Tichys Einblick
Zufällige Opfer: die Einschläge kommen näher

Berlin-Grunewald: Tunesier ermordete Taxifahrer für zehn Euro

Äußerst kaltblütig brachte der Tunesier Hassem B. im April einen türkeistämmigen Taxifahrer um. Seine EU-Karriere begann 2011 auf Lampedusa und endete im belgischen Drogendealermilieu. Laut eigener Aussage tötete Hassem B., um zu bekommen, was er will, um sich durchzusetzen.

IMAGO / Rolf Kremming

Man kann sich nur wundern, welche Art von Menschen da aus Asien und Afrika (in diesem Fall: Tunesien) nach Europa strömen. Und wundern ist noch wenig. Der Taxifahrer-Mord in Berlin-Grunewald vom April dieses Jahres lässt die, die sich mit ihm beschäftigen, ganz andere Gefühle erleben. „Töten ist eine gute Sache“, versicherte der angeklagte Tunesier Hassem B. in einer auf Video festgehaltenen Aussage. Sie wurde am Dienstag auf einem großen Bildschirm im Kriminalgericht Moabit abgespielt. Vor Gericht schwieg der 24-jährige Angeklagte.

Die Anwesenden hielten den Atem an. Warum sollte Töten eine gute Sache sein? Im Tagesspiegel schreibt Alexander Fröhlich dazu: „Es ist ein Fall, der neben all der Brutalität die Ungewissheit zwischen Leben und Tod offenbart: Jederzeit kann es schnell vorbei sein – durch Zufall. Zur falschen Zeit am falschen Ort? Was wäre wenn? Warum ausgerechnet Mustafa A., 49 Jahre alt, aufgewachsen in Deutschland, zweifacher Familienvater? Das fragen sich auch die Angehörigen.“ Mustafa A. fuhr nur selten das Taxi seines Bruders, war im Hauptberuf Zugdisponent. Ein anderer Taxifahrer hatte den Tunesier abgewiesen. So dünn kann das Blatt zwischen Leben und Tod sein.

Innere Sicherheit erodiert
Faeser: Für Messerverbote in Bus und Bahn – gegen Grenzkontrollen und Hilfe für Kommunen
Der mutmaßliche Mörder war im Jahr 2011 nach Lampedusa gekommen, gelangte dann über Frankreich ins belgische Etterbeek, wo er anscheinend länger lebte. Dort tötete er angeblich aus Rache seine Freundin, die 53-jährige Eleonora S. – offenbar mit demselben Messer, das er auch in Berlin wieder zücken sollte –, und wollte sich eigentlich über Dänemark nach Norwegen absetzen. Er war schon zuvor unter anderem wegen Diebstahls vorbestraft. Aus irgendeinem Grund fuhr er aber dann Richtung Berlin. Auf einem Umsteigebahnhof packte ihn der Hunger. Er hatte seit 16 Stunden nichts mehr gegessen: „Als ich ausgestiegen bin, hatte ich Hunger. Ich wollte jemandem Geld wegnehmen, ihn töten.“ Er fand allerdings niemandem um vier Uhr früh. Die Logik von Hassem B. ist dabei so eindeutig wie grauenerregend: „Wenn man etwas haben will, dann muss man töten.“
Das Verhalten eines berufsmäßigen Killers

Betteln kam jedenfalls nicht in Frage. Dazu sei er zu stolz gewesen. Im Berliner Bahnhof Südkreuz angekommen, nahm er sich ein Taxi und ließ sich in den Stadtteil Grunewald fahren. Den hatte er wegen der großen Grünfläche ausgesucht. Denn: „Jemanden beklauen und töten, das macht man in einer abgelegenen Gegend.“ Angeblich schildert er seine Mordtat dann in jeder Einzelheit: „Ich warte darauf, dass er anhält, um ihn zu töten.“ Dann die Details… Ein Stich genügte dem Täter. Und ein Zehn-Euro-Schein, den er in der Ablage des Fahrers erhascht hatte, sollte seine Beute sein.

Wie es zu dieser psychischen Disposition kam, darüber darf man mit Recht rätseln. In Belgien dealte der Mann mit Kokain – ein Geschäft, in dem man laut dem Tunesier „umgeben von Mördern“ ist. Von den erbeuteten zehn Euro kaufte sich Hassem B. Chips und eine Capri-Sonne: „Es hat gereicht, um meinen Bauch vollzumachen und weiterzufahren.“ Dabei hatte der Taxifahrer Mustafa A. weit mehr als nur jene zehn Euro bei sich. Doch nach dem Geld scheint der Tunesier gar nicht gesucht zu haben. Das Ganze ähnelt eher dem Verhalten eines berufsmäßigen Killers.

Bundespolizei schlägt Alarm
Bilanz 2022: Gewalt und Kriminalität an deutschen Bahnhöfen greifen immer stärker um sich
Nach dem Mord wollte Hassem B. seinen Weg nach Oslo fortsetzen, wo er angeblich ins Drogengeschäft einsteigen wollte. Er suchte eine Bushaltestelle und fragte einen zufällig vorbeikommenden Mann nach dem Weg. Es war der in Düsseldorf geborene Deutsch-Tunesier und Ex-Hertha-Profi Sami Allagui, der der Polizei den ersten Tipp gab. Zufälle gibt es… Später wurde der mutmaßliche Täter in Flensburg bei einer Kontrolle gefasst.

Hassem B. gilt nun vielen wieder einmal als psychisch krank. Wer solch eine Tat begeht, muss das offenbar sein. Aber seine Gedanken, so konfus sie teils sein mögen, entbehren nicht der Rationalität, zumal wenn man bedenkt, in welchem Milieu der Tunesier die letzten Jahre über gelebt hatte und in welcher Situation er gerade war. Er ging den Weg der Drogendealer und Mörder – und folgerte daraus, dass er einer von ihnen werden wollte. Er tötet, „um zu bekommen was ich will, um mich durchzusetzen“, so die Aussage von Hassem B., der das Töten auch nach Möglichkeit fortsetzen will, solange er nicht im Gefängnis sitzt.

Am Görli werden Ausreisepflichtige im Dutzend kriminell

Für die Menschen in Deutschland und den anderen betroffenen Ländern vor allem Westeuropas bedeutet ein solches Geschehen, dass nun sie sich auf einen neuen „Weg“ einstellen müssen, der ebenfalls von Mördern, Räubern, Vergewaltigern usw. gesäumt ist. Das spüren natürlich nicht alle Milieus im gleichen Tempo und Maß. Die meisten Menschen sind überdies mit der glückfördernden Gabe des Übersehens gesegnet. Ein Tipp wäre, dass beispielsweise Migranten der zweiten und dritten Generation – wie die Familie des ermordeten Taxifahrers oder auch seine türkeistämmigen Kollegen – der Sache schon einen Schritt näher sind.

Teils, weil sich die Milieus und Wohnorte überschneiden, auch die Religion bildet eine Gemeinsamkeit, die die deutsche „Mehrheitsgesellschaft“ nicht besitzt. Kein Wunder also, wenn zumal Türkeistämmige immer weniger Hemmungen haben, auf die verfehlte Migrationspolitik hinzuweisen.

In Kneipe wie auf Volksfest
Deutschland gewöhnt sich an Messergewalt
Apropos verfehlte „Flüchtlingskarriere“: Am Görlitzer Park steigt gerade die Zahl jener Straftaten rapide an, die von Menschen ohne Bleibeperspektive begangen werden. Die (eigentlich eher grün tickenden) Anwohner des Parks erleben gerade einen Realitätsschock nach dem anderen. Kurz gesagt: Die Gambier und Guineer halten sich nicht an das deutsche Ausländergesetz. Mindestens 100 von ihnen sind vollziehbar ausreisepflichtig. Aber es ist klar, dass sich die Herkunftsstaaten nicht um diese Menschen reißen werden.

Derweil gehen die Gewalttaten im Viertel weiter, und Frauen meiden den Park inzwischen zu vielen Tageszeiten. Man erinnert sich vielleicht noch an Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne), die keine „Gruppe“ aus dem Park verdrängen wollte – damit meinte sie vor allem die Drogendealer. Das war ungefähr vier Jahre, bevor die Gewalt in dem Berliner Park Purzelbäume schlug – unter anderem in der Form einer Massenvergewaltigung.

In Berlin-Friedrichsfelde, nicht für seine Drogenszene bekannt, wurde ein Familienvater mit einem Messer verletzt, nachdem er sich zwei Männer in den Weg gestellt hatte, die seinen Kindern mit der Frage nach (!) Drogen nachstellten.

In Hamburg verbreitet sich ein „Klima der Angst“

Das Übersehen kann einem auch anderswo vergehen, etwa wenn in Hamburg-Borgfelde ein Mann auf offener Straße niedergeschossen wird und wenig später im Krankenhaus stirbt. Der Täter entkam mit dem Fahrrad. Nun hat er sich gestellt: Es ist ein 20-jähriger Tunesier. Der Haftbefehl der Hamburger Polizei erging wegen Totschlags. Die Hintergründe sind anscheinend noch ungeklärt. In der Hamburger Mopo heißt es dazu, die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warne „vor ausufernder Gewalt in Deutschland und Hamburg, vor allem in Anbetracht der jüngsten Gewalttaten in Borgfelde, Dulsberg und am Jungfernstieg. Es sei zu befürchten, dass die genannten Taten auch einen Hintergrund in der Bandenkriminalität haben, so GdP-Landesvize Lars Osburg. Sie könnten ‚ein Klima der Angst weit über das Milieu hinaus verbreiten‘.“

In einem Dulsberger Mehrfamilienhaus fochten ein junger und ein älterer Mann mit einem Messer und einer Machete miteinander. Am Ende lag der 26-Jährige „mit aufgeschlitztem Bauch am Boden“. Am Jungfernstieg gab es eine Messerstecherei zwischen rund 20 Jugendlichen. Ein 19-Jähriger wurde lebensgefährlich verletzt. Dahinter sollen gewaltbereite Jugendbanden (1920er und 315er) stehen, die seit einigen Monaten den Jungfernstieg terrorisieren.

Ob ein Messerverbot im öffentlichen Raum hilft gegen die Taten? Das kann es eigentlich gar nicht, weil die Polizei ohne eine Tat meist keinen Anlass zum Kontrollieren hat und wohl auch gar nicht das nötige Personal besäße, um umfassende Kontrollen – etwa im öffentlichen Verkehr – umzusetzen. Helfen kann nur die Kontrolle der Grenzen und am besten wohl deren Schließung bis auf weiteres. Was soll man tun? Besser als unterzugehen, ist es allemal.

Anzeige
Die mobile Version verlassen