Tichys Einblick
Illegale Sprengsätze

Berlin: „Silvester mit Krieg verwechselt“

Eine Horde von Randalierern spielt Krieg in Berlin. 36 Wohnungen sind danach unbewohnbar und müssen nun überprüft werden. Ein Polizist verblutet fast - eine Notoperation rettet ihm das Leben. Illegale Sprengsätze führten andernorts zu Verletzungen, Toten und immensen Sachschäden.

Durch die Explosion einer mutmaßlichen Kugelbombe sind zahlreiche Fensterscheiben in der Vorbergstraße im Stadtteil Schöneberg zu Bruch gegangen.

picture alliance/dpa | Jörg Carstensen

In der Silvesternacht wurden in Berlin zwei illegale Kugelbomben gezündet. Dabei handelte es sich nicht einfach um illegale Böller, sondern um professionelles Feuerwerk, das mehrere Kilogramm Sprengstoff enthalten kann.

Im Berliner Stadtteil Schöneberg wurden noch nicht identifizierte „pyrotechnische Gegenstände“ (Polizei Berlin) gezündet. Schon den ganzen Abend hatten sich verschiedene Gruppen mit Böllern und Silvesterraketen beschossen. Der Tagesspiegel zitiert einen Beamten, der vor Ort war: „Sowas haben wir noch nicht erlebt. Die haben Silvester mit Krieg verwechselt“. Die Druckwelle der Explosion zerstörte die Fenster des Straßenzugs. Mindestens zwei Personen mussten im Krankenhaus versorgt werden. 36 Wohnungen sind vorerst unbewohnbar. Die Bauaufsicht muss nun die Gebäude auf ihre Sicherheit prüfen. Der Täter ist nicht bekannt. Ein Feuerwehrsprecher bezeichnete die Gegend als “Schlachtfeld“.

Auch in Tegel wurde eine Kugelbombe in einer Menschenmenge gezündet. Acht Menschen wurden verletzt, zwei lebensbedrohlich; eine der schwerverletzten Personen ist ein Kleinkind.

In Pankow wurde ein Polizist von einer Kugelbombe am Bein getroffen und drohte zu verbluten. Er konnte in einer Notoperation gerettet werden. Unklar ist, ob es sich dabei um einen illegalen oder selbstgebauten Böller handelt oder um eine kommerzielle Kugelbombe, wie sie in professionellem Feuerwerk eingesetzt werden. Letztere sind allerdings nicht im Handel erhältlich – der Erwerb bedarf einer Genehmigung der Behörden.

Obwohl die Angriffe auf Rettungskräfte in Berlin besonders aufsehenerregend sind, ist das keine Berliner Eigenheit. Auch in Hamburg musste die Feuerwehr einen Einsatz abbrechen, weil sie beschossen wurde. Polizisten gingen mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen mehr als 40 Randalierer vor, die das Löschen verhindern wollten.

Fünf Tote durch illegales Feuerwerk

Deutschlandweit sind nach bisherigem Stand fünf Menschen im Zusammenhang mit Feuerwerk ums Leben gekommen. Im sächsischen Oschatz bei Leipzig starb ein 45-Jähriger, der sich professionelles Feuerwerk besorgt hatte. Es handelte sich wohl um eine Großfeuerwerksbombe der Kategorie F4 , diese darf nur mit behördlicher Erlaubnis verkauft werden. Er wurde von ihrer Explosion am Kopf verletzt und verstarb im Krankenhaus. In Hartha bei Chemnitz verstarb ein 54-Jähriger, ebenfalls an Verletzungen durch Feuerwerk. Ein Mann in Brandenburg an Verletzungen, die einen tschechischen DumBum-Böller gezündet hatte. Diese beinhalten bis zu 100 Gramm Schwarzpulver. Ein 20-Jähriger starb bei Hamburg an den schweren Verletzungen, die ein selbstgebauter Böller verursachte. Ebenso erging es leider einem 24-Jährigen Mann in Geseke, Nordrhein-Westfalen.

Anm. d. Red.: In einer früheren Version dieses Artikels stand, dass in Berlin-Schöneberg eine Kugelbombe gezündet wurde. Ein Leser, staatlich geprüfter Pyrotechniker, wieß uns darauf hin, dass dies wahrscheinlich nicht der Fall ist. Auch die Polizei Berlin schreibt in einer späteren Pressemeldung von einem „pyrotechnischen Gegenstand“.

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