Tichys Einblick
Querdenker-Noah und Gender-Mia 

Beliebteste Vornamen im Corona-Jahr 2020

Von Bedeutung und Geschichte von Noah und Mia wird man noch im vierten Jahrtausend reden, wenn die Untergangsprophet_in*-en längst namenlos untergegangen sind wie heuer Greta.

picture alliance/dpa | Markus Scholz

Nicht Jens, Karl oder Markus, nicht Angela, Ursula oder Annalena oder andere Untergangsprophet_in*-en. Nein, die Deutschen sind Querdenker und benennen ihren Nachwuchs biblisch-abendländisch mit einem Hauch von Gender. Die Hitliste der beliebtesten Vornamen 2020 führen M(ar)ia und Noah an.

Da sage einer, wir Deutschen seien entchristlicht und geschichtsvergessen. Nix da! Vorbei die Zeit der Kevins und Marwins, der Maiks mit ai oder ei oder US-konform Mike. Der Corona-Jahrgang 2020 heißt, soweit männlich, Noah. Das ist nämlich der beliebteste Jungen-Vorname. Noah führt die Hitliste in einem Jahr, das geprägt war von finstersten Untergangsszenarien, denen man nur mit Mund- und Nasenschutz Paroli bieten konnte. Obwohl jene Masken, bevor sie die Politik zur Pflicht machte, erstmal von derselben Politik als unwirksam und nutzlos gebrandmarkt worden waren. Dazwischen lag allerdings die Tatsache, dass China inzwischen geliefert hatte. Nicht nur das Virus, sondern auch die dazu passenden Gegenmittel. Und das Impfserum wurde zwar in Deutschland erfunden, aber ebendieselbe Politik vergaß, rechtzeitig und reichlich zu bestellen. Irgendwie hatte das den Charme von „Nach uns die Sintflut“. Es war ja auch das „voraussichtlich“(!) letzte volle Amtsjahr der Corona-Angela, dafür muß man schon Verständnis haben. Nach mir die Sintflut….

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Also besann sich der Deutsche einer welthistorisch einmaligen Rettungsaktion, bei der die Untertanen selbst das Heft des Handelns übernahmen. Eben jener Noah, der Gott mehr gehorchte als den damaligen Schönwetter-Behörden. Der auch nicht depressiv wurde, als die prähistorischen Drostens, Söders, Lauterbachs oder RKIs das Regierungs-Ruder übernahmen. Unverdrosten ääääh -verdrossen und ohne Lockdown baute er für sich, seine Familie und die damalige Tierwelt ein gigantisches Rettungsschiff. Noah, als Querdenker verspottet, trotzte dem Mainstream der Urzeit und lebte bereits einen Hauch von Hölderlin vor: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Die rettende Arche mitten in der gefährlichen Sintflut-Pandemie, dafür steht der Name Noah.

Die Deutschen sind also hellwach: Rette sich, wer kann! Sie nennen ihre Jungen nicht Karl, Jens, Markus oder Angelus oder wie die Untergangspropheten alle heißen. Nein, sie setzen auf Zukunft und Hoffnung: Noah! Dessen Arche, übrigens politisch korrekt völlig CO2-frei unterwegs, strandete schließlich auf dem Berg Ararat in der heutigen Türkei. Das wirft die Frage auf: Was wurde eigentlich aus Mohammed? In Berlin führte er noch 2019 die Hitliste der beliebtesten Vornamen an. Kann sein, dass das jetzt gerade nicht opportun ist und die ohnehin gestreßte Mini-Gruppe „der schon länger hier Lebenden“ erschrecken könnte. Doch dafür hat man ja in strammer Gefolgschaft das ZDF, das mit seiner Wetterkarte und dem Hoch „Ahmet“ einspringt, wo Statistiker schweigen (müssen). Man wirkt dort ja ohnehin schon besonders sprach- und ideologiebildend, so dass man den Eindruck gewinnt, die Moderator_in*-en müssten allesamt in einen Logopäden-Lockdown wegen einer akuten Stotter-Pandemie.

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Doch Noah, was für ein Segen, ist ja gleichsam das Gendern in Person. Denn dieser Vorname ist keineswegs rein männlich. Er läßt sich für Mädchen und die anderen 64 Geschlechter ebenso bestens verwenden und hält den kleinen Stramplern, die sich gegen ihre Benennung bekanntlich nicht wehren können, alle Möglichkeiten offen. Wenn sie irgendwann mal erkennen, was sie nun sein wollen oder sein wollen müssen oder wie das Queere äääh Quere auch immer heißt: sie haben auf jedenfall den richtigen Namen. Einfach und einsilbig: Noah! Ein echter Unisex-Name, so alt wie das Alte Testament.

Das gilt auch für den beliebtesten weiblichen Vornamen: Mia. Da lässt man platzsparend zwar das „ar“ einfach weg (das Twitter-Zeitalter und das Baby-Denglisch lassen grüßen), hat dennoch Maria im Hinterkopf. Vorbild sind Hofvirologen und -journalisten oder das RKI, die ja auch meist die Hälfte weglassen. Was nicht passt, wird eben passend gemacht. Fakten stören nur. Maria: Ein Männer-kompatibler Frauenname, man denke nur an Rainer Maria Rilke, Guido Maria Kretschmer und andere Marias. Mia wie Noah quasi als Gender-gemäße Allzweckwaffen. Wie klug also von den 2020er Vätern und Müttern, man ist nach allen Seiten offen. Doch, halt! Was heißt hier Vater und Mutter, korrekt natürlich: Elter 1 und Elter 2. Und gemäß dem Evangelium nach Margot ist ja völlig offen, wer bei der Ur-Maria der/die Elter 2 überhaupt war: Josef, Gott, der Heilige Geist oder die Göttin, eine Geistin oder gar die Heilige Begeisterung? In den Kirchen, also dem Evangelium nach Heinrich (mir graut vor dir) und Karl (nicht der mit dem „Kapital“), ist ja jede noch so queere Variante möglich. Nichts ist derzeit so sektenhaft querdenkerisch wie die einstigen Volkskirchen, wenn es um die Impfung des Volkes mit politischer Korrektheit geht.

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Komisch: zu Noah, dem klugen Querdenker mit der CO2-freien Arche, würde doch Greta viel besser passen. Doch die ist inzwischen irgendwie verschollen, aus den Augen, aus dem Sinn. Offiziell Absturz auf Platz 130, um mehr als 100 Plätze gefallen gegenüber dem Vorjahr. Das wäre für jedes börsennotierte Unternehmen der Exitus. Nur Mia hat Konjunktur, Maria Regina, die mit der Krone. Corona statt Klima. Die Prioritäten ändern sich schneller als die Verschärfungen von Lockdowns.

Und der clevere Deutsche reagiert und sendet damit eine Botschaft aus. So kennen wir das aus Diktaturen, sozusagen der „Peter Stuyvesant“ des Arbeiter- und Bauernstaates: Ricco, Mike, Chantal, Cindy … Sie alle standen für das, was man ersehnte, aber nie bekam: Freiheit und Weltoffenheit. Das Querdenken war also im Vornamen bereits angelegt. Da konnten Sektenführer wie Margot und Erich lange warten, bis man ein armes Wurm nach ihnen nannte.

Mama-Mia! Wer hätte das gedacht: Mia und Noah! Zwei wunderschöne Namen, die, wenn der ganze Panik-pandemische Spuk von Gender und Corona mal vorbei ist, die Nachwelt daran erinnern: die Deutschen sind gar nicht geschichtsvergessen, sondern echte Querdenker. Sie krönten ausgerechnet den Corona-Jahrgang gemäß ihrer abendländischen Kultur mit uralten biblischen, aussagekräftigen Vornamen. Von ihrer Bedeutung und Geschichte wird man noch im vierten Jahrtausend reden, wenn die Untergangsprophet_in*-en längst namenlos untergegangen sind wie heuer Greta. Und das ist auch gut so!


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