expertin rät zu mehr Asylindustrie
Susanne U. Schultz, Migrationsexpertin der Bertelsmann-Stiftung, ist sich sicher: „Der demographische Wandel, der mit dem Ausscheiden der Babyboomer in den kommenden Jahren den deutschen Arbeitsmarkt vor große Herausforderungen stellt, erfordert auch Zuwanderung.“ Ein Problem, das Schultz anerkennt, ist, dass endlich auch „das inländische Arbeitskräftepotential – sowohl von Einheimischen als auch von bereits Zugewanderten – entwickelt und die Arbeitsmarktbeteiligung erhöht werden“ muss, und zwar „vorrangig“. Das ist Arbeit für den Arbeitsminister. Aber der künftige Arbeitskräftebedarf bis 2040 kann so angeblich noch immer nicht gedeckt werden, so Schultz, die sich auch „Senior Expert für Demokratie und Zusammenhalt“ nennt und vor zwei und drei Jahren einen „Fachkräftemigrationsmonitor“ veröffentlicht hat (Hashtag #Fachkräftemangel).
Schultz will nicht explizit von der allgegenwärtigen Asyleinwanderung sprechen, die in ‚guten‘ Jahren zufällig just 300.000 Personen ins Land schwemmt. Sie verweist vielmehr auf das „Fachkräfteeinwanderungsgesetz“ der alten Ampel-Koalition. Schultz erinnert uns zudem daran, dass diese Fachkräfte-Einwanderung kaum ohne eine „ausgeprägte“ Willkommenskultur in Behörden, Unternehmen und Kommunen plus längerfristige Bleibeperspektiven denkbar sei. Am Ende scheint dieses „Fachkräfteeinwanderungsgesetz“ nur ein Code zu sein, um das böse Asylwort nicht mehr zu benutzen. Die heranwogende Welle der Schutzsuchenden bleibt das heimliche Thema dieser Wortbeiträge.
Ausdrücklich hebt Schultz auch im Gespräch mit dem MDR hervor, dass einerseits Zuwanderung aus Europa nicht mehr ausreichen werde und dass zum anderen vor allem in den ostdeutschen Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen „viele Menschen in Rente gehen“ und der demographische Wandel hier besonders durchschlagen werde. Andererseits zeigt die Studie aber auch, dass Arbeitskräfte vor allem in den südlichen Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, aber auch Hamburg und Berlin gebraucht werden. Das ist noch so ein statischer Nadelstich gegen die Ostländer, als ob die Wirtschaftsentwicklung der nächsten 20 bis 40 Jahre schon heute beschlossen wäre. Ginge es nach der Bertelsmann-Stiftung, dann wäre Bayern heute immer noch Agrarland wie nach dem Weltkrieg und Berlin der industrielle Knoten der Bundesrepublik wie in der Weimarer Republik. Beides hat sich erkennbar verändert.
Schultz tut nun so, als könnten die ostdeutschen Länder mit einer zuwanderungsfreundlicheren Politik das Ruder herumreißen. Das ist offensichtlich eine Aufforderung an asylmigrationskritische AfD- und BSW-Wähler, ihre Stimme doch bitte noch einmal zu überdenken. „Und der wichtigste Punkt ist“, so Schultz im MDR-Interview, „dass Zuwanderung auch weitere Arbeitsplätze schafft, also dadurch wird Bedarf entstehen, und dadurch entsteht im Grunde eine positive Spirale nach oben.“ Die Senior-Bertelsmann-Expertin empfiehlt den Ostdeutschen also in durchsichtiger Weise, mehr Asylindustrie in ihren Ländern zu installieren. Das wäre dann offenbar auch eine Art Strukturwandel. Ganze Bundesländer würden zu Asyl-Klappen, so wie es einst Bürgermeister im ländlichen Niedersachsen propagierten.
Asylzuwanderung bindet Fachkräfte, statt sie freizusetzen
Die Arbeitskosten sind in Deutschland übrigens rund 30 Prozent höher als im EU-Durchschnitt. Im verarbeitenden Gewerbe ist die Arbeitsstunde sogar 44 Prozent teurer, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Das muss nicht schlimm sein, denn die Arbeitnehmer wollen ja auch von etwas leben, und Belgien und Dänemark liegen hier noch vor Deutschland. Aber die hergestellten Waren müssen dann eben auch hochwertiger sein, um die höheren Lohnkosten zu tragen. Es ist also Qualitätsarbeit gefordert, Arbeit von echten Fachkräften mit hoher Verantwortung, weniger von angelernten Hilfskräften ohne Vorbildung.
Und wo wir dabei sind: Was trägt eigentlich die illegale Einwanderung aus anderen Kulturkreisen hier bei, der berühmte von Deutschland an alle Hergelaufenen der Welt zu gewährende „Schutzstatus“? Recht wenig, denn die derart zuwandernden Kulturträger tun sich oft schwer, den deutschen Anforderungen nicht nur im Hinblick auf die Aktenhaltung nachzukommen. Das aber ist eine Grundanforderung an deutsche Bauern und Handwerker (siehe oben: Formularedickicht).
Es ist kein Geheimnis, dass die Asylzuwanderung inzwischen einen großen Anteil der – andernfalls vielleicht produktiven – Erwerbskraft in Deutschland bindet, von Sozialarbeitern und Lehrern über Ärzte und Pfleger bis hin zu Sicherheitskräften und Juristen (siehe oben: Asylindustrie). Und auch Handwerker und Ingenieure werden von den ausbildungslosen Neuankömmlingen umgehend benötigt, damit sie etwas zum Wohnen haben, vielerorts ganz konkret, wenn „Freiwillige“ in kleinen Gemeinden Notunterkünfte herrichten.
Nur eine Einwanderung von sechs führt zu Hochwert-Job
Vor wenigen Tagen erinnerte auch das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) an das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Bundesregierung, das vor einem Jahr in Kraft trat. Seitdem wurden 200.000 Visa zu Erwerbszwecken erteilt, so das BMI, das sei ein Anstieg um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei Studenten aus Drittstaaten (also Nicht-EU-Staaten) war sogar ein Anstieg um 20 Prozent und bei Auszubildenden ein Wachstum um ein Drittel zu verzeichnen. Das sind natürlich alles noch keine fertigen Fachkräfte nach deutschem Standard, aber angeblich werden sie Deutschland früher oder später einmal als solche zugutekommen.
Durch die erleichterte Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen gab es sogar 50 Prozent mehr Visa-Erteilungen in diesem Bereich. Aber werden die Empfänger wirklich in Deutschland in ihrem erlernten Beruf arbeiten können? In Wahrheit sind es reichlich viele ungedeckte Wechsel auf die Zukunft, die die Ministerien von Faeser, Heil & Co. nur zu gerne ausstellen. Hoffnung ist ja so sozialdemokratisch.
Was aber auch aus der Pressemitteilung des Innenministeriums hervorgeht: In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nur um 1,6 Millionen Personen angestiegen, und Drittstaatsangehörige von außerhalb der EU stellten 995.000 der neuen Arbeitskräfte. So vermerkt das Faeser-Ministerium stolz. Aber das wäre offenbar nur ein Klacks im Vergleich zu dem, was die Studienschreiber der Bertelsmann-Stiftung für die Jahre bis 2040 und darüber hinaus vorschlagen. In der Studie geht es nämlich um die Aufnahme des Dreifachen an Zuwanderern bis 2040 (4,6 Millionen), und bis 2060 sogar des fast Siebenfachen (11 Millionen). Die schieren Zahlen werden neue Realitäten in Deutschland schaffen. Und das konvergiert dann doch mit den 90 Millionen „Deutschen“, die Olaf Scholz sich in einer lauen Sommernacht ausdachte und seinem verdutzten Publikum vortrug. Er meinte damit keine neue ermutigende Familienpolitik.
Aber rechnen wir noch ein wenig weiter: Seit 2019 sind laut Destatis rund neun (8,7) Millionen Personen nach Deutschland eingewandert. Aber nur 1,6 Millionen sozialversicherungspflichtige Stellen wurden im selben Zeitraum von Ausländern besetzt. Das Missverhältnis könnte kaum deutlicher ausfallen: Nur jeder sechste zugewanderte Ausländer würde demnach sozialversicherungspflichtig in Deutschland arbeiten. Das sind 16,7 Prozent. Der auch nur halbwegs hochwertige, von einem Zuwanderer vollführte Job bleibt einstweilen die Ausnahme.
All das würde bedeuten, dass man für die 300.000 pro Jahr benötigten Kräfte das Sechsfache einreisen lassen muss, wenn es nach der bisherigen Effizienz geht. Und das bedeutet eine Zuwanderung von 27 (statt 4,5) Millionen Personen bis 2040 und von 66 (statt elf) Millionen bis 2060. Nur wer soll die 55 Millionen Kostgänger dann noch versorgen?
Zugleich gab es natürlich auch eine Abwanderung – von Deutschen wie von Ausländern. Dennoch ist anzunehmen, dass gerade die Asylzuwanderer im Wesentlichen in Deutschland bleiben. Und von diesen gab es ausweislich öffentlich zugänglicher Zahlen 2,9 Millionen seit dem Jahr 2015, darin enthalten 1,3 Millionen nur seit 2019. Der Familiennachzug und klandestine Aufenthalte sind hier noch nicht berücksichtigt, die reale Zahl dürfte also höher sein. Die Mehrheit dieser Zuwanderer ist einstweilen nicht erwerbstätig – teils erzwungenermaßen, teils aus eigenem Entschluss, wie ebenfalls bekannt ist. Es gibt Berechnungen aus Dänemark und den Niederlanden, wonach der herkömmliche Asylmigrant aus dem Nahen Osten oder Nordafrika ein europäisches Land in der Lebenssumme mehr kostet, als er ihm einbringt.
Bürgergeldbezug von Nicht-Deutschen steigt
Dass der Bürgergeldbezug von Deutschen sinkt, der von Ausländern aber steigt, hat TE erst vor wenigen Tagen gezeigt: 47,3 Prozent der Bürgergeldbezieher sind ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Bei Syrern, Afghanen und Irakern liegen die Bürgergeldquoten bekanntlich um die 50 Prozent, bei Deutschen nur bei etwa fünf Prozent.
Bei Ukrainern liegt der Anteil der Bezieher – wegen der sofortigen Anerkennung der Asylberechtigung – sogar bei 65 Prozent. Das zeigt eindrücklich, was Massenzuzug in ein Wohlfahrtsland mit ausgebautem Sozialsystem wirklich und ziemlich systematisch bedeutet: Integrationshürden und Verzögerungen bei der Arbeitsaufnahme, 716.979 Ukrainer beziehen laut neuesten Zahlen Bürgergeld, daneben 517.839 Syrer und 200.456 Afghanen. Es ist also keineswegs so, dass jede beliebige Zuwanderung nach Deutschland dem deutschen Arbeitsmarkt nutzt und ihm zu den notwendigen Arbeitskräften verhilft.
Wenn die Bertelsmann-Studie also implizit für die Fortsetzung dieser Zuwanderungsart plädieren sollte, dann hätte sie ihr Material nicht beisammen. Gelobt wird die illegale Zuwanderung auch wirklich nur noch zwischen den Zeilen, nicht zuletzt, weil Deutschland kaum etwas anderes kennt und die Dimensionen des illegalen Zuzugs über die grüne oder anderweitige Binnengrenze noch immer enorm ist.